Kolumne: Stell Dir vor, das Licht geht aus (Peter Dobcak)

Maximilian Rothermund

Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien ©Culinarius

So romantische Gefühle, die Maria Andergast und Paul Hörbiger anno 1952 mit dem Lied „Stell dir vor, es geht das Licht aus.“ besungen haben, wird es in Österreich im Herbst nicht geben.

Darf man den Beteuerungen der Regierung Glauben schenken, werden weder Strom noch Gas ausgehen. Was allerdings ausgeht, wird das Geld sein, das nicht nur einem Teil der Bevölkerung fehlen wird, sondern auch tausenden Klein- und Mittelbetrieben, die sich ihren Energiebedarf schlicht und ergreifend nicht mehr leisten werden können. Wenn die jährliche Strom- und Gasrechnung in gastronomischen Kleinbetrieben (bis 49 Mitarbeiter) von € 20.000,— auf € 70.000,— oder noch höher steigt, dann ist das in keiner Kalkulation unterzubringen.

Warum sich der Gaspreis in den letzten Monaten derart verteuert hat, ist durch die Verringerung der Lieferungen aus Russland ausreichend erklärt. Dass sich die über Jahre preislich durchaus günstige Vereinbarung mit Gazprom, dem russischen Energielieferanten, nun als Bumerang erweist, ist bittere Tatsache. Da ist ganz Europa in Putins Falle getappt.

Warum allerdings auch der Strompreis derart steigt, gilt es zu hinterfragen, denn Österreich hat dank seiner Berge und Seen einen Ökostromanteil von 90%. Die Antwort ist in der sogenannten „Merit Order“ zu finden. Diese besagt, dass der bei Auktionen an der Börse teuerste Strom den Gesamtpreis bestimmt. Derzeit ist das der Strom aus Kraftwerken, die mit Gas betrieben werden.

DI Manfred Doppler beschreibt dies in einer OTS-Aussendung vom 2. Juni 22 sehr gut:

„Wenn 99 Prozent des Stromes, der für die Versorgung notwendig ist, 6ct/KWh kostet, das letzte Prozent aber 60ct/KWh, dann kostet nach der Merit Order der gesamte Strom 60 ct/KWh. Das heißt, dass die Produzenten, die für 99 Prozent des Stromes sorgen, plötzlich das 10-fache an Erträgen auf Kosten der Stromkunden kassieren.

Das heißt, erste Aufgabe unserer Vertretung in Brüssel wäre, sich dafür einzusetzen, diese Merit Order zumindest für die Zeit der Krise auszusetzen. So können die Stromversorger im Inland österreichischen Ökostrom günstig einkaufen und zu fairen Tarifen liefern.

In Österreich fordern viele Volksvertreter eine Strompreisdeckelung. Dies derzeit allerdings nur für Privathaushalte. Sollte es soweit kommen, darf bitte nicht auf die Klein- und Mittelbetriebe vergessen werden, denn es hat wenig Sinn, nach den milliardenschweren Corona-Unterstützungen, die Betriebe jetzt über die Energiepreise in den Ruin zu treiben. Damit ist das Steuergeld endgültig futsch und die Betriebe erst in Konkurs. Was dies für die österreichische Wirtschaft bedeutet, brauche ich nicht näher zu erläutern.

Euer
Peter Dobcak