Wien Landstraße: Still und leise wurde das Traditionsgasthaus Wild neu übernommen. Marko Locatin war vor Ort und hat erkundet was gleich geblieben ist – und was nicht.
Der Standort
So etwas wie eine Gestaltung kann man dem nach dem österreichischen Feldmarschall Radetzky benannten Platz im Dritten Bezirk wahrlich nicht vorwerfen. Fünf Straßen führen hierher, die Schnellbahn rauscht in der Etage oberhalb minütlich vorbei, in der Mitte des Platzes ein wenig telegener Würstelstand. Umso erstaunlicher ist’s, wie entspannt es sich im großzügig angelegten Gastgarten des “Wild” verweilen lässt. Wie auch innen: viel Holz, hübsche, alte Schank, großer Gastraum sowie ein abgetrenntes Hinterzimmer. Mit einem Wort: gemütlich.
Speis & Trank
Starten wir mit dem Positiven: Beim Besuch im Jänner diesen Jahres, in größerer Runde wurde Rindsuppe mit Frittaten (tadellos), Matjes-Filet Salat und Sauce (rustikal, aber solide), Das Wiener Schnitzel (knusprig), Steirisches Wurzelfleisch (zart, viel Gemüse, gute Suppe, frischer Kren) und Grammelknödeln bestellt (sehr okay, flaumiger Knödel, reichlich Grammeln).
Alles vielleicht nicht kreativ oder berauschend, aber von jener soliden Qualität, für die das Traditionsgasthaus “Wild” lange stand. Sprich: In Ordnung.
©Marko Locatin
Dieser Tage wiederum folgte ein zweiter Besuch: Dem geschmorten Schulterscherzel in Rotweinsauce (22,50) fehlte es an Aroma und Geschmack. Die prinzipiell geschmackvollen Erdäpfel (statt der Fusilli geordert) wurden, siehe Bild, lieblos dazu drapiert. Hätte man auch extra servieren könne. Mit nem kleinen Salat dazu. Das Erdäpfelgulasch mit Dürre und Rahm (16,50) war von gar suppöser Struktur, kundig abgeschmeckt, insgesamt aber als Hauptspeise viel zu: wenig. Man möchte ja nicht nachher den erwähnten Würstelstand konsultieren. Nächstes Mal – ich verspreche es – nehm ich im “Wild” das Wild.
Fazit
Positiv: Gemütliche Gasträume, großer Gastgarten. Wohl temperiertes Kozel (hell und dunkel) vom Fass, aufmerksames Personal. Auf Fertig- und Convinience wird laut Homepage verzichtet.
Negativ: Lieblos präsentierte Hauptspeisen. Vielleicht hatte die Küche ja auch einen ganz schlechten Tag.
TIPP: Die fair kalkulierte Weinkarte (Hier: Beste Weinkarte Österreichs) hätte wohl auch Joseph Roth (Eigendefinition: “böse, aber g’scheit!”), den “heiligen Trinker” und Autor des “Radetzkymarsch” erfreut.
Gasthaus Wild
Montag – Samstag 11:30 bis 24 Uhr
Sonntag 11:30 bis 22:30
Küche von 11:30 bis 23 Uhr (Sonntag 21:30)
Radetzky Platz 1
1030 Wien
www.gasthaus-wild.at