Fasching – Zwischen Euphorie und Katerstimmung

Ina Dieringer

Süße Faschingsspechteln aus dem Faschingsfenster vom Lokal Specht ©iStock

Bunte Masken, laute Musik, Krapfen im Überfluss – Fasching verwandelt Städte und Dörfer in ein Spektakel aus Farben, Konfetti und ausgelassener Stimmung. Für viele ist es die beste Zeit des Jahres: Ein kurzes Eintauchen in eine Welt, in der der Alltag pausiert und für ein paar Tage nichts zählt außer Feiern, Tanzen und ein bisschen Wahnsinn. Doch ist Fasching wirklich nur ein harmloses Vergnügen oder doch ein Relikt, das sich überholt hat?

Ein Fest Der Verwandlung

Das Schönste am Fasching? Die Möglichkeit, für eine Nacht oder sogar eine ganze Woche jemand völlig anderes zu sein. Egal, ob als schillernde Märchenfigur, wandelndes Meme oder völlig übertriebene Parodie des Chefs – für viele bedeutet Fasching eine kreative Auszeit vom Erwartbaren. Selbst jene, die sonst kaum aus ihrer Komfortzone treten, lassen sich mitreißen und tauchen in die skurrile Welt der Maskenbälle und Mottopartys ein.

Die Kostüme, die sich Jahr für Jahr in den Straßen und Lokalen zeigen, reichen von genial bis zum gefühlt hundertsten Cowboy oder der ewig gleichen sexy Krankenschwester. Doch genau darin liegt der Reiz: Die Mischung aus skurriler Fantasie und liebgewonnenen Klassikern macht den Charme dieser Tage aus. Es ist ein gesellschaftlicher Ausnahmezustand, in dem Regeln plötzlich fließender erscheinen und ein bisschen Exzentrik nicht nur erlaubt, sondern gewünscht ist.

Jenseits Von Konfetti Und Krapfen

Aber nicht alle teilen die Begeisterung. Während die einen den Fasching als willkommenes Ventil für Alltagsfrust sehen, empfinden andere das närrische Treiben als unfreiwillige Zwangsbeglückung. Für sie ist Fasching eine Ansammlung an vorhersehbaren Partys, in denen das Klischee regiert: dieselben Hits, dieselben überdrehten Partygäste, dieselben leicht übergriffigen Momente, die mit ein paar Drinks schöngefeiert werden.

Manch einer fragt sich: Brauchen wir das wirklich noch? In einer Zeit, in der man sich jederzeit in eine andere Rolle begeben kann, ohne gesellschaftliche Erlaubnis, hat Fasching vielleicht seine einstige Funktion als anarchisches Fest der Ausgelassenheit längst verloren. Aber vielleicht ist genau das der Punkt: Die Welt ist kompliziert genug – warum nicht einfach für ein paar Tage in ein bisschen Chaos und Konfetti eintauchen?

Zwischen Ausnahmezustand Und Routine

Eines steht fest: Fasching bleibt eine Zeit der Extreme. Während die einen schon Monate vorher ihre Verkleidung planen und in Vorfreude schwelgen, zählen andere die Tage, bis die Masken wieder verschwinden. Am Ende bleibt eine Erkenntnis: Man kann Fasching lieben oder hassen, aber ignorieren? Das gelingt den wenigsten.