Restaurant Patara: Ein Ort, an dem thailändische Küche neue Maßstäbe setzt

Iris Adelt

© Restaurant Patara

Johannes brauchte eine Abwechslung, einen Tapetenwechsel, er musste einfach mal raus aus dem grauen Wien. Nachdem er seine Lehre als Koch abgeschlossen hatte, begann er gleich zu arbeiten, fast 50 Stunden die Woche. Und seitdem sein neuer Dienstplan, der ihm weitere 10 Stunden Arbeit versprach, aufkam, beschloss er eine Auszeit zu nehmen. Von allem dem Stress, dem Druck, irgendwo hinreisen, ganz weit weg.

Er war in Thailand, fast einen Monat, hat viel gesehen, viele Leute getroffen, aber jetzt ist er wieder in Wien. Und vielleicht liegt es daran, dass er Koch ist und Essen irgendwie als seine Berufung ansieht, aber er vermisst nichts mehr als thailändisches Essen. All die Märkte, die Essensstände, die Restaurants, all das. In Wien hatter er seitdem schon viel durchprobiert, aber selbst die bekanntesten Küchen kommen dem nicht nahe. Einen Versuch gibt er Wien noch, ein Lokal muss es geben, das gut thailändisch kochen kann. Ein letzter Versuch.

Johannes hat sich umgehört, sich informiert und steht nun vor dem Restaurant Patara, allein den Namen findet er gut. Etwas, das heraussticht, ein Name über den man reden kann, der in Erinnerung bleibt.  Patara, oder “anmutiges Mädchen”, nennt man in Thailand ein junge Frau, die sich mit viel Hingabe um Familie und Freunde kümmert. Der perfekte Name für ein Restaurant, denn wer wird nicht gerne mit viel Bemühungen behandelt, Johannes kennt niemanden.

Warum es wichtig ist, wo man is(s)t

Der riesige Gastgarten des Restaurants untermalt die Außerordentlichkeit, mit der im Patara versucht wird der thailändischen Küche in Wien einen Namen zu machen. Bereits gedeckte Tische, lila Stühle, Tischtücher, die farblich abgestimmt sind. Auch der Bambus, der den Gastgarten umzäunt, ist etwas, das man nicht alle Tage sieht. Der Gastgarten, direkt am Petersplatz, lädt zu lauen Sommerabenden ein und auch wenn Johannes das Restaurant noch nicht betreten hat, fühlt er sich Thailand schon ein Stückchen näher.

Er betritt das Lokal, viele erste Eindrücke wirken auf ihn, denn sofort ist klar, das Patara setzt auf Farben. Durch eine große, orange Eingangstür gelangt man in einen Bereich, man weiß nicht genau, welchen Eindrücken man zuerst Aufmerksamkeit schenken soll. Viele orange, blaue Akzente, ein Teppich, der von Farben nur so strotzt. Johannes steht noch in der Tür und sein Blick wandert nach rechts, er sieht eine Bar, einen großen Tisch, an dem man dinieren kann, aber vor allem erkennt er Details. Thailändische Details, die mit viel Überlegung besorgt, genau positioniert und gepflegt wurden. Das sind Dinge, so findet Johannes, die das Ambiente in einem Restaurant ausmachen. Jetzt wirft er einen Blick auf die rechte Seite, hier sieht er viele Tische, an denen Gäste des Restaurants essen. Jeder Tisch ist einheitlich gedeckt, geschmückt und einladend. Johannes gefällt das, immerhin isst das Auge mit und oft etwas neues entdecken während man sich eigentlich seiner Speise widmet, allein durch einen einzigen Blick, richtig aufregend.

Johannes entscheidet sich im oberen Gastsaal zu sitzen, denn er hat eine Treppe entdeckt, die neugierig auf mehr macht. Er wandert nach oben und nimmt an einem Tisch Platz, der eigentlich für zwei Personen gedacht wäre. Auch oben mangelt es nicht an Abwechslung, ein weiteres Mal sorgt das Zusammenspiel der Farben für die richtige Stimmung. Thailand kann nicht weit sein, denkt Johannes. Die Tische gleichen denen, die er unten gesehen hat, das erkennt er sofort. Er hat bereits einen Blick in die Speisekarte geworfen. Was Johannes bestellen wird, entscheidet er aus dem Bauch heraus. Das Angebot ist groß, umso schwieriger ist es, etwas zu finden. Aber er bestellt nicht nur eine Speise, sondern mehrere, immerhin möchte er das suchen, was er in Thailand gefunden hat – gutes Essen. Als der Kellner kommt und fragt, was er nun bringen dürfte, zählt Johannes einige Dinge auf, besiegelt seine Bestellung damit, seinem Hunger Kund zu geben.

