Robert Huth: „Ich habe keinen Respekt vor dem Risiko“

Wien (Culinarius)Wiener Erfolgsgeschichten

Über eine leidenschaftliche Ruderer-Karriere und ein halbherziges Jurastudium bis hin zum erfolgreichen Gastronom: Robert Huth hat es geschafft. Er und seine Frau Gabriele bereichern seit 2001 die Wiener Innenstadt mit Burgerkreationen, italienischer Kost und österreichsicher Küche. Die Schellinggasse ist dabei Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, in der zunächst die „Huth Gastwirtschaft“ entstand. Fünf Jahre später folgte vis-à-vis das „Huth Da Moritz“ und 2009 das Grillhaus „Huth Da Max“, welche die Namen der Söhne tragen. Außerdem betreibt das Power-Paar den „Huth Stadtkrug“ und die Pizzeria „Eatalico“ in der Praterstraße.

Kennengelernt haben sich die Huths bei ihrer damaligen Passion, dem Rudern und entschieden dann, etwas ganz Anderes zu machen. Und das mit großem Erfolg: Drei von vier „Huth“-Restaurants dürfen sich mit einer Haube schmücken. Außerdem wurde Robert Huth von Falstaff zum „Gastronomen des Jahres 2014“ gekürt. Trotzdem macht er im Interview mit Gastronews Wien deutlich, dass die Ehre eigentlich seiner Frau Gabriele gebührt, ohne die seine Restaurants wohl einem Betonplatz ähneln würden, wie er selbst sagt. Außerdem erklärt er, warum Mainstream ein Kompliment ist, wie der Mensch aussieht, der das Gegenteil von ihm verkörpert und wie die Schellinggasse zu einer „Da-Huth-Gasse“ werden könnte.

Gastronews Wien: „Früher waren Sie Jurist und Ihre Frau Physiotherapeutin, wie kamen Sie auf die Idee, in die Gastronomie zu wechseln?“
Huth: „Na, Jurist war ich keiner. Ich habe Rechtswissenschaften studiert und genau einen Multiple Choice Test in drei Jahren gemacht. Es wäre also übertrieben zu sagen, ich war Jurist. Meine Frau und ich hatten das gemeinsame Hobby Rudern, bei dem wir einen guten Zeitausgleich finden konnten. Aber irgendwann dachten wir uns, dass der Leistungssport nicht alles sein kann, wir wollten noch irgendetwas arbeiten. Als mein Vertrag beim Rudern dann nicht verlängert wurde, fragte ich mich, was mache ich jetzt. Und so entstand die Idee von der eigenen Gastronomie. Gottseidank war ich so klug vorher ein Kolleg am Modul zu absolvieren. Kurz nach meiner Ausbildung machten wir uns dann selbstständig.“

„Die Idee dazu kam also von Ihnen?“
Huth: „Naja, das war eher eine im Wirtshaus entstandene gemeinsame Idee.“

„Was sagen Sie zu der Kritik, dass Ihre Restaurants als ‚Mainstream’ gelten?“
Huth: „Das ist keine Kritik, das ist ein Kompliment. Mainstream ist unser größtes Ziel. Also, Mainstream aber doch besonders. Mainstream ist kein negativ behaftetes Wort, das muss klar sein.“

„Was ist Ihre Leidenschaft neben der Gastronomie?“
Huth: „Meine Familie natürlich. Außerdem betreibe ich immer noch gerne Sport.“

„Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Gastronomiekonzepte?“
Huth: „Meistens kommt die Inspiration aus der Not heraus. Wenn wir unzufrieden sind mit einem Konzept bzw. mit der Entwicklung eines Standortes, dann versuchen wir uns neu zu orientieren. Oder wir fahren in die verschiedenen Hauptstädte dieser Welt und schauen uns an, was da gerade Trend ist.“

„Bedeutet das, dass ein Standort von Ihnen einmal nicht funktioniert hat?“
Huth: „Immer! Kein Standort hat von Anfang an so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Es ist ganz wichtig, dass man von sich selbst nicht zu überzeugt ist. Denn viele Unternehmer sind so überzeugt von ihren Konzepten, dass sie nicht bereit sind an den Schrauben zu drehen. Und das ist falsch. Der Gast bestimmt, was er gerne hätte und so muss man sein Konzept dann auch nachjustieren. Deswegen haben wir eigentlich jeden Betrieb des Öfteren schon, manchmal mehr und manchmal weniger, nachjustiert.“

„Was ist denn aus dem Huth im Haus der Musik geworden?“
Huth: „Das haben wir geschlossen, da gab es nichts mehr zum justieren. Es gibt auch Situationen, in denen man sich einfach damit abfinden muss, dass man es nicht geschafft hat. Das Haus der Musik abzugeben war eine meiner besten Entscheidungen, wir hätten das schon viel früher tun sollen. Es hat uns in den anderen Betrieben regelrecht beflügelt.“

