Kolumne: Wie vom Erdboden verschluckt (Peter Dobcak)

Dominik Köhler

Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien ©Culinarius

Fragen Sie sich auch manchmal, wo denn die ganzen Mitarbeiter hingekommen sind?
Laut AMS ist die Beschäftigungsquote Richtung Rekordstand unterwegs, die Arbeitslosenrate niedriger als 2019 und trotzdem fehlen Mitarbeiter an allen Ecken und Enden. Dieser eklatante Mitarbeitermangel betrifft nicht nur den Tourismus, sondern so ziemlich alle Branchen.

Wo sind die alle hin? Wie vom Erdboden verschluckt? Böse Zungen behaupten, die Menschen haben während Corona, verwöhnt durch die Kurzarbeit, verlernt zu arbeiten. Sie sitzen zu Hause, haben ihren Lebensstandard etwas eingeschränkt und genießen mit Hilfe der staatlichen Unterstützung das Leben.

Perfekt hat das der großartige Karikaturist Michael Pammesberger kürzlich im Kurier auf den Punkt gebracht:

Gast: Ich hätt gern ein Schnitzel
Wirt: Tut mir leid, ich hab keinen Koch

Gast: Ja, dann bringen Sie mir ein Bier
Wirt: Tut mir leid, kein Kellner

Gast: Ja, dann bringen Sie es mir
Wirt: Tut mir leid, die Brauerei hat keine Fahrer

Gast: Ja, kann ich’s mir selber im Geschäft holen?
Wirt: Sicher – und können’s mir und den anderen Gästen auch eins mitnehmen und ein Schnitzel?

Gast empört: Da kann ich ja gleich arbeiten gehen!

So amüsant dieser Dialog im ersten Moment wirkt, so ist die Situation in der Realität sehr ernst. Denn wie immer stellt sich die Frage, wie die Wirtschaft all die anfallenden Sozialleistungen über ihre Abgaben finanzieren soll, wenn die Arbeitskräfte fehlen? Die Katze beißt sich in den Schwanz, wie es so schön heißt. Es fehlen Mitarbeiter, die Wirtschaftsleistung sinkt, die Menschen zu Hause erwarten sich vom Staat finanziert zu werden, die Abgaben steigen, die Wirtschaftsleistung sinkt und so weiter….

Wieder einmal ist die Politik gefragt und diesmal sind wirklich klare Maßnahmen erforderlich. Noch kann sich der Staat durch die vermehrten Einnahmen, vor allem wegen der steigenden Inflation, die erforderlichen Maßnahmen auch leisten. Diese dürfen sich allerdings nicht auf ausschließlich monetäre Hilfsleistungen mit der Gießkanne verteilt beschränken, sondern es bedarf klarer struktureller Veränderungen. Beginnend bei den Lohnnebenkosten, der kalten Progression und endlich auch ein Stop der quasi ewigen Unterstützung, die Arbeit obsolet macht.

Arbeit muss sich durch mehr Netto vom Brutto wieder lohnen! Damit gibt man den Menschen eine finanzielle Perspektive und zwingt sie nicht in die Resignation der staatlich finanzierten Arbeitsverweigerung.

Euer
Peter Dobcak