Winzerin aus Leidenschaft: Karoline Taferner im Talk

Christin Pogoriutschnig

Internationale Erfahrung und lebenslange Leidenschaft: Geschäftsführerin Karoline Taferner. © Weingut Taferner

Das Weingut Taferner gehört zu den Erfolgsweingütern der Region Carnuntum. Seit 2022 ist Karoline Taferner Geschäftsführerin des Familienbetriebs und greift dabei auf einen hohen Stand an Wissen und Erfahrung zurück. Gastro News hat die junge Winzerin zum Gespräch gebeten.

Gastro.News: Karo, euer Unternehmen ist durch und durch ein Familienbetrieb. Was macht euer Weingut aus?

Karoline Taferner: Die ersten Flaschen füllen wir erst seit 1988, unser Weingut ist also noch relativ jung, wir hatten seit vielen Generationen einen kleinen Weingarten, die Trauben wurden früher jedoch nur für den Eigenverbrauch gekeltert. Bis ich 10 Jahre alt war, hatten wir auch noch Tiere am Hof, Schweine und Rinder, ein paar Hasen und Hühner. Ein richtiger Bauernhof. Damals haben wir neben dem Weinbau auch Zuckerrüben, Weizen und Kartoffel angebaut. Mit dem Jahr 2000 hat sich unsere Familie voll und ganz auf den Weinbau konzentriert. Die Ackerflächen wurden verpachtet und die Tiere verkauft.

Seit ich mich erinnern kann, war mein Leben eng mit der Natur und der Familie verbunden. Drei Generationen arbeiten und leben bei uns bis heute jeden Tag zusammen. Ich wurde früh in die Arbeit miteinbezogen – bei der Weinlese, beim Abfüllen oder Etikettieren, aber auch in den Betrieb unseres Heurigen Lokals, das mittlerweile verpachtet ist. Wir durften auf dem Traktor mitfahren, am Wein riechen und täglich wurde der eigene Traubensaft getrunken. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich meinen ersten Schluck Wein hatte, aber es war wahrscheinlich schon früher als bei den meisten Anderen. (lacht)

Wir arbeiten biologisch und nachhaltig, sowohl im Weingarten als auch im Keller. Wir glauben daran, dass die Qualität im Weingarten und nicht im Keller entsteht. Deshalb verbringen wir selbst viele Stunden im Jahr im Weingarten – wir verarbeiten nur Trauben aus unseren 25 ha Weingärten, wir kennen jeden Stock und später jedes Fass.

Was machst du als Geschäftsführerin anders als es deine Familie davor gemacht hat und welchen Mehrwert hat das Önologie-Studium für die Arbeit als Winzerin?

Ich habe 2015 mit meinem Weinbaustudium an der BOKU in Wien begonnen, war während meinem Studium ein paar mal weg um Erfahrung im Ausland zu sammeln. Eine Weinlese habe ich in Neuseeland gemacht und zwei in Australien. Ich war dort bei drei Weingütern im Keller für die Rotweine mitverantwortlich. 2017 kam ich dann zurück nach Carnuntum. Mein Vater ist seit Oktober 2022 in Pension, seitdem führe ich den Betrieb. Er arbeitet aber immer noch fleißig mit, genau wie mein Großvater mit 88 Jahren. Die Arbeit im Weingarten hält jung!

2019 haben wir auf biologische Bewirtschaftung umