Eine Institution der Wiener Gastroszene muss schließen: Der „Royal Bombay Palace” in Ottakring hat Insolvenz angemeldet. Seit seiner Eröffnung 2019 hat sich das Restaurant einen Namen gemacht, sowohl bei Stammgästen als auch bei Tourist:innen, die hier authentische nordindische Küche in stilvollem Ambiente schätzten. Doch nun steht das Haus vor dem finanziellen Aus – ein Beispiel für die tiefgreifenden wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen die Wiener Gastronomie aktuell zu kämpfen hat.
Vom Herzensprojekt zum Überlebenskampf in der Gastronomie
Hinter dem Royal Bombay Palace in Wien stand mehr als nur ein Restaurant. Richie Randhawa, ein gebürtiger Wiener mit indischen Wurzeln, gründete das Lokal im Jahr 2019 gemeinsam mit Geschäftspartner Avtar Shashia. Ihr Ziel war klar: ein modernes, elegantes Restaurant mit authentischer nordindischer Küche. Sie wollten bewusst keine Klischees bedienen, sondern ein hochwertiges Erlebnis schaffen – sowohl kulinarisch als auch atmosphärisch.
In einem Interview mit Der Standard sagte Randhawa damals: „Wir wollen kein Klischee bedienen, sondern ein elegantes Inderlebnis schaffen.“ Viele Gäste waren begeistert. Besonders das Butter Chicken mit gegrillter Hühnerkeule und cremiger Sauce wurde schnell zum Publikumsliebling. Auch das hausgemachte Naan-Brot und die Vielzahl vegetarischer Gerichte fanden großen Anklang. Die Weinkarte bot eine Auswahl an österreichischen und internationalen Weinen. Zusätzlich wurde das Angebot durch „Richi’s Streetfood“ erweitert – ein Imbiss gleich nebenan. Dort konnten Gäste schnelle indische Gerichte mitnehmen oder liefern lassen. Das sprach vor allem jüngere Zielgruppen und Berufstätige an.
Wirtschaftlicher Druck trotz Beliebtheit
Obwohl das Konzept bei Gästen sehr gut ankam, blieb der wirtschaftliche Erfolg auf Dauer aus. Am 15. Mai 2025 wurde vom Handelsgericht Wien offiziell ein Konkursverfahren gegen die Royal Bombay Palace Wien Restaurant GmbH eröffnet. Forderungen von Gläubigern können noch bis zum 2. Juli 2025 beim Kreditschutzverband 1870 (KSV1870) eingebracht werden.
Branchenexperten sehen die Gründe für die Insolvenz in einer ganzen Reihe von Faktoren. Zum einen stiegen in den letzten Jahren Energie- und Personalkosten stark an. Zum anderen haben die Folgen der Corona-Pandemie viele Restaurants geschwächt – auch solche, die auf den ersten Blick gut besucht wirkten. Laut der Wirtschaftskammer Österreich hat sich die Zahl der Gastronomie-Insolvenzen im ersten Quartal 2025 fast verdoppelt. Besonders schwer trifft es kleinere und mittlere Betriebe, die wenig finanzielle Rücklagen haben.
Ein Schicksal, das viele Betriebe teilen
Die Insolvenz des Royal Bombay Palace steht exemplarisch für die derzeitige Lage in der Branche. Immer mehr gastronomische Betriebe – vom traditionsreichen Kaffeehaus bis zum familiengeführten Lokal – geraten unter Druck. In den vergangenen Monaten mussten etwa auch bekannte Cafés, Gaststätte und ein Luxus-Hotel Insolvenz anmelden. Diese Entwicklungen zeigen deutlich: Die Herausforderungen für Unternehmer:innen werden immer größer.
Verändertes Konsumverhalten, vorsichtigeres Ausgehen und hohe laufende Kosten stellen viele Betriebe vor kaum lösbare Aufgaben. Auch beim Royal Bombay Palace ist die Zukunft derzeit ungewiss. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob ein Sanierungsplan möglich ist oder ob das Kapitel endgültig geschlossen werden muss. Was aber schon jetzt feststeht: Für viele Stammgäste ist der Verlust des Lokals ein emotionaler Einschnitt.