Neueröffnung „Dirt Water“: Das weltweit erste NGO-Café

Felicitas Call

Kaffee trinken und dabei Gutes tun (c) InShot

Pünktlich zum Weltwassertag am 22. März öffnete das „Dirt Water“ im siebten Bezirk offiziell seine Pforten. Hinter der Idee steht viel mehr als nur ein neues Gastro-Konzept. Als Café, NGO und Plattform zugleich möchte das „Dirt Water“ die Welt verändern.

Wasser ist Leben, doch nicht jeder hat Zugang dazu und wir, die dieses Privileg haben, können das ändern – Diesem Ansatz folgt Lars Wesener, Gründer der Organisation „Wasser für die Welt“. Bereits im Dezember letzten Jahres begann die „Opening Season“ für das erste NGO-Café der Welt. Im „Dirt Water“ in der Kandlgasse wird seitdem unter dem Hashtag #bethechange fleißig Kaffee gebrüht und Kuchen kredenzt. Dabei fließt jede Konsumation direkt in Hilfsprojekte in Kambodscha. Konkret sollen Projekte zur Wasseraufbereitung unterstützt werden. Inhaber Lars Wesener möchte damit ein Zeichen für gelebte Menschlichkeit und Nachhaltigkeit setzen. Er stellt sich explizit gegen die Ausbeutung durch Großkonzerne und plädiert für den Zugang zu sauberem Wasser für alle Menschen. Statt einer teuren Werbe-Kampagne soll das NGO-Café zum Umdenken anregen und die nötigen Spenden generieren. „Es geht darum, etwas Gutes zu tun und dafür einen Benefit zu bekommen. Im Moment arbeiten wir daran, dass man alles, was man im Monat konsumiert als Rabatt in Prozent zurückbekommt“, verspricht der Aktivist. Wer 100 Euro spendet, soll dementsprechend 100% Rabatt bekommen.

Helfen im Hipster-Café

(c) InShot

Zugegeben, der Name “Dirt Water” klingt nicht besonders charmant. Das bestätigt Lars Wesener sogar selbst. Doch genau damit möchte er provozieren: „Bewegungen wie die Fridays for Future zeigen, wir haben keine Zeit mehr. Wir sind die letzte Generation, die noch etwas verändern kann. Und das muss über die Politik erfolgen. Jan Delay hat eine schöne Textzeile dazu: Jeder hat `ne Online Petition und keiner geht mehr Steine schmeißen. Die Politik sieht sich kaum dazu gezwungen, weil der Druck seitens der Bevölkerung nicht da ist“, so der gebürtige Deutsche. Er selbst lebt schon seit zehn Jahren in Wien und versucht sich zum ersten Mal als Gastronom. „Ich möchte hauptsächlich vegane und vegetarische Speisen anbieten. Wir sind nicht 100% Bio aber ich mache das auch zum ersten Mal. Niemand von uns ist Gastronom, aber wir alle feiern die Idee.“ In Wiens Hipster-Hochburg, dem siebten Bezirk, gilt das Café seit der Soft-Opening-Phase als Grätzl-Geheimtipp. Die Einrichtung besticht durch einen Mix aus alten und neuen Möbeln aus Holz, ein Lichtermeer aus Glühbirnen sorgt für eine gemütliche Atmosphäre. Das Café soll somit Treffpunkt für alle sein: für Engagierte und solche, die es werden wollen. Damit die Gäste sehen, wofür ihr Geld verwendet wird, befindet sich auch das Büro der NGO direkt im Café. Wesener will dadurch Transparenz suggerieren, denn diese komme bei anderen Hilfsorganisationen oft zu kurz. So sitzt der Chef also mit seinem Laptop im Schankraum und steht seinen Gästen für Gespräche zur Verfügung.

Nachhaltig auf ganzer Linie

Dirt Water Inhaber Lars Wesener (c) InShot

Damit das Angebot auch zur Ethik passt, gibt es im „Dirt Water“ neben Kaffee, Trinkschokolade und ausgewählten Tees, Säften, Bieren und Weinen auch Sandwiches und wechselnde Eintöpfe. Um die Gemeinschaft innerhalb des Grätzls zu stärken, kommt der Eintopf vom Nachbarn Franz Schneider, der unweit der Kandlgasse einen Imbiss betreibt. Zulieferer sind teilweise zertifiziert. Das gastronomische Motto des Cafés beschreibt Wesener folgendermaßen: „So nachhaltig wie möglich, im wirtschaftlichen Sinne“. Die Speisekarte enthält zu den üblichen Allergenen auch Symbole, die die Preispolitik erklären. Schließlich soll auch ein Betrag für die Spenden abgedeckt sein. Das Signature Dish, ein „Pulled Jack Sandwich“ ist dementsprechend teuer gelistet.

Vom Wachrütteln zum Handeln

Frei nach dem Motto „Nicht labern, einfach machen“ versteht sich das „Dirt Water“ auch als Informations-Plattform. In entspannter Atmosphäre will man gemeinsam Menschen über die Zustände in der 3. Welt aufklären und Zusammenhänge erläutern. „Was wirklich spannend für mich ist, ist Möglichkeit, andere NGO’s einzubinden. Egal ob groß oder klein“. Während die Expertise wächst, sollen somit auch die Reichweite und Zielgruppen erweitert werden. Den Anfang macht ein „Sharing-Kühlschrank“ für hilfsbedürftige Menschen. Außerdem gibt es „die Tafel“, wo man à la carte für jemanden im Voraus bezahlen kann, der es sich selbst nicht leisten kann.

Bis Ende des Jahres sollen 50.000 Euro an Spenden gesammelt werden. Lars Wesener möchte damit Schulen bauen und ist letzten Endes doch mehr Aktivist als Gastronom: „Am Ende des Tages sind wir eben keine Gastronomie, sondern eine Hilfsorganisation, die auf Spenden angewiesen ist.“

Dirt Water

Kandlgasse 35, A-1070 Wien

Tel.: +43 660 640 1 610

Di bis So 11 bis 22 Uhr

Montag Ruhetag

www.dirtwater.at