Gaumenfreuden im neuen Szenelokal, stadt.Allee

Lauren Seywald

New Modern Style in der stadt.Allee ©Lauren Seywald

Versteckt. Samtig. Köstlich. Seit 2. November letzten Jahres ist das stadt.Allee der Gastro-Tipp auf der Mariahilferstraße (Gastro.News berichtete). Nach der Blumenwiese am Donaukanal und der Allee im grünen Prater haben die Unternehmer der Litus Group Philipp Prascer und Miridon Berisha ihr drittes Lokal eröffnet. Gastro.News war vor Ort.

Biegt man in eine der unzähligen Seitengässchen auf der Mariahilferstraße ein, weiß man nie genau, was einen erwartet. Mal ist es ein Ort, wo grau auf öde trifft, mal ist es ein Glückstreffer. Wählt man den Durchgang  der Mariahilferstraße 101, führt der Weg unter einem schicken Altbaugebäude durch, wo sich ein Blick nach oben lohnt, in ein Gässchen, das man ebenso in Paris finden könnte. Es ist Abend und die Lichtkugeln der Laternen fädeln sich aneinander, wie die zarten Bäume einer Allee. Dass man hier an einem besonderen Ort ist, macht der riesige, goldene Gorilla zur Rechten klar. Hier will jemand Aufmerksamkeit erreichen. Und zwar das neue Szenelokal: stadt.Allee.

Wintergarten-Idyll

Gegenüber vom Gorilla-Männchen zieht sich ein hellerleuchteter Wintergarten die kleine Gasse entlang. In der Mitte führt der Eingang ins Restaurant, ganz im New Modern Design gehalten. Ich nehme auf dem grünen Samtstuhl an der Fensterfront Platz. Perfektes Feierabend-Feeling. Die Speisekarte liegt bereit und spiegelt die Inneneinrichtung wider – dunkles grün mit goldenen Elementen und spitzen Blättern. Mein Blick fällt auf die kreativen Sidefacts und Zitate, die durch das Menü führen. Sie betonen den Wiener Flair, ganz nach dem Motto der stadt.Allee: grü:n und chü:n. Übrigens kann man mit einem QR-Code auch die virtuelle Karte aufrufen, um den Viren zu entkommen.

Speisekarte in grün ©Lauren Seywald

Griechische Erfrischung

Ich bestelle mir einen der drei hausgemachten Eistees, Weisser Tee mit Holunder-Thymian. Für gute fünf Euro bekomme ich ein erfrischend großes Glas, aus dem sich ein grüner Thymian-Zweig streckt. Laut Speisekarte, werden nur feinste Zutaten und hochwertige, lose Bio-Teeblätter verwendet, also nehme ich einen Schluck mit dem Papier-Strohhalm. Der übrigens den ganzen Abend hält und sich nicht auflöst. Der Eistee schmeckt wie Urlaub in Griechenland. Die starke Thymian-Note breitet sich im ganzen Mund aus, gefolgt von einer frischen Holundersüße. Herrlich.

Österreichische Schmankerl im stadt.Alle

Langsam knurrt der Magen. Zum Glück gibt es Brot vom Öfferl mit Paprika-Aufstrich und einen kreativen Gruß aus der Küche als Vorspeise. Die Entscheidung des Hauptgangs fällt nicht leicht. Es gibt aufpolierte Wiener Küche, wie Schinkenfleckerl mit Karamellsud und Trüffelschinken, Bio-Backhendl mit Kürbiskern Mayonnaise und für die Feinschmecker, Gugumucks Wiener Schnecken. Richtig delikat wird es bei den Fleisch-Kreationen. Entweder kommen sie zwischen zwei Burgerpatties, zwei Sandwich-Scheiben oder in purer Form als Steak und Ripperl. Auf was man hier im stadt.Allee besonders stolz ist, ist die hohe Qualität: Schwein, Huhn und Spareribs kommen von Österreichs Gourmet-Haus, Wiesbauer. Um dem Steak alle Ehre zu machen, setzt man auf das Black Angus Rind aus Uruguay, Neuseeland und Australien. Österreich kann da wohl nicht mithalten. Wer nimmt die Herausforderung an?

Japanischer Grillmeister

Ich möchte es wissen und entscheide mich für das Filet Steak, 200 Gramm, aus Neuseeland. Natürlich medium-rare, so schmeckt man die Qualität des Fleisches. Eine weitere Besonderheit des Hauses ist die Zubereitung: In dem Herzstück der Schauküche befindet sich ein sogenannter Robata Grill. Ein offener Grill aus der japanischen Kultur, der es erlaubt, Speisen im Robatayaki-Stil zuzubereiten. So behalten die Zutaten ihren ursprünglichen Geschmack. Übrigens für Barbecue-Liebhaber gibt es noch ein Schmankerl: Im Schwesternlokal, der Allee im grünen Prater steht ein sieben Meter langer Barbecue-Lokomotiv-Smoker, in dem das Fleisch zwölf Stunden gegart und danach über echtem Buchenholz gesmokt wird. Das Ergebnis gibt es in beiden Lokalen zu verkosten.

Filet Steak mit gebratenen Pilzen und Trüffelmayonnaise ©Lauren Seywald

Ein genussvoller Ausklang

Meine Wahl enttäuscht nicht. Das Filet Steak überzeugt mit einer feinen Kruste, die das wunderbar zart-rosa Fleisch umhüllt. Keine Fasern. Um auf der Zunge zu zerrinnen, fehlt zwar noch ein Hauch, aber es ist schon sehr nahe dran. Als Beilage habe ich die gebratenen Pilze in Estragon und Zitrone gewählt und dazu Trüffelmayonnaise. Eine gebratene Tomatenhälfte ist das kleine Extra vom Chef. Die Beilagen könnten noch eine Spur intensiver gewürzt sein, aber da unterscheiden sich die Gaumen ja bekanntlich. Mit sechsundzwanzig Euro (ohne Beilagen) liegt das Steak im gehobenen Durschnitt.

Abschließend kann ich sagen, ein rundes Geschmackserlebnis, das nach einem langen Arbeitstag wunderbar verwöhnt. Der unaufdringliche Elektro-Beat im Hintergrund unterstreicht den Feierabend. Und das Personal ist wunderbar freundlich und zuvorkommend, ohne aufdringlich zu sein. In diesem Fall stellt sich das Seitengässchen der Mariahilferstraße 101 als Glücksfall heraus.

stadt.Allee
Adresse: Mariahilfer Str. 101, 1060 Wien
Telefon: 01 3669090
Website: https://www.stadtallee.at/

Der Wintergarten der stadt.Allee ©Lauren Seywald