Seit 2010 bereichert das thailändische Restaurant Patara den Wiener Petersplatz mit authentischer, gehobener Thai-Küche. Doch hinter dem stilvollen Lokal steckt nicht nur kulinarische Raffinesse, sondern auch eine persönliche Geschichte voller Zufälle, Herausforderungen und Leidenschaft. Wir haben mit Manas Niamnakorn, dem Restaurant-Manager des Patara Wien, über seinen ungewöhnlichen Werdegang, die Philosophie des Hauses und die Zukunftsvisionen gesprochen.
Wie war Ihr persönlicher Werdegang – und wie sind Sie in die Gastronomie gekommen?
Manas Niamnakorn: Also ich bin eigentlich zufällig da hineingerutscht. Nach der Pflichtschule bin ich auf die HLW gegangen – die Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe. Dort hatte man Fächer wie Kochen, Kellnern, Buchhaltung – also man hat da schon Einblicke in mehrere Berufe bekommen. Danach habe ich zwei Jahre Medizin studiert. Aber als ich dann mit meiner damaligen Freundin ein Kind bekommen habe, musste ich anfangen zu arbeiten – und hab Nebenjobs gemacht, z. B. bei H&M oder Starbucks.
Beim H&M bin ich dann etwas länger geblieben – und durch einen kuriosen Zufall hat sich dort alles ergeben. Die damalige Store-Managerin hatte einen Freund, der war wiederum der Manager, der Patara nach Wien gebracht hat. Er hat zwei Jahre in Thailand für unsere jetzige Mutterfirma S&P gearbeitet. Als er nach Wien kam, wollte er Leute einstellen – und seine Freundin hat mich ihm vorgestellt. Das Interview war damals sogar direkt bei H&M. Ich hätte nie gedacht, dass ich in der Gastronomie lande, geschweige denn Restaurantleiter werde. Es sollte nur ein Übergang sein – und jetzt bin ich seit über zehn Jahren dabei.
Wie war der Start von Patara in Wien?
Manas Niamnakorn: Die Eröffnung war im Jahr 2010. Eigentlich war alles schon für 2009 geplant, aber es gab Verzögerungen. Wir haben dann im Mai 2010 ein Soft Opening gemacht, bevor es im Juni offiziell losging. Ich war damals im Service tätig und habe mich schnell als Bindeglied zwischen Küche und Gästebereich etabliert – vor allem, weil ich zweisprachig bin. Ich bin mit sieben Jahren aus Thailand nach Österreich gekommen und habe immer Wert darauf gelegt – oder besser gesagt: Meine Mutter hat sehr viel Wert darauf gelegt –, dass wir zu Hause Thai sprechen. Das war damals für mich vielleicht mühsam, aber im Nachhinein war es ein riesiger Vorteil. Ich konnte sowohl mit unseren thailändischen Köch:innen als auch mit den österreichischen Gästen kommunizieren und vermitteln. Das hat mir enorm geholfen, das Geschäft zu verstehen.
Wie hat sich das Restaurant seit der Eröffnung entwickelt? Gab es Konzeptänderungen?
Manas Niamnakorn: Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten. Am Anfang war es eine ziemliche Herausforderung, den Gästen zu erklären, warum ein Thai-Restaurant auch ein gehobenes Niveau haben kann – und was das bedeutet. Viele Leute hatten Thai-Küche nur vom günstigen All-you-can-eat-Buffet um die Ecke im Kopf. Dass wir mit hochwertigen Zutaten, Biofleisch, Freilandgeflügel, importierten Kräutern und einem durchdachten kulinarischen Konzept arbeiten, war vielen nicht bewusst. Auch das Design und die Investition in das Interior haben wir bewusst hochwertig gehalten. Damals wurde das von den Gästen teilweise noch nicht anerkannt. Aber das hat sich geändert. Heute wissen unsere Gäste, dass Qualität ihren Preis hat – und wir sind froh, dass wir einen sehr treuen Stammkundenkreis aufbauen konnten. Im Mittagsservice kennen wir die meisten Gäste beim Namen. Auch viele Tourist:innen aus Asien besuchen uns gezielt, weil sie die Marke Patara aus Bangkok oder London kennen.
Was bedeutet für Sie „gehobene authentische Thai-Küche“?
Manas Niamnakorn: Das bedeutet für uns: traditionell und gleichzeitig hochwertig. Unsere Küche orientiert sich an dem, was in Thailand in sehr guten Restaurants serviert wird – also keine Street-Food-Gerichte, sondern echte Hausmannskost mit klaren Aromen, viel Frische und technischer Raffinesse. Es geht nicht darum, kreativ zu fusionieren, sondern originalgetreu zu kochen – aber auf eine moderne, stilvolle Weise präsentiert. Unsere Köch:innen kommen direkt von unserem Mutterunternehmen in Bangkok, wo sie zuvor fünf bis sieben Jahre Erfahrung gesammelt haben. Erst danach kommen sie zu uns nach Wien – das sorgt für eine gleichbleibende Qualität.
