Filippou: Die seltsamen Reaktionen der Branche

Marko Locatin

Der Bericht der Wiener Zeitung über Konstantin Filippou hat mächtig eingeschlagen. Egal, wo und mit wem man in der Gastro spricht: Es ist das Thema der Stunde. Branche und manch Medium reagiert mit Hysterie und falscher Solidarität. Es ist zutiefst ungerecht, jetzt eine gesamte Branche unter Generalverdacht zu stellen, meint Marko Locatin.

Falsche Freunde

Nach den bekannten Vorwürfen hat sich ein für unsere Zeit allzu typisches Freund-Feind-Schema aufgetan. Da gibt es jene, die ernsthaft meinen, Tricksereien in der Sterne-Gastronomie seien gang und gäbe. Man möge sich doch bitte, so der Tenor, nicht “aufpudeln”. Andere sprechen Menschen, welchen die Sterneküche nicht geläufig ist, gleich mal pauschal das Mitspracherecht ab.

Falsche Hysterie

Auf dem anderen Ende der Meinungsskala stehen jene, die alle eh schon immer alles gewußt haben wollen. Dass in der Sterne-Gastronomie getrickst, bei Zutaten die Herkunft verschleiert wird und überhaupt alle “more or less” Betrüger sind.

Fazit

Die “falschen Freunde”, die da durch ihre “Entschuldigungen” gleich eine gesamte Branche frei von der Leber weg unter Generalverdacht stellen, tun weder Filippou noch sonst jemandem einen Gefallen. Hysterie ist, wie der Autor dieser Zeilen bereits letzte Woche schrieb (Kommentar steht HIER) nicht angebracht. Keiner wird ernsthaft gegen Aufklärung sein. Es geht stets um eine Verhältnismäßigkeit. In dieser Causa steht kein Konzern dahinter, der seine Kunden betrügt, sondern ein Unternehmer und Koch, der eine 80-Stunden Woche schiebt. Dass vor seinem Restaurant ein Reporter der WZ aufgeregt rapportiert, das stößt mir allerdings gewaltig sauer auf. Auch dass die WZ stolz vermeldet, “unser Postfach quillt über vor Hinweisen. Filippou wird hier nicht der letzte sein”, sorgt für einen üblen Nachgeschmack.

PS: Dass Arbeitsbedingungen in der Gastronomie leider sehr oft toxisch sind, nämlich für “Chefs” und jegliches Personal, das ist evident und gehört geregelt.

Bericht der Wiener Zeitung
Bericht in der “Presse”
Interview im “Standard”