Ein Lokal mit Geschichte sperrt zu: Das Wiener Wirtshaus „Zum Hopfbär“ in Essling hat überraschend seine Türen geschlossen. Es ist ein Bild, das Gastroherzen bluten lässt: Am 9. Mai meldete die Betreiberin des Traditionswirtshauses Konkurs an. Damit endet ein Jahrzehnt Wirtshauskultur in der Donaustadt – und mit dem „Hopfbär“ schließt ein weiteres Stück Wiener Gastrogeschichte seine Pforten.
Vom kleinen Heurigen zur Cordon-bleu-Institution
Im November 2015 öffnete das familiär geführte Restaurant „Zum Hopfbär“ erstmals seine Türen. Ursprünglich als kleiner Heuriger mit wenigen Tischen geplant, entwickelte sich das Lokal rasch zu einem beliebten Treffpunkt für Wiener:innen und Esslinger:innen. Die Betreiberin Ingrid Bär legte von Anfang an großen Wert auf klassische Wiener Küche, servierte warme und kalte Speisen in einem gemütlichen Ambiente. Was als Heurigenkonzept begann, wuchs bald zu einem ausgewachsenen Gasthaus mit treuer Stammkundschaft und persönlicher Atmosphäre.
Im Jahr 2017 traf das Team eine richtungsweisende Entscheidung: eine Spezialisierung auf Cordon bleu. Das „Hopfbär“ experimentierte mit kreativen Füllungen, neuen Kombinationen und setzte damit einen kulinarischen Schwerpunkt, der über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt wurde. Der Erfolg dieser Spezialisierung brachte dem Lokal echten Kultstatus ein. Die Einführung eines Lieferservices über Drittanbieter im Jahr 2019 war ein weiterer Meilenstein – ein kluger Schachzug, der dem Gasthaus durch die Herausforderungen der Corona-Pandemie half. 2023 wurde schließlich die eigene Website samt Direktbestellsystem überarbeitet – ein Schritt in Richtung Digitalisierung und Kundennähe.
Digitalisierung und Herausforderungen im Betrieb
Die Pandemie stellte viele Gastronomen vor ungeahnte Hürden – das „Hopfbär“ war hier keine Ausnahme. Dank des früh eingeführten Online-Bestellsystems konnten die Betreiber die schlimmsten wirtschaftlichen Auswirkungen abfedern und die Verbindung zu ihren Gästen halten. 2023 ging man noch einen Schritt weiter und etablierte einen eigenen Bestellservice über die neu gestaltete Webseite. Diese Maßnahmen stärkten die Kundenbindung und gaben dem Betrieb neuen Schwung.
Trotz dieser innovativen Schritte hatte der Betrieb zuletzt mit mehreren Schwierigkeiten zu kämpfen. In sozialen Medien äußerten Gäste den Verdacht, dass es an Personal mangelte – ein Problem, das viele Gastronomiebetriebe aktuell betrifft. Für den „Hopfbär“ wurde das jedoch nicht offiziell bestätigt. Gleichzeitig belastete die allgemeine Teuerung die Kalkulation. Besonders die stark gestiegenen Fleischpreise machten sich bemerkbar. Auf der Speisekarte führten sie zu höheren Preisen, die viele Gäste spürten. Damit wurde die Preisgestaltung zum schwierigen Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Leistbarkeit.
Insolvenz: Das offizielle Ende des „Hopfbär“
Am 9. Mai 2025 meldete die Betreiberin Ingrid Bär offiziell Insolvenz an. Das Konkursverfahren wird am Handelsgericht Wien geführt. Der Antrag wurde von einem Gläubiger eingebracht. Aktuell läuft die Frist zur Forderungsanmeldung, die bis zum 22. Juli 2025 möglich ist. Als Insolvenzverwalterin wurde Dr. Katharina Widhalm Budak bestellt, eine Gläubigerversammlung ist für den 5. August 2025 anberaumt. Mit der Schließung des Lokals in der Esslinger Hauptstraße 104 endet nach rund einem Jahrzehnt eine Ära in der Donaustadt. Die Tafel am Eingang trägt nun die schlichten Worte: „Dauerhaft geschlossen. Wir bedanken uns für die jahrelange Treue. Ihr Hopfbär-Team.“ Ein stilles, aber klares Zeichen des Abschieds.
Die Seele bleibt – nur ein paar Kilometer weiter
Für treue Gäste des „Hopfbär“ gibt es einen Hoffnungsschimmer: Ingrid Bär und ihr Partner Josef Hopfgartner führen weiterhin das Landgasthaus „Rathauswirtin“ in Leopoldsdorf im Marchfelde. Nur wenige Kilometer von Wien entfernt lebt dort nicht nur die Küche, sondern auch der Geist des „Hopfbär“ weiter. Im urigen Ambiente werden die beliebten Klassiker wie Butterschnitzerl, Krautfleckerl und vor allem die legendären Cordon bleus serviert.
Die Schließung des „Hopfbär“ steht exemplarisch für viele Herausforderungen, mit denen Wiens Gastronomieszene kämpft: steigende Kosten, Personalmangel und ein verändertes Ausgehverhalten. Doch Betriebe wie die „Rathauswirtin“ zeigen, dass Tradition, Qualität und Wirtshauskultur überleben können – wenn Gäste sie aktiv mittragen. Denn jedes geschlossene Wirtshaus ist nicht nur ein wirtschaftlicher Verlust, sondern auch ein Abschied von einem Stück Stadtseele.