Wie verbinden Sie Tradition mit Innovation auf Ihrer Speisekarte?
Manas Niamnakorn: Wir haben viele Gerichte, die in jedem Patara weltweit gleich schmecken sollen – z. B. das Beef Panang oder der Wolfsbarsch mit Chili, Knoblauch und Limettensud. Das sind Signature Dishes, die regelmäßig durch die Eigentümer:innen verkostet werden. Gleichzeitig entwickeln wir in Wien auch eigene Spezialitäten, je nach Saison oder Anlass – etwa eine Gänsekeule mit thailändischem Twist. Diese Gerichte sind dann exklusiv bei uns erhältlich, ohne dass wir dabei fusionieren oder die thailändische Basis verlassen.
Was gehört derzeit zu den Signature Dishes im Patara Wien?
Manas Niamnakorn: Beef Panang mit Biorinderfilet in einer cremigen, milden Currysauce – das ist einer unserer Klassiker. Auch unser ganzer Wolfsbarsch im Limetten-Knoblauch-Sud ist sehr beliebt, ebenso wie die Satay-Spieße mit Erdnusssauce oder das grüne Hühnercurry mit Thai-Auberginen. All diese Gerichte haben einen hohen Wiedererkennungswert und stehen auch bei unseren internationalen Gästen ganz oben auf der Liste.
Sie erwähnten thailändische Zutaten – importieren Sie diese direkt?
Manas Niamnakorn: Ja, sehr viele Produkte lassen wir direkt aus Thailand einfliegen – vor allem frische Kräuter wie Thai-Basilikum oder Koriander. Diese Zutaten wachsen hier zwar auch, aber sie schmecken anders – weniger intensiv, weniger aromatisch. Deswegen bekommen wir zweimal pro Woche eine Lieferung direkt aus Bangkok. Das war vor allem in der Corona-Zeit extrem herausfordernd, weil Lieferketten unterbrochen waren und die Preise in die Höhe geschossen sind. Aber wir wollten nie Kompromisse bei der Qualität eingehen.
Wie gelingt die Verbindung zwischen exotischen Zutaten und regionalen Produkten?
Manas Niamnakorn: Wir schauen, dass wir da, wo es sinnvoll ist, auf lokale Lieferanten zurückgreifen. Das gilt vor allem für Fleisch und Geflügel – da arbeiten wir mit österreichischen Bio-Betrieben zusammen. Das bedeutet zwar höhere Kosten, aber auch mehr Vertrauen in die Qualität. Die Kombination mit den importierten Aromen ergibt dann den typischen Patara-Geschmack: thailändisch authentisch, aber mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit.
Wie würden Sie das Ambiente im Restaurant beschreiben?
Manas Niamnakorn: Ich würde sagen: elegant-asiatisch mit einer gewissen Leichtigkeit. Wir legen Wert auf freundlichen, unaufdringlichen Service. Das beginnt bei den Kleinigkeiten – etwa, dass unsere Lüftung so gut ist, dass Gäste nach dem Essen nicht nach Küche riechen. Der Standort am Petersplatz ist hervorragend – sehr zentral, aber trotzdem ruhig. Unser Lokal hat zwei Etagen, insgesamt etwa 75 Sitzplätze, und wir sprechen ein gemischtes Publikum an: viele Geschäftskund:innen zu Mittag, Botschaftsmitarbeiter:innen, Tourist:innen aus Asien – aber auch viele Stammgäste aus der Umgebung. Manche kommen fast täglich zum Lunch – das ist für uns ein großes Kompliment.
Unser Set Lunch kostet 22 Euro und beinhaltet mehrere Gänge – zwei kleine Vorspeisen, drei Hauptgerichte zur Auswahl (Fleisch, Fisch, vegetarisch), dazu Reis, Wokgemüse und frisches Obst. Die Portionen sind sehr großzügig. Wir haben zwischen 75 und 80 Prozent Stammkundschaft zu Mittag, das zeigt, dass unser Angebot sehr gut angenommen wird.
Welche Visionen haben Sie für die Zukunft von Patara in Wien?
Manas Niamnakorn: Wir hatten bereits Pläne zur Expansion – etwa im geplanten Luxuskaufhaus von René Benko, wo ein zweites Lokal entstehen sollte. Leider hat sich dieses Projekt zerschlagen. Aber der Wunsch, weiterzuwachsen, ist nach wie vor da – allerdings nur, wenn das Konzept auch wirklich passt. Im Moment liegt unser Fokus klar darauf, das bestehende Restaurant auf konstant hohem Niveau zu halten. Es geht nicht darum, schnell zu wachsen, sondern nachhaltig – mit Qualität als oberster Priorität.