Restaurantkritik: BIBIM – Stets voll, doch: Wie gut ist der Koreaner?

Marko Locatin

BIBIM, Rennweg 60, 1030 Wien

Essen im einst urigen Eckgasthaus am Rennweg steht bei der koreanische Community so hoch im Kurs wie K-Pop. Mittags gut besucht, ist das “Bibim” jeden Abend gerammelt voll. “Gastro-Ingenieur” Marko Locatin hat reserviert.

Der Standort

Das ehemalige Eckgasthaus am Rennweg beheimatete seit 1928 die Gaststätte zum Goldenen Ochsen, wo in den frühen 2000er-Jahren nach dem Wienerlied gehuldigt wurde (Quelle: Der Standard). Heute wird dort der koreanischen Küche gehuldigt. Mit unterschiedlichen Erfahrungen.

Speis & Trank

Beginnen wir mit dem Erfreulichen: Ja, man kann hier gut essen. Der massive Chilieinsatz in scharfen Suppen (Tofu, Ziegenfleisch) belebt. Das Nationalgericht Bibimbap steht stets auf der Mittagskarte. Es kommt, wie es sich gehört, brennheiß in einem Pfandl an den Tisch, flankiert von sechs oder sieben winzigen Schälchen mit fermentierten Kohl, Gurgeln, Kimchi & Co. Auch die Kutteln mit Zwiebeln eines Mittags waren ok, die außen gedrehten Rolls gleichfalls.

Bei näherer Betrachtung fällt aber einiges auf: Es fehlt zeitweise an Organisation und Sorgfalt. Beispiel: Der Service ist entweder notorisch zu langsam und/oder unterbesetzt. Zu Stoßzeiten sind Chefin und eine Servierkraft zu wenig. Geschätzt die Hälfte der Gäste zahlen an der Schank, um nicht noch länger zu warten, Tische werden nicht abgeräumt. Auch den Desinfektionsspray vom Nebentisch, der soeben unwirsch besprüht wurde, zu inhalieren, war nicht meine Absicht.

Eine Hauptattraktion gilt den Suppen: Die Einlagen (Ziegenfleisch, Huhn, Tofu, Gemüse) sind ok, die Basis erweise sich aber als etwas dünn und kraftlos.

Nun zum letzten Besuch: Die Misosuppe entpuppte sich umamifreie Zone. Der fermentierte Chinakohl war roh, fermentiert nur die Marinade. Koreanisches scharfes Huhn war knusprig & saftig. Gut gelungen: koreanisches Omelett, hier mit Kimchi, gefolgt von Rippchen, kurze Variante, als viel dran an der Rippe, für mich das beste Gericht an diesem Abend. 

Fazit

Wer mit Schärfe und Portionsgröße zufrieden ist, wird hier fündig. Wobei ersteres für meinen Gaumen zu zögerlich interpretiert wird. Die Schärfe (Die Weltbeste Chili-Sauce stammt aus Österreich! Her geht es zum Artikel)vermag nicht die notorische Süße der meisten Gerichte zu kontrastieren. Wer auf Geschmackstiefe und Sorgfalt hofft, könnte enttäuscht werden. Auch war das offene Bier (Gösser) nicht frei von Nebengerüchen- und Geschmäckern. Ich bin da empfindlich und empfehle statt dessen auf die Flasche auszuweichen.

PS: Hier ein früherer Artikel vo Marko Locatin zum Thema “Offenes Bier und Die 7 Schanksünden“.


BIBIM
Rennweg 60
1030 Wien

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