Kolumne: Jetzt wird es eng! (Peter Dobcak)

Dominik Köhler

Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien ©Culinarius

Mit dem Titel meiner Kolumne meine ich diesmal nicht die verschärften Corona-Maßnahmen in Wien, welche bei den derzeit stark steigenden Fallzahlen schon fast mild wirken, sondern das Gemisch an weiteren belastenden Faktoren, die sich mehr und mehr zu einem existenzbedrohenden Giftcocktail entwickeln.

Zwei davon belasten die Unternehmen schon länger. Da ist zum Einen der sich immer noch verschärfende Mitarbeitermangel, nochmals verstärkt durch eklatante Ausfälle wegen Quarantäne. Dies zwingt die Unternehmen entweder zusätzliche Ruhetage einzuführen oder zumindest die Betriebsstunden deutlich einzuschränken. Das Mittagsgeschäft fällt in vielen Fällen durch das sich auf Dauer etablierende Home-Office sowieso fast schon komplett aus. So mehren sich Öffnungszeiten ab 18:00 Uhr.

Zum Anderen ist der Umsatz in vielen Betrieben immer noch viel zu gering, was dazu führt, dass sich die Schlinge der Bankverbindlichkeiten gnadenlos zuzieht. Wozu die Regierung bisher 40 Milliarden Euro zur Überwindung der Corona-Krise investiert, um die Förderungen auf den hoffentlich letzten Metern auslaufen zu lassen, bleibt mir ein Rätsel. Denn viele unterstützte Betriebe sind durch die eklatant verzögerte Auszahlung wirtschaftlich unmittelbar gefährdet und damit das investierte Geld womöglich verloren.

Als ob das nicht schon genügt, erleben wir mit ungläubigem Staunen, man kann schon fast sagen Fassungslosigkeit, eine Steigerung der Energiekosten um 300% und mehr, je nach Energiequelle. Die Geschwindigkeit mit der die Energiepreise steigen würde eine wöchentliche Preisanpassung notwendig machen.

Was wir bisher nur aus der produzierenden Industrie kannten, nämlich Lieferschwierigkeiten durch unterbrochene Lieferketten, trifft in zunehmendem Maß nun auch die Lebensmittelhändler. Speiseöl ist quasi rationiert. Pizzakäse, Schweine- und Hühnerfleisch, um einige Beispiele zu nennen, sind kaum oder gar nicht erhältlich. Hauptlieferant von Hühnerküken ist übrigens die Ukraine, womit klar ist, warum derzeit nicht geliefert werden kann.

Als Konsequenz ist ein möglicher Umsatz gar nicht mehr zu erzielen, weil schlicht und ergreifend die Ware fehlt. Laut meinen vielen Telefonaten mit Handel und Gastronomie ist das erst der Anfang. Toilettenpapier war gestern, heute sind es Lebensmittel im Großhandel.

So wie der jahrelange wirtschaftliche Aufschwung zu einem großen Teil der viel gerühmten Globalisierung zu verdanken war, ist es nun genau diese Globalisierung, die in der Krise niemanden verschont, also faktisch alle trifft.

Wir können nur hoffen, dass in Europa bald wieder Friede herrscht und mit Hilfe der Regierung rasch andere Zulieferquellen erschlossen werden, denn sonst wird es wirklich eng für unsere Wirtschaft und damit für uns alle.

Euer
Peter Dobcak