Restaurantkritik: Weinbar Bolena

Philipp Stottan

"Reservierungs-Ausfall im Bolena liegt bei unter 4 Prozent" © Christian Markeli

Diese Woche zieht es Gastronews‘ kritische Augen in den achten Wiener Gemeindebezirk, unweit des Alten AKH. Genauer gesagt zur Weinbar & Restaurant Bolena, benannt nach ihrem Gründer und Besitzer Dominik Bolena. Der studierte Unternehmensführer kommt eigentlich nicht aus der Gastronomie, erfüllte sich aber schon bald seinen Traum ein eigenes Restaurant zu führen und tut dies mittlerweile sehr erfolgreich. Ob das Bolena geschmacklich hält was es verspricht? Hier erfahren Sie es!

Schon kurz vor der eigentlichen Öffnungszeit standen wir parat, gespannt auf das bevorstehende Erlebnis. Die Türe zum Bolena stand bereits offen und der Kellner begrüßte uns freundlich. Das Ambiente war wie zu erwarten sehr modern, mit vielen Holzelementen und auch künstlerisch gestaltet – was unter anderem die Bilder an der Wand untermalen. Künstliches Licht war noch rar gesät, denn um 18:00 Uhr wird das Restaurant noch gut von natürlichem Licht durchflutet.

© Philipp Stottan

Ausgezeichnete Weinkarte

Als erste Gäste dieses Tages, konnten wir uns unseren Tisch praktisch frei wählen. Nachdem wir es uns bequem gemacht hatten, bestellten wir unsere Getränke – einen Grünen Veltliner Bio DAC 2017 aus Furth/Kremstal, sowie einen Kaiserspritzer, immerhin ist das Wetter ja schon fast sommerlich – und nahmen umgehend das Angebot ins Auge.
Durch das regelmäßige Wechseln der Karte (so circa alle sechs Wochen) ist diese eher klein gehalten, besteht aus rund fünf Gerichten pro Gang und orientiert sich sehr an den saisonalen Möglichkeiten. So waren diesmal Pastinaken ein gern gesehener Gast auf den diversen Tellern. Das 3-Gang-Menü um 37,00 € war das ideale Angebot für den Wunsch, so viel wie möglich der Karte zu probieren.

Zur Vorspeise gab es einen Klassiker, nämlich das Beeftartar. Wie Dominik Bolena im Interview kürzlich verriet, hat Küchenchef Domenic Rief praktisch freie Hand bei der Wahl der gebotenen Gerichte und Beeftartar darf demnach nicht fehlen. Es wurde schnell klar, warum Rief das Gericht gerne auf der Karte platziert: Er beherrscht es außerordentlich gut.
Wie es sich gehört, war das Fleisch fein gezupft bzw. geschnitten – nicht etwa durch den Fleischwolf gedreht oder ähnliches – und nur leicht gewürzt.
Teil davon war eine leichte Schärfe, die sich harmonisch mit dem milden Burrata oben auf dem Beeftartar vermengte. Angeröstete Pastinaken, Eigelb und frisches Ciabatta komplettierten das vorzüglich-zubereitete Gericht. Ohne Übertreibung, das Beeftartar des Bolena braucht sich vor kaum einem anderen der Stadt zu verstecken.

Beeftartar © Philipp Stottan

Geschmacksspiel

Entenbrust © Philipp Stottan

Die Getränke passten gerade durch ihre milde Note – nicht zu säuerlich, nicht zu süß – gut zu den gewählten Gerichten. Im Hauptgang waren dies die Bio-Entenbrust mit Selleriepüree und Sauerkirsch-Jus sowie die Tagliatelle mit Limetten-Weißweinsauce und Tigergarnelen. Erstere war gerade noch rosa gebraten, geschmacklich und von der Zartheit aber dennoch ideal getroffen. Gewürzt war die Entenbrust eher dezent, was eine gute Entscheidung darstellte, denn dadurch verband sich der intensive Fleischgeschmack mit dem fruchtig-süßen Jus der Sauerkirsche, zu mehr als die Summe derer Teile. Das Selleriepüree sorgte für einen geschmacklichen Ausgleich und somit ein rundum gelungenes Gericht, das mit dem Niveau der Vorspeise gut mithalten kann.

