„Trau dich doch!“

Michaela Reisel

Heute einige Worte zu einem Thema, welches seit Jahren schwelt, doch immer noch nicht Eingang in die tägliche Praxis der Reservierung gefunden hat. In anderen Branchen, wie Hotellerie, Reisebüros oder Fluglinien ist es völlig selbstverständlich und von allen Teilnehmern akzeptiert – die Absicherung einer Reservierung mittels Kreditkarte.

Es war ein sehr schöner Sommertag letzte Woche, als ich meinen Kollegen in seinem wunderbaren Restaurant am Donaukanal besuchte. Der Schanigarten voll ausgelastet, die Räume drinnen, wie es bei schönem Wetter so ist, leer. Ein einsamer Tisch, schön gedeckt für acht Personen an bester Stelle im Freien, blieb unbesetzt. Als gästefreundlicher Gastronom hat unser lieber Kollege den Tisch weit über die reservierte Uhrzeit frei gehalten und musste dabei eine Menge Gäste ablehnen, weil eben alle anderen Tische voll waren. Erschienen ist diese Gruppe nie.

Ein Beispiel, welches wir in unterschiedlichen Versionen alle miteinander nur all zu gut kennen. Doch vor der logischen Korrektur dieses Missstandes schrecken noch viel zu viele Betriebe zurück. Warum eigentlich? Ist es so falsch unseren Gästen zu erklären, dass wir zwar dienen aber letztendlich Geschäftsleute sind, die von dem was sie tun auch leben müssen? Jeder unverkaufte Tisch, jedes unverkaufte Hotelbett, jeder frei gebliebene Sitzplatz im Flugzeug kann nie mehr verkauft werden. Da ist es nur recht und billig bei nicht erfolgter Stornierung eine Ersatzleistung abzubuchen. Nicht jeder Betrieb kann sich eine Arbeitskraft leisten, die sieben mal nachtelefoniert ob der Gast auch zu erscheinen gedenkt. Da hilft auch ein Erinnerungs-SMS kaum.

Jeder Gast erwartet zu recht von uns Höchstleistung für sein Geld, da können wir wohl zu recht Fairness verlangen, wenn es um Themen wie das Einhalten oder zumindest das rechtzeitige Stornieren von Reservierungen geht. Es gibt immer wieder Gäste, die es sich zur Gewohnheit machen in mehreren Lokalen einen Tisch zu reservieren um dann in letzter Minute zu entscheiden wohin sie gehen werden. Für das Nichterscheinen in den anderen Restaurants ist ja mit keiner Konsequenz zu rechnen. In der Weihnachtszeit eine für uns manchmal fatale Praxis.

Wir sind eine hart arbeitende Branche, die stolz auf ihre tägliche Leistung sein kann. Es ist nicht notwendig sich vor angedrohten Konsequenzen durch ungehalten Gäste zu fürchten. Kein Gast würde nur im Traum daran denken sich bei einer Restaurantreservierung im Ausland darüber aufzuregen, dass die Kreditkartennummer zur Absicherung verlangt wird. Was uns viel mehr Schaden zufügt ist die kurzsichtige und unkollegiale Denkweise mancher Kollegen, die glauben durch den lautstarken Verzicht auf solche im Interesse der Branche notwendigen Maßnahmen mehr Geschäft machen zu können.

Unsere Gäste werden sich rascher an solche Regeln gewöhnen als wir denken. Die Angst dadurch Geschäft zu verlieren ist in den meisten Fällen unbegründet. Im Gegenteil: „Was nichts kostet ist nichts wert!“

Euer

Peter Dobcak

 

PS: Wir werden im Herbst in der Fachgruppe Gastronomie mit weiteren Kurzseminaren zum Umgang mit gästerelevanten Themen fortfahren.

 

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