Diese Winzerinnen mischen den Süden auf!

Christin Pogoriutschnig

Sabine David und Martina Lippitz mit ihrem Sekt (c) Romana Steiner

Der österreichische Süden gilt nicht überall als populäres Weinland – noch nicht! Denn das inneralpine Klima Kärntens und seine unterschiedlichen Böden haben enormes Potenzial. Was alles geht, beweisen drei Frauen in ihren Betrieben.

Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark – der Osten Österreichs gilt mittlerweile als eine der besten Weinregionen Europas. Aber Kärnten… ein kollektives “uff, schwierig”, bekommt man dazu oft von Weintrinkern zu hören, vor allem innerhalb des Bundeslandes. Außerhalb davon spricht sich die Qualität von Boden und Produktion schon seit mehreren Jahren herum. Sabine David vom preisgekrönten Weingut vlg. Ritter sagt dazu: “Als ich das erste Mal mit Winzer Kollegen eine Pop-Up Vinothek am Klopeiner See eröffnet haben, kamen vor allem Kunden von außerhalb, um sich bei uns umzusehen. Es kamen Wein- und Gastro-affine Gäste aus ganz Österreich vorbei. Viele sagten, sie hätten schon viel vom Kärntner Wein gehört, aber wüssten gar nicht, wo sie ihn bekommen.” David gehört zu den Vorzeige-Weinproduzent:innen des südlichsten Bundeslandes.

Sabine David – Vlg. Ritter

In Loschental bei St. Paul entstehen am Weingut vlg. Ritter Sauvignon, Chardonnay, Pinot Noir und Co. (Gastro.News berichtete) auf vier Weingärten und zwei Hektar Fläche. Alleinstellungsmerkmal sind die unterschiedlichen Bodencharakteristika – Kalkboden, Urgestein und Lehm auf Karststock. Eine für Kärnten ungewöhnliche Kombination. „Ich finde es spannend, zu schauen, was die Böden ausmachen und wie sie den Geschmack beeinflussen,“ so die Winzerin. „Lehmboden ist schwer, und auch die Weine sind breiter und schwerer. Lehm ist wuchtig, Kalk bringt schlanke und elegante Weine.“ Kein Jahr alt ist der neue Weingarten, der biologisch bewirtschaftet wird. Dort wachsen Souvignier Gris, vor allem aber Satin Noir und Cabernet Cortis, aus denen ein Cuvée entstehen soll. 

10.000 Flaschen entstehen jährlich, das unverkennbare Label ziert
eine Illustration von Ehemann Dominique. Jährlich holen die Produkte internationale Auszeichnungen. Daneben setzt David jetzt auch auf Wermut. „Es war lange ein verstaubtes Getränk, ist aber in Form vom Longdrinks oder als Aperitif wieder im Trend! Wir schenken es zum Beispiel mit Tonic aus und es kommt wirklich gut an. Wir haben dazu alles, was wir brauchen, wir haben den Wein, wir machen den Weinbrand und ich gebe die Kräuter aus dem Garten dazu.“

Allen, die mehr über Kärtner Wein wissen wollen empfiehlt sie “direkt zu den Winzern zu fahren, um die Weine kennenzulernen, und sich ein Bild vom Potenzial zu machen.“

Martina Lippitz

Die Landwirtin Martina Lippitz setzt auf preisgekrönten Obstbau – ihre Apfelsäfte aus den ikonischen Lavanttaler Äpfel sind ein Gedicht. Dazu wachsen Grüner Veltliner, Sauvignon Blanc und Muskat Ottonel im Steilhang auf 0,6 Hektar. Wie in
ganz Kärnten üblich, wird per Hand gelesen. “Alle, die von Freunden und Familie noch abheben, wenn ich anrufe, helfen mit,” schmunzelt Lippitz im Gespräch.

„Obstbauern sagen gern, Weinbau sei nichts anderes als größenwahnsinniger Obstbau“, lacht die Landwirtin. 3000 Flaschen entstehen hier. “Gerade genug für Experimente im Keller, wie etwa Barrique-Ausbau.“ Neben Obst- und Weinbau, Mostproduktion, Mutterkuh- und Schweinehaltung wird von der Familie ein Buschenschank betrieben, wo das beste des Hofes auf den Tisch kommt – gepaart wird die Jause mit Most oder einem Grünen Veltliner.

Gemeinsam mit Sabine David, die nur wenige Kilometer entfernt ihren Wein anbaut, hat Lippitz den Sekt “Vin de Femme” entwickelt, den sie seit 2017 produzieren. Ein trockener Schaumwein aus gelbem Muskateller und Muskat Ottonel. Gearbeitet wird mit Flaschengärung „Wir machen maximal 1000 Flaschen und sie sind immer ausverkauft,“ so Lippitz. Der Jahrgang 2021 wurde letzten September degorgiert und war erstmals als Reserve erhältlich.

Ernestine Berger – Die GrafenBERGERin

Weinsorten in einzigartiger Höhenlage wachsen in Oberkärnten unweit der Salzburger Grenze. Dort wachsen 2500 Stöcke in Außerfragant auf 0,5 Hektar und 900 hm. Ernestine Berger ist Pensionistin und startete den Weinbau als Herzensprojekt. 2006 hatte ihr Lebenspartner die Idee, verstarb aber noch vor Umsetzung. Die ehemalige Intensivkrankenschwester startete bei null – oder bei minus, wie sie es nennt. “Der Grund liegt im Steilhang, es gab keinen Weg, ich musste alles genehmigen und bauen lassen.” Die Kessellage und sein Schiefergestein speichern Wärme – ideale Voraussetzungen für den Weinbau trotz der Höhenlage. Der Boden zeugt von der geologischen Entwicklung des Berges. Schiefergestein, Gletschermaterial, Muschelkalk – immer wieder von Hangrutschungen durchmischt. In Bergers Weingarten wachsen Regent, Rösler, Zweigelt und Merlot. Ersterer wird für die Produktion von Roséwein und Frizzante produziert. Die Winzerin ist sich sicher: “Rotweine sind nicht mehr so im Trend – die Konsumenten wollen etwas Leichteres.” Aus Solaris, Cabernet Blanc und Blütenmuskateller entstehen außerdem Cuvée oder gemischter Satz.