Cibaria Italiana – Mario & Anita laden ein

Anne Marie Bakendire

Inhaber Anita Rehberger und Mario Colombelli ©Cibaria Italiana

In der Josefstädter Straße 69 ist ein Stück Italien eingezogen. Zwischen historischen Fassaden, kleinen Boutiquen und charmanten Cafés liegt das “Cibaria Italiana”. Ein Restaurant, das mehr ist als nur ein Ort für gutes Essen. Es ist ein Ort der Begegnung, der Erinnerung und der Leidenschaft für die italienische Kochkunst. Dahinter stehen Mario Colombelli und Anita Rehberger, ein ungleiches Duo, das durch eine zufällige Begegnung zueinanderfand und nun gemeinsam ein kulinarisches Wohnzimmer geschaffen hat, das Wien so bisher nicht kannte.

Von Genua über Bologna nach Wien

Mario Colombelli kam 2019 nach Wien, ursprünglich der Liebe wegen, und schloss dafür sogar sein Restaurant in Bologna. Obwohl er in Genua geboren wurde, war es Bologna, das ihn kulinarisch prägte – eine Stadt, die in ganz Italien für ihre reiche Pastatradition bekannt ist. In Wien jedoch fehlte ihm genau das: authentische Küche, wie er sie aus seiner Heimat kannte. Keine Maschinen, kein industrieller Zugang zur Pasta, sondern das einfache Zusammenspiel von Ei und Mehl – daraus entstehen Tagliatelle, Tortellini, Tortelloni, wie sie in Bologna seit Generationen zubereitet werden. Das Zusehen beim Zubereiten, das gemeinsame Kochen, das Weitergeben von Wissen: all das war Teil seiner Erziehung, eine Art kulinarische Bildung, die tief in der italienischen Kultur verwurzelt ist. Genau dieses Gefühl möchte er heute weitergeben – in einem Restaurant, das nicht bloß Speisen serviert, sondern Geschichten, Erinnerungen und Identität.

Pasta ist für mich alles. Vielleicht klingt das verrückt, aber es ist wirklich so. Als Kind bringen dich deine Eltern zu den Großeltern, und du siehst, wie Pasta gemacht wird. Es ist eine Tradition, eine Form der Bildung.“

Mario Colombelli, Inhaber von Cibaria Italiana
©Cibaria Italiana

Als er 2020 seinen ersten Standort der Cibaria Italiana in der Schiffamtsgasse im zweiten Bezirk eröffnete, kombinierte er dieses kulinarische Erbe mit einer zweiten Leidenschaft: dem Theater. Dort wurde nicht nur gekocht, sondern auch gespielt – auf zwei kleinen Bühnen, mitten im Gastraum. Er stellte dafür selbst ein Ensemble zusammen und war Teil des Programms. Für ihn war klar, dass gutes Essen und gute Unterhaltung sich nicht ausschließen, sondern gegenseitig bereichern. Kulinarik allein reichte ihm nicht – es ging immer auch um Atmosphäre, um Emotion, um ein echtes Erlebnis. Das erste Lokal war eine Bühne für Aromen und Ausdruck, für Geschmack und Schauspiel. Und für alle, die sich in die Gerüche und Aromen verliebt hatten, gab es im integrierten Shop die Möglichkeit, ein Stück davon mit nach Hause zu nehmen.

Handgemachte Pasta aus den Regionen Italiens

Das Herzstück von Cibaria Italiana bildet die hausgemachte Pasta, die jeden Tag frisch und von Hand zubereitet wird. Dabei wird bewusst auf Maschinen verzichtet, um die traditionelle Handwerkskunst und die authentische Textur der Teigwaren zu bewahren. Für Mario Colombelli ist die Herstellung der Pasta mehr als ein bloßes Kochhandwerk – sie ist Ausdruck einer tief verwurzelten Kultur, die er aus seiner Heimat mitgebracht hat. Alle verwendeten Zutaten stammen direkt aus Italien und werden sorgfältig ausgewählt, um höchste Qualität und unverfälschten Geschmack zu garantieren. Vom extra nativen Olivenöl über die regionalen Weine bis hin zum Mehl und den frischen Eiern – jedes Produkt erzählt seine eigene Geschichte und spiegelt die Vielfalt der italienischen Regionen wider. Die enge Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern aus Bologna sorgt dafür, dass nur beste Ware den Weg ins Restaurant findet.

