Bernd Schlacher im Interview: „Meine Restaurants sind wie eine Theaterbühne“

Szene-Gastronom Bernd Schlacher

Wien (Culinarius)Wiener Erfolgsgeschichten

Besitzer des Haubenrestaurants „Motto am Fluss“, des Café Restaurants „Halle“ am Museumsquartier und Gründer der Catering Firma „Motto Catering“. Die Rede ist hier von keinem Geringeren als dem Szenewirt Bernd Schlacher, der das Restaurantleben in Wien seit 1990 maßgeblich mitgeprägt hat. Er machte die „Kunsthalle“ am Karlsplatz und das Schwulenlokal „Motto“ zu dem, was sie heute sind, feierte dort mit Weltstars wie Sharon Stone, Elton John und Paris Hilton. Mit einem Catering Team von 200 Mitarbeitern bediente er bereits Tausende von Leuten beim Wiener Opernball, Life Ball und in der Hofburg.

Dabei fing alles etwas ruhiger an: Geboren wurde Bernd Schlacher 1965 in Obdach in der Steiermark, einer kleinen Marktgemeinde mit 3800 Seelen. Im jugendlichen Alter von 15 Jahren verließ er seine Heimat, um nach Wien zu gehen und hier eine Lehre bei der Eisenbahn zu beginnen. Nebenher jobbte er am Wochenende im „Wiener“ – ein angesagtes Austropop Lokal zur damaligen Zeit.

Gastronews Wien: „Hätten Sie zu der Zeit, als Sie hergezogen sind, gedacht, dass Sie einmal ein so erfolgreicher Gastronom werden würden?“
Schlacher: „Nein, das hab’ ich mir natürlich nicht gedacht. Ich habe ja damals noch bei der ÖBB gearbeitet und noch nicht gewusst, dass die Gastronomie mein Herz erobern wird. Außerdem ist Erfolg immer relativ. Ich bin glücklich, ja. Ob es Erfolg ist, weiß ich nicht.“

Mit 23 Jahren kaufte sich Bernd Schlacher in das „Wiener“ ein und besaß fortan ein Drittel des Lokals. Zwei Jahre später eröffnete er das Restaurant „Motto“ in Wien Margareten.

Gastronews Wien: „Wie schwierig war es, das zuvor in Konkurs geratene Lokal ‚Motto’ wieder zum laufen zu bringen?“
Schlacher: „Eigentlich gar nicht schwierig. Ich habe es mit meinem jugendlichen Elan umgebaut und in meinem Kopf war eingebrannt „das funktioniert“ und es hat auch funktioniert. Wobei die Einrichtung mir heute gar nicht mehr gefallen würde, die ich damals gemacht habe. Da hatte ich relativ wenig Plan, aber den Leuten hat es gefallen. Sie haben sich wohl gefühlt und das war das Wichtigste. Ich wollte ihnen und meinen Freunden ein Wohnzimmer bieten und das hat sehr gut funktioniert. Außerdem habe ich das von Herzen aus gerne gemacht, ich bin wahnsinnig gerne ins Motto gegangen. Es war mein Zuhause, es war auch MEIN Wohnzimmer.“

Gastronews Wien: „Wie würde Ihr Leben aussehen, wären Sie im Eisenbahnbetrieb geblieben?“
Schlacher: „Furchtbar! Also der Job ist ja nicht schlecht, aber für mich passt es einfach nicht, ich habe nämlich sehr gerne mit Menschen zu tun. Als ich damals in der Lehrwerkstätte gearbeitet habe, hatte ich bloß mit Metallstücken oder Elektrodrähten zu tun. Dafür bin ich nicht der Typ, ich glaube ich wäre nicht so glücklich geworden.“

Gastronews Wien: „Wie gehen Sie Ihre gastronomischen Projekte an?“
Schlacher: „Zunächst ist es wichtig nach der Location zu schauen, also wo es ist und wie das Haus aussieht. Dann lasse ich mein Herz sprechen und frage mich, ob ich mich dabei wohl fühle, wenn ich das mache. Ich möchte nichts machen, was steif ist, wo es mucksmäuschenstill ist. Für mich spielt Musik eine wichtige Rolle, deshalb vergleiche ich meine Restaurants gerne mit einer Theaterbühne: Jeder Gast ist gleichzeitig auch Schauspieler und Teil des Gesamten. Bei meinen Konzepten muss Energie fließen.“

2001 gründete Bernd Schlacher die Cateringfirma „MOTTO-Catering“ und eröffnete noch im selben Jahr die „HALLE“ am Museumsquartier. Drei Jahre später folgte das „Kunsthallencafé“ am Karlsplatz, das er mittlerweile weitergegeben hat. Seit 2010 leitet er zudem das „Motto am Fluss“ Café-Bar-Restaurant.

Gastronews Wien: „Welche Catering Projekte stehen 2016 an?“
Schlacher: „Im Austria Center sind heuer viele große Kongresse mit Großveranstaltungen bis zu 5.000 Personen, da müssen wir schauen, dass wir alles professionell zu Gast bringen. Für das Jahr 2016 wünsche ich mir eine Steigerung des Cateringumsatzes von 20%.“

Gastronews Wien: „Wie läuft Ihr derzeitiges Hotelprojekt mit Michael Tojner?“
Schlacher: „Das Projekt ist noch in Planung, deshalb kann ich gerade nicht viel dazu sagen. Es handelt sich um ein größeres Planungsprojekt, was noch Zeit braucht, ungefähr 2-3 Jahre. Ein Standort dafür ist zwar schon festgelegt, aber darüber spreche ich noch nicht, weil die Verträge noch nicht unterschrieben sind.“

Gastronews Wien: „Wenn Sie auf Ihre bisherige gastronomische Karriere zurückblicken, was würden Sie heute anders machen?“
Schlacher: „Nicht viel. Ich bin eigentlich sehr glücklich mit dem, was ich mache. Vor zwei Jahren habe ich zwei meiner Lokale abgegeben, was aber kein Fehler war, das hat so gepasst. Das ‚Motto’ und die ‚Kunsthalle’ waren eher Jugendlokale für mich, die ich in meinen jungen Jahren betrieben habe. Jetzt bin ich 50 Jahre alt und endlich erwachsen geworden, deshalb hat das einfach nicht mehr zu mir gepasst. Ich war glücklich, dass ich das weitergeben durfte und dass die Lokale auch jetzt noch gut funktionieren. Sie waren sozusagen meine Babys, die erwachsen geworden sind.“

Gastronews Wien: „Wie lautet Ihre Lebensphilosophie, Ihr Lebens-‚Motto’ sozusagen?“
Schlacher: „Ich denke man muss positiv auf die Dinge schauen, sowohl im privaten Leben als auch im Beruflichen. Ich versuche heute eine Ausgewogenheit im Leben zu haben: 40% Job, 40% Familie und 20% Bernd als Person. Früher war das anders, da waren es noch 90% Job, da ist es nur um Arbeit gegangen. Heute kann ich Arbeit an meine guten Mitarbeiter abgeben.“

Gastronews Wien: „In einem Standard-Interview von 2011 sagten Sie, dass sie in der Zukunft nach Berlin ziehen wollen. Ist das weiterhin der Plan?“
Schlacher: „Nein, das war nie der Plan, das war damals gar nicht so gemeint, sondern aus dem Kontext gerissen. Ich meinte nur, dass, wenn ich einmal weggehen WÜRDE, mir Berlin sehr gut gefallen WÜRDE, aber ich habe erstmal nicht vor wegzugehen – überhaupt nicht. Wien ist meine Heimatstadt, ich liebe Wien.“

Fotocredit: Motto am Fluss