Harald Brunner: Ich bin noch nicht fertig!

Dominik Köhler

Der Spitzenkoch Harald Brunner bleibt der Wiener Gastronomie erhalten ©Culinarius

Im Interview mit Gastro.News spricht der Spitzenkoch Harald Brunner über seine Zukunft in der Wiener Gastronomie. Die Zeit im Restaurant Das Spittelberg ist vorbei, der Blick aber schon nach vorne gerichtet.

Gastro.News: Das Spittelberg ist geschlossen und wird nach dem Sommer mit neuem Konzept wiedereröffnet. Dieses Mal allerdings ohne Sie. Wie geht es Ihnen dabei?
Brunner:
Die Situation war und ist natürlich sehr überraschend für mich. Ich werde seit der Schließung des Restaurants permanent von meinen Gästen angerufen und gefragt, was passiert ist. Aber es ist im Leben eben manchmal so. Geschichten kommen zu einem Ende, andere fangen an. Ich freue mich jetzt auf das, was vor mir liegt.

Gastro.News: Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft in der Gastronomie?
Brunner:
Ich habe in der Vergangenheit immer wieder mit dem Gedanken gespielt, etwas Kleineres zu machen. Als Koch und Wirt ist mir der Kontakt zu den Gästen ungemein wichtig, dafür bin ich bekannt und das soll sich auch in Zukunft nicht ändern. Es darf ruhig noch individueller, kleiner und persönlicher werden.

Harald Brunner im Restaurant Das Spittelberg ©Culinarius

Gastro.News: Haben Sie Angebote auf die Sie zurückgreifen können?
Brunner:
Natürlich habe ich immer wieder Angebote bekommen, die ich aber stets dankend ausgeschlagen habe. Das ist in unserer Branche nicht unüblich. Ein paar gibt es nach wie vor.

Gastro.News: Von wem kommen diese Angebote?
Brunner:
Zu meinen Gästen zählen natürlich auch Kolleginnen und Kollegen aus der Branche. Mit denen ich viele schöne Abende verbracht habe. Beim Reden hat man sich über die Zukunft und mögliche Optionen unterhalten. Namen möchte ich aber nicht nennen und konkret wurde auch nichts. Das Spittelberg ist erst seit wenigen Tagen geschlossen, jetzt braucht es erstmal ein wenig Zeit um Pläne für die Zukunft zu schmieden.

Ein Harald Brunner wird sich nicht hinter irgendeinen Schreibtisch setzen, das geht nicht.

Harald Brunner

Gastro.News: Könnten Sie sich vorstellen etwas ganz anderes zu machen?
Brunner:
Ein Harald Brunner wird sich nicht hinter irgendeinen Schreibtisch setzen, das geht nicht. Wir werden weiter kochen. Und wir werden weiter für unsere Gäste da sein. Das liegt mir im Blut. Das macht mich aus. Meine Ente für die ich bekannt bin und meine Knödel soll es auch in Zukunft wieder geben. Egal in welcher Küche ich stehe.

Gastro.News: Wien zu verlassen ist demnach eine Option?
Brunner:
Das nicht. Wir wollen in Wien bleiben, sonst bin ich aber für alle Ideen und Angebote offen.

Gastro.News: Haben Sie einen Moment lang über den gastronomischen Ruhestand nachgedacht?
Brunner:
Um Gottes Willen, nein. Ich will schon noch ein bisschen arbeiten. Das ist mein Lebensinhalt. Ich kann nicht einfach den Löffel weglegen und sagen, das wars jetzt. Ich bin Koch mit Leib und Seele und bleibe es auch. Und ich habe es immer, egal in welchem Wirtshaus ich gearbeitet habe, geschafft, den Betrieb mit meinen Gästen zu füllen. Das wird mir wieder gelingen.  

Der Spitzenkoch ist berühmt für seine Ente ©Culinarius

Gastro.News: Was sagen ihre Gäste zum Ende von Harald Brunner am Spittelberg?
Brunner:
Heute hat mich beispielsweise ein Gast angerufen, den ich schon seit 20 Jahren kenne und gefragt wie es mir geht. Hörbar mitgenommen, mit Tränen in den Augen war es ein sehr emotionales Gespräch für uns beide. Ich habe ihm dann bestätigt, dass meine Zeit am Spittelberg vorbei ist. Er konnte es nicht fassen. Das geht vielen so. Da musste ich beinahe selber anfangen zu weinen.

Gastro.News: Aber der Blick ist schon Richtung Zukunft gerichtet.
Brunner:
Auf jeden Fall. Ich habe in meinem Leben immer Glück gehabt. Wenn sich eine Türe schließt, öffnet sich die andere, so sagt man. Und ich hoffe, dass für mich jetzt die richtige Türe aufgeht. Ob miteinander oder auch ganz alleine, ich mache weiter. Natürlich tut mir die Situation wahnsinnig leid für meine Gäste und für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich bin mir aber sicher, bald wird es meine Ente wieder geben. ´The best Duck in Town´ kommt zurück und ich freue mich schon darauf, die Gäste in neuer Wirkungsstätte zu begrüßen.

Gastro.News: Vielen Dank für das Gespräch.

Gastro.News hält Sie wie gewohnt über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden.

Das Spittelberg wird nach dem Sommer mit neuem Konzept wiedereröffnet ©Culinarius