Berndt Querfeld: Über Pest, Cholera und Energie!

Dominik Köhler

Berndt Querfeld, Betreiber des legendären Kaffeehaus Café Landtmann im Interview ©Günter Menzl

Gastro.News hat mit dem stadtbekannten Gastronomen Berndt Querfeld über den  Energiekostenzuschuss für Unternehmen und die aktuelle Lage der Branche gesprochen. Resch wie immer, bringt der Cafetier die Herausforderungen auf den Punkt.

Gastro.News: Wie begegnest du der aktuellen Debatte um den Betrieb von Heizschwammerln?
Querfeld: Diese Problematik betrifft uns nicht. Wir haben damit aufgehört, unsere Außenbereiche stromintensiv mit Wärme zu versorgen. Das geht nämlich auch ganz einfach mit ein paar warmen Decken.

Gastro.News: Manche sagen, das sei unhygienisch.
Querfeld: Jeder Sitz in der U-Bahn oder im Flugzeug ist unhygienischer.

Gastro.News: Trotzdem beharren viele auf den Verbleib der elektronischen Wärmespender.
Querfeld: Das Heizschwammerl ist ein politisches Symbol für den unvernünftigen Umgang mit unserer Energie. Mehr ist es nicht. Ein kindisches Politikum. Ob sich die Diskussion darüber wirklich lohnt, halte ich für mehr als fraglich.

Gastro.News: Warum?
Querfeld: Ganz einfach. Weil der gesamte Tourismus Österreichs inklusive der Seilbahnen für rund 1,5 Prozent des Energiebedarfs verantwortlich ist. Ein Verbot von ein paar Heizschwammerl wird die Energiekrise also wohl kaum lösen. Manchmal ist es besser, die Kirche einfach mal im Dorf zu lassen. Außerdem haben wir auch ganz tolle Innenräume, man ist ja nicht gezwungen draußen zu sitzen.

Gastro.News: Ein Problem für die Raucher und all jene, die nach wie vor Angst vor einer Corona-Infektion haben.
Querfeld: Richtig. Die müssen sich im wahrsten Sinne des Wortes warm anziehen. Das funktioniert im Herbst ganz gut, im eisigen Winter sitzt ohnehin niemand bei frostigem Wind und Wetter im Gastgarten. Es allen recht zu machen ist natürlich schwierig. Das gilt für uns Gastronomen, genau wie für die Politikerinnen und Politiker. Grundsätzlich ist die Unterstützung der Betriebe durch den Energiekostenzuschuss aber eine gute Sache.

©Café Landtmann

Gastro.News: Für welche Querfeld Betriebe werdet ihr die Förderung beantragen und um wie viel Geld geht es dabei?
Querfeld: Noch kann ich nicht sagen, wie der Ablauf dahingehend jetzt aussehen wird. Zuerst muss der Verbrauch und damit ein Vergleichswert ermittelt werden. Im Café Landtmann hat sich dieser verdoppelt, soviel kann aber schon gesagt sein. Obwohl wir schon früh Maßnahmen gesetzt haben, um den Energieverbrauch deutlich zu senken.

Gastro.News: Ein Beispiel?
Querfeld: Mir war es wichtig rasche Lösungen umzusetzen. Die schnell, einfach und vor allem effizient sind. Ich habe unter anderem die Lichterkettenbeleuchtung im Außenbereich um die Hälfte reduziert. Damit spare ich in diesem Punkt 50 Prozent des Energieverbrauchs und optisch fällt es kaum auf.

Gastro.News: Wie denkst du über die „Licht Aus“ Regelung im Zusammenhang mit dem Energiekostenzuschuss?
Querfeld: Die betrifft eher den Handel, weniger uns Gastronomen. Wir haben keine Schaufenster und wenn wir zusperren, gehen die Lichter in der Regel gleich mit aus.

©Café Landtmann

Gastro.News: Wie geht es deinen Kolleginnen und Kollegen im Moment, wie ist die Stimmung der Branche?
Querfeld: Na schau, wir kommen aus zwei komischen Corona Jahren, die uns alle geprägt haben. Die Situation ist bis heute nicht normal, und jetzt müssen wir uns auch noch Sorgen darüber machen, ob wir in Zukunft die Betriebe noch heizen können. Das tut der Gastronomie nicht gut. Und ich weiß von Vielen, dass das Geld am Konto bereits knapp ist. Oder sogar schon verbraucht. Das Geld geht aus, das ist ein Drama.

Gastro.News: Trotzdem bleibst du optimistisch?
Querfeld: Das muss man! Aufgeben hat noch keinem geholfen. Aber irgendwas rafft dich eben immer dahin, ob Pest, Cholera oder die Energiepreise. Aber es bleibt Hoffnung, der liebe Augustin hat es immerhin auch überlebt.

Gastro.News: Vielen Dank für das Gespräch.

Café Landtmann
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Website: Landtmann