Jungtalent mit klarem Kurs: Valentina Otzelberger bei „Das große Backen – Die Profis“

Martin Reischauer

Valentina Otzelberger ist 20 Jahre jung, Konditormeisterin – und die jüngste Teilnehmerin der aktuellen Profi‑Staffel von „Das große Backen – Die Profis“ (SAT.1). Hinter dem herzlichen Auftreten steckt ein bemerkenswert geradliniger Weg: von ersten Motivtorten im Kinderzimmer bis zur Prime‑Time‑Bühne, immer getragen von einer Mischung aus Neugier, Ehrgeiz und handwerklicher Disziplin.


Frühe Leidenschaft, frühe Erfolge

Die entscheidende Initialzündung kam früh: „Backen ist fast mein ganzes Leben“, sagt Valentina im “Joyn” Interview. Mit zehn Jahren setzte sie ohne fremde Hilfe ihre erste Torte um, zwei Jahre später gewann sie bereits Wettbewerbe. Aus dem Hobby wurde rasch eine Berufung: Sie absolvierte eine Konditorlehre, legte die Meisterprüfung noch vor dem zwanzigsten Geburtstag ab und siegte beim Vienna Junior Cake Master. Stationen in England und sogar Las Vegas erweiterten den Radius und schärften den Blick für internationale Trends.

Heute arbeitet Valentina in der Wiener Traditionskonditorei Oberlaa. Dort verfeinert sie täglich ihre Technik, experimentiert mit Texturen und Geschmacksprofilen und lernt, wie man einen hohen Qualitätsanspruch unter Zeitdruck verlässlich erfüllt. Das Wechselspiel aus Routine und Kreativität formt den Stil, mit dem sie jetzt in der Sendung antritt.


Familie als Resonanzraum

Trotz aller Professionalität ist Valentina tief in ihrer Familie verwurzelt. Besonders Bruder Yannick gibt ihr Rückhalt – und unverblümte Kritik: „Es ist so, dass ihr Bruder Yannick, der ja eine schwere Behinderung hat, … ihr größter Fan ist … und er wirklich auch der größte Kritiker ist, weil er ihr nix vormachen kann. Und das hat wirklich zu 99,9 Prozent geschmeckt“, erzählt Mutter Yvonne. Genau dieser ehrliche Resonanzraum sorgt dafür, dass Valentina neugierig, aber geerdet bleibt.

Als schließlich der Anruf der Produktionsfirma kam, verwandelte sich die Küche, so die Mutter, in eine Jubelzone: „Als sie den Anruf bekommen hat, sind wir gemeinsam durchs Haus gesprungen.“ Für Valentina selbst ging damit ein Kindheitstraum in Erfüllung: „Ich wollte da immer schon mitmachen.


Unter Profis – und bei sich selbst

Im Studio trifft Valentina auf hochkarätige Kolleg:innen, doch sie legt den Maßstab lieber intern an. Die Show bedeutet für sie vor allem eine praxisnahe Standortbestimmung: Wie souverän lassen sich eigene Ideen unter Kamera‑ und Zeitdruck umsetzen? Welche Techniken halten dem Urteil von Juror:innen wie Bettina Schliephake‑Burchardt oder Christian Hümbs stand? Ihre Antwort ist Konzentration. Keine grellen Show‑Einlagen, sondern leise Präzision kennzeichnet ihren Arbeitsstil.

Visuell folgen ihre Kreationen einer klaren Ästhetik: ruhige Farbwelten, präzise Linien, eine Portion Understatement. Statt aufwendig drapierter Dekore setzen sauber temperierte Schokoladenhochglanz und filigrane Piping‑Elemente Akzente. Hinter der Reduktion steckt Überzeugung: Geschmack, Textur und handwerkliche Sauberkeit sollen das Erlebnis tragen – nicht der optische Lärm.


Haltung statt Hype

Valentina nutzt die Bühne der Profi‑Show, ohne sich von ihr bestimmen zu lassen. Der Wettbewerb ist Etappe, kein Endziel. Sie spricht lieber über ihre Verantwortung gegenüber Zutaten und Team als über Reichweite. Diese Haltung passt zu ihrem Werdegang: Jede Station – von der Lehrwerkstätte bis zur Kurkonditorei in der Wiener City – verstand sie als Lernfeld, nicht als Statussymbol.

Ob sie am Ende den “Goldenen Cupcake” holt, bleibt offen. Unabhängig vom Ergebnis zeigt Valentina Otzelberger, wie überzeugend Handwerk wirkt, wenn Könnerschaft, Disziplin und leiser Mut zusammentreffen. Genau darin liegt ihre eigentliche Stärke – und der Kern ihrer Geschichte.

Hier dem jungen Talent folgen:

Fotocredits: (c) Joyn/Claudius Pflug