Kann das Weinbusiness die junge Generation abholen? Stephan Michael Duller zeigt uns: Ja! Mit 22 ist der Student bereits dreifach zertifizierter Sommelier. gastro.news hat den Wahl-Wiener zum Interview getroffen und ihn nach seinen Perspektiven auf die Weinwelt gefragt – und ihm seine aktuellen Lieblingsweine entlockt.
Diplomsommelier, Certified Sommelier vom Londoner Court of Master Sommeliers und zertifizierter Sake Sommelier: Mit 22 kann Stephan Michael Duller, Wahl-Wiener aus Kärnten, auf eine beachtliche Wein-Expertise zurückgreifen.
gastro.news: Kannst du dich erinnern, wann du zum ersten Mal ein Interesse für Wein entwickelt hast?
Duller: Ja, gut sogar, dieser Moment war für mich prägend. Ich war 2016 mit meiner Familie in Südafrika auf mehreren Weingütern unterwegs und war begeistert von den Verkostungen und dem ganzen Ambiente. Besonders beeindruckt hat mich, wie viele verschiedene Begriffe verwendet werden können, um einen Wein zu beschreiben. Außerdem erinnere ich mich an Großflaschen, die sofort meine Neugier geweckt haben. Ich wollte alles hinterfragen und verstehen, jedoch hieß es damals noch: „Dafür bist du noch zu jung.“
Was macht die Faszination von Wein für dich aus?
Für mich liegt die Faszination darin, dass Wein ein unglaublich vielschichtiges Produkt ist. Unzählige Faktoren – vom Terroir über die Rebsorte bis hin zur Arbeit im Keller – müssen abgestimmt sein, damit am Ende etwas entsteht, „des volle pfeifft“, wie wir Sommeliers gerne sagen. Das Zusammenspiel von Natur und Handwerk macht Wein für mich so einzigartig.
Wo befindest du dich gerade in deiner Ausbildung – und in Sachen Karriere?
Derzeit studiere ich an der FH Wien der WKW Unternehmensführung, mit dem Ziel, später meine wirtschaftlichen Kenntnisse mit meinem Weinwissen zu verbinden und in der internationalen Weinwirtschaft Fuß zu fassen. Heuer im Sommer durfte ich ein spannendes Projekt umsetzen, ein Wine Pop-up im Restaurant Veldener Traumschiff am Wörthersee. Dort war ich für die Gestaltung einer neuen Weinkarte verantwortlich – von der Kalkulation der Preise über den Einkauf und die Verhandlungen mit Lieferanten bis hin zur Organisation einer optimalen Weinlagerung, ebenso wie für Weinberatung und Weinservice.
Der Trend von Mitte 20 abwärts scheint gerade eher weg vom Alkohol zu gehen. Beobachtest du das auch? Und wie könnte man junge Menschen wieder für verantwortungsvollen Genuss begeistern?
Ja, diesen Trend beobachte ich ebenfalls. Unsere Gesellschaft entwickelt sich zunehmend in Richtung „healthy lifestyle“, was grundsätzlich positiv ist. Für die Weinwirtschaft bedeutet das allerdings spürbare Einbußen. Um die junge Generation, speziell die Mitte-20-Jährigen, wieder stärker anzusprechen, braucht es neue Formate. Besonders erfolgreich sind meiner Meinung nach Weinevents an coolen Locations, kombiniert mit Musik und einem offenen Angebot – sowohl klassische Weine als auch alkoholfreie Alternativen. Außerdem könnte man Weinverkostungen mit neuen Food-Trends verbinden, was viele neugierig machen würde.
Gibt es bestimmte Regionen, Sorten und Anbaugebiete, die dir am meisten zusagen – oder vielleicht solche, die in deinen Augen zu wenig Beachtung bekommen?
Am meisten begeistert mich Frankreich, vor allem die Region Burgund. Ich finde, dort entstehen die feinsten und komplexesten Weine der Welt. Leider muss man dafür meistens tief in die Tasche greifen. Deshalb habe ich aktuell drei persönliche „Underdogs“, die ich sehr spannend finde und nur wärmstens empfehlen kann: Einerseits den Albariño aus Rías Baixas in Spanien. Er ist unkompliziert, erfrischend und bringt ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis mit. Dann den Listán Blanco von Envínate aus Teneriffa mit einer herben, salzig-mineralischen Tiefe, die durch Vulkanböden geprägt ist. Nicht zuletzt auch den Etna Rosso von der sizilianischen Tenuta delle Terre Nere – aus den Rebsorten Nerello Mascalese und Nerello Cappuccio, mit Noten von Hagebutte und reifer Himbeere, dazu ein steiniger Charakter, der an Asche erinnert – unbedingt probieren!








