„Warum liegen Ihre Huth-Restaurants alle so nah bei einander?“
Huth: „Prinzipiell ist das aus dem Bauch heraus entstanden. Das war nicht strategisch gewollt, sondern die ‚Gastwirtschaft’ war damals das günstigste Lokal am Markt. Und dann wurde das ‚Da Moritz’ frei, das war damals eine Reinigungsfirma und Friseur, was wir umgebaut haben. Das Grillhaus ‚Da Max’ war wegen der Ronacher Baustelle ein Betrieb in Not, weshalb wir uns dazu entschlossen haben, auch daraus einen Standort zu machen. Mittlerweile gehen diese Restaurants sehr gut. Die Schellinggasse ist unsere Stammgasse geworden, wo wir unser Hauptaugenmerk drauf richten. Ich könnte mir sogar einen weiteren Betrieb hier vorstellen, wenn es einen Standort geben würde.“

„Wie wäre ein Mensch, der das Gegenteil von Ihnen ist?“
Huth: „Ruhig, introvertiert, wenig ehrgeizig und kein Spieler.“

„Sie sind ein Spieler?“
Huth: „Ein Spieler ist jeder Unternehmer. Wir sind keine Spieler am Spieltisch, sondern man spielt mit der Erschaffung eines Betriebes. Ich hätte mir schon sehr viel Geld erspart, wäre ich kein Spieler und hätte mich auf das konzentriert, was gut geht. Der oft falsche Drang, mehr zu wollen als man kann, macht einen halt zum Spieler.“

„Also sind Sie sehr risikofreudig?“
Huth: „Ja. Zumindest habe ich keinen Respekt vor dem Risiko“

Neben den vier Huth-Restaurants betreiben Sie außerdem das ‚Eatalico’…“
Huth: „Genau, die Grundidee war da, bewusst ein Mainstream Lokal zu machen. Wir wollen Konzepte machen, die einfach zu verstehen sind, deshalb habe ich kein Problem mit Mainstream. Das ‚Eatalico’ zeichnet sich aus durch Frische, italienisches Lebensgefühl und großzügige Portionen.“

„Bewegt es Sie zum Nachdenken, dass das ‚Eatalico’ nicht Ihren Namen trägt und am besten läuft von Ihren Restaurants?“
Huth: „Also ich muss dazu sagen, dass jetzt natürlich die Schellinggasse besser läuft. ‚Am besten’ ist also der falsche Ausdruck, aber das ‚Eatalico’ rennt sehr gut. Damals hat mich das natürlich zum Nachdenken bewogen, mittlerweile habe ich mich ganz gut damit abgefunden. Aber es stimmt schon, wenn der ein oder andere Huth-Betrieb schwächelt, da fragt man sich schon, was hat man falsch gemacht, obwohl man doch so viel persönlichen Einsatz gebracht hat.“

„Sie haben Ihre Restaurants ‚Da Moritz’ und ‚Da Max’ Ihren Söhnen gewidmet, kommt bald auch ein ‚Da Gabriele’?“
Huth: „Das haben wir schon überlegt, deswegen sag ich ja, ein viertes Lokal in der Schellinggasse fehlt noch. Bis jetzt ist aber noch nichts festgelegt. Aus dem Bauch heraus sage ich, ich möchte hier noch etwas machen, aber es gibt momentan weder einen Standort noch die Idee dazu.“

„Was möchten Sie in Zukunft erreichen?“
Huth: „Momentan bin ich zufrieden, so wie es ist. Aber was mir sicherlich gefallen würde, wäre ein Gassenabschnitt mit so vielen funktionierenden Lokalen wie möglich.“

„Sie stellen sich also eine Schellinggasse mit nur Huth-Lokalen vor?“
Huth: „So stelle ich mir das vor, ja.“

„Wie kriegen Sie Gastronomie und Familie unter einen Hut(h)?“
Huth: „Ich habe die beste Frau, die man sich wünschen kann, die kümmert sich um die Familie. Ich bin ein Schön-Wetter-Papa und so ergänzen wir uns ganz gut.“

„Wie hätten Sie Ihre Restaurants gestaltet, wäre Ihre Frau nicht Teil des Geschäfts?“
Huth: „Vielleicht mit etwas weniger Seele, ähnlich wie ein Betonplatz. Ich bin ein Freund von Betonplätzen.“ (lacht)

„Was kann Ihre Frau besser als Sie und was können Sie besser?
Huth: „Sie kann alles besser als ich, ich kann nur gut blöd daherreden und den Schein wahren. Das heißt, ich kann Leute sehr gut von meinen Ideen überzeugen.“

„Welchen Traum wollen Sie sich im Leben noch erfüllen?“
Huth: „Also momentan habe ich keinen Traum. Und wenn, dann wären es so viele… also von einem Haus am Meer usw., aber das allerwichtigste ist, dass es meiner Familie gut geht.

Fotocredit: Huth Gastronomie GmbH