Wenn hohe Erwartungen nicht enttäuschen

Johannes wurde gerade durch sein gebrachtes Essen beglückt und erfreut sich bei dem Anblick seiner Speisen. Er beginnt mit einer klaren, würzigen Zitronengrassuppe. In der befindet sich auch noch Huhn, Johannes ist gespannt und probiert. Wahnsinn, denkt er, gleich noch ein Bissen. Der würzige Geschmack lässt nicht viel Platz für weitere Gedanken, die Konzentration hat sich vollkommen darauf gerichtet. Das Zusammenspiel aus Zitronengras, Huhn und der würzigen Note ist eine Liebeserklärung an die menschlichen Geschmacksknospen. Während Johannes sich vollkommen seiner Speise hingibt, denkt er darüber nach, dass es im Patara keine Stäbchen gibt, seit er das Restaurant betreten hat, hat er keine einzigen gesehen. Gut so, denkt Johannes, in Thailand gibt es das nicht, denn für gewöhnlich wird in manchen Regionen, auch heute noch, mit den Händen gegessen. Sonst wird mit Gabel und Löffel das Essen verzehrt, eine Sache, die nicht jedes thailändisches Restaurant in Wien zu wissen scheint.

Johannes war nun mit der Suppe fertig, er hinterließ keinen einzigen Bissen und widmete sich jetzt vollkommen der Hauptspeise, die aus zwei Mahlzeiten besteht. Auf der einen Seite gibt es einen in Honig marinierten, gegrillten Schweinefleischspieß auf karamellisierter Ananas. Dazu, weil er sich eben nicht nur für ein Gericht entscheiden wollte, knusprige Soft Shell Krabbe mit würzigem Mangosalat. Zuallererst interessierte ihn das Fleisch, also zieht Johannes das Schweinefleisch von dem Spieß, ohne jegliche Mühe, denn es ist unglaublich zart. Er lässt ein Stück davon in seinen Mund wandern und stellt sich anschließend die Frage, wie sie es hinbekommen, dass es so schmeckt wie an dem Ort, an dem er gewesen ist. Thailändisches Essen ist das, was Johannes kennt, wo er weiß, was gut ist und was nicht. Die Ananas, eigentlich nicht zwingend sein Lieblingsobst, trotzdem war er offen für neues, tanzt auf seiner Zunge und versetzt ihn in Ekstase. Dieses Zusammenspiel aus süß und pikant, ein wahrer Genuss.

Jetzt wandert seine Gabel auf den zweiten Teller, denn die Soft Shell Krabbe, auf die möchte er nicht noch länger warten. Johannes isst oft alles, was man im Meer findet und ist sich somit sicher, dass sein Gaumen sehr geübt ist. Er probiert, auch den würzigen Mangosalat, und dass er seine Entscheidung nicht bereut in dieses Restaurant gegangen zu sein, das ist ihm jetzt bewusst. Die Krabbe zergeht quasi auf seiner Zunge, ohne jegliche Anstrengung verspeist er dieses Gericht. Auch in dem Gastsaal, der viel mit lila und orangenen Akzenten fungiert, lässt es sich gut essen, sehr gut.

Johannes freut sich, nach der langen Suche hat er endlich das gefunden, wonach er lange gesucht hat. Ein Ort, an dem er essen kann, was ihm am besten schmeckt, ohne eine Anreise, die länger als eine Fahrt mit der U-bahn dauert.

Das Patara 

Peterspl. 1, 1010 Wien
Mo – Sa: 12:00 – 15:00 Uhr, 17:30 – 23:00 Uhr
So: 17:30 – 23:00 Uhr
Tel.: 01 9971938