Tagliatelle © Philipp Stottan

Hauptgericht Nummer zwei war sogar noch eine etwas größere Portion. Als persönliche Präferenz hätte sowohl der Limetten- als auch der Weißweingeschmack noch intensiver sein können, da dies bekanntermaßen gut mit Seafood harmoniert. Die Tagliatelle waren on point gekocht, ebenso die Tigergarnelen und auch hier wurden die Pastinaken wieder gut eingebunden. Ein durchaus leckeres Gericht, welches nur nicht ganz an die hohen Maßstäbe der zwei vorangegangen heranreicht.

Süßer Abschluss

Apfel Tiramisu © Philipp Stottan

Durch das Studieren der Karte, weiß man schon vorab, welche Gerichte einen erwarten werden. Es war bereits gegen 19:00 Uhr, das Bolena somit gut gefüllt, aber mit angenehmen Geräuschpegel, der Kellner war zwar gut gefordert, aber nie überfordert. So gab es stets eine angenehme Pause zwischen den einzelnen Gängen, welche die Vorfreude auf den nächsten Gang konstant hoch hielt. Dadurch war auch an diesem Abend früh eine stetig-wachsende Vorfreude auf die Desserts gegeben.
Auf der einen Seite war dies das Steirische Tiramisu mit Apfel und Kürbiskernöl, auf der anderen der Schokokuchen mit weichem Kern, ergänzt durch ein Weiße Schokoladen-Pistazien Eis und Himbeeren.

Beginnen wir mit dem Tiramisu: Hier sprechen wir von in Kaffee getränkten Biskotten, darauf einer apfeligen Mascarpone, Apfelmus, einem ebenfalls leicht apfeligen Gelee sowie getrockneten Himbeeren. Eben jene Komponenten ergänzten sich wieder einmal gut, vor allem der Kaffeegeschmack der Biskotten, mit der säure des Apfelmus und der Himbeeren sowie der Süße der Mascarpone und des Gelees – das Kernöl war nur sehr dezent zu schmecken. Hier wurden alle Geschmackseindrücke geboten, die man sich von einem Dessert dieser Art wünschen kann, und dennoch war das Tiramisu eine Erfahrung, die man so wohl noch nirgends bekommen hat – auf positive Art.

Schokokuchen © Philipp Stottan

Der Schokokuchen brauchte sich aber keinesfalls verstecken, weder in der Komposition der einzelnen Teile, noch vom Gesamterlebnis. Hier sorgte der Kuchen, der flüssige Kern und das Eis für den süßen Geschmack, wobei dieser für sich allein schon nicht zu intensiv war. Frische Himbeeren und Tupfer einer Himbeercreme boten trotzdem den säuerlichen Konterpart, das Krokant für den nötigen Biss. Wie bereits erwähnt ergänzten sich auch hier alle Komponten und es gab eigentlich nichts am Dessert auszusetzen – Chapeau!

Wiederkommen garantiert

Wer also Lust auf einen Abend in schönem Ambiente, aber mit angenehm-lockeren Flair, freundlichen Kellnern und guter Küche – ohne übertriebene Preise – hat, ist in der Weinbar Bolena genau richtig. Abseits des geringen Pfiffs bei den Tagliatelle, was eine rein subjektive Präferenz darstellt, gab es an diesem Abend nichts auszusetzen – ganz im Gegenteil. Sowohl bei der handwerklichen Komponente, als auch beim Gesamterlebnis des jeweiligen Gerichts.

Weinbar & Restaurant Bolena

Lange Gasse 61 , 1080 Wien
Di bis Sa: 18:00 – 01:00 Uhr
Tel.: 01 4050370

www.bolena.at