Die Speisekarte bei Cibaria Italiana ist bewusst klein gehalten und wechselt täglich. Die Pasta wird in begrenzter Menge frisch zubereitet, und sobald eine Sorte ausverkauft ist, wird sie nicht nachproduziert. So entstehen immer wieder neue Geschmackserlebnisse, die nicht nur für Abwechslung sorgen, sondern auch die Frische und Authentizität der Gerichte unterstreichen. Ein besonderer Blickfang ist die Präsentation der Pasta auf Holzplatten, die in Form italienischer Regionen geschnitzt sind. Die Gäste erkennen auf einen Blick, woher die jeweilige Pastasorte stammt, und erfahren dabei spielerisch mehr über Italiens kulinarische Vielfalt. Denn Italien ist weit mehr als Pizza und Spaghetti – schon innerhalb weniger Kilometer können sich Rezepte, Bezeichnungen und Zubereitungsarten der Pasta deutlich unterscheiden. Während in Genua die berühmte Pesto-Tradition dominiert, ist in Bologna vor allem das Ragù, die klassische Fleischsoße, der kulinarische Mittelpunkt.

Ein italienisches Refugium in Wien

Der Standort in der Josefstadt ist bewusst gewählt, da die Gegend ein wenig an Italien erinnert. Die Menschen dort sind oft älter, lieben die italienische Kultur und sind bereit, für gutes Essen auszugeben. Im neuen Lokal gibt es bewusst weniger Tische – rund 30 statt der vorherigen 100 –, was das Erlebnis für die Gäste viel persönlicher und gemütlicher macht. Auch das Personal unterstreicht den italienischen Charakter des Restaurants: Es gibt niemanden, dessen Muttersprache Deutsch ist. So spricht die Köchin Marinella kein Deutsch, und Anita kümmert sich vor allem um behördliche Angelegenheiten und Dokumente. Das Ziel dabei ist, den Gästen das Gefühl zu vermitteln, als wären sie tatsächlich in Italien – das Lokal soll wie eine kleine italienische Botschaft wirken.

Darüber hinaus liegt Mario viel daran, das Wissen über Pasta weiterzugeben. In der hauseigenen Kochschule haben Gäste die Möglichkeit, selbst Pasta herzustellen und dabei mehr über die Traditionen und Techniken zu lernen. Das gemeinsame Kochen, Essen und auch Singen schafft eine familiäre Atmosphäre, in der es nicht nur um den Geschmack, sondern auch um die Verbindung zu den eigenen Wurzeln geht. Langfristig steht in der Planung, dieses Konzept auszubauen und vielleicht weitere Standorte, etwa in Graz oder sogar Lissabon, zu eröffnen.

Ein Teller mit Geschichte

Im Cibaria Italiana wird jeder Teller zu einer kleinen Zeitreise. Die Tagliatelle mit Ragù alla Bolognese, das Tiramisu mit selbstgemachten Biskotten und das Trüffelpesto aus Ligurien erzählen von regionalen Traditionen. Aber auch von familiären Geschichten und Kindheitserinnerungen. Mario Colombelli hat in Wien etwas geschaffen, das selten geworden ist: ein Restaurant, das nicht nur satt macht, sondern berührt. Essen wird hier wieder zu einem echten Erlebnis. Für ihn ist Pasta weit mehr als nur ein Gericht. Sie steht für Heimat, Familie und gelebte Tradition. Diese Leidenschaft spürt man in jedem Bissen. Genau das macht das Cibaria Italiana zu einem besonderen Ort – für alle, die Italien nicht nur schmecken, sondern auch fühlen und verstehen wollen.


Cibaria Italiana

Josefstädter Straße 69, 1080 Wien
+43 1 411 5475
Di bis Sa, 12:30 – 22:00 Uhr/ Mo, 18:00 – 22:00 Uhr
Küche: 12:30 – 15:00 & 18:00 – 21:30 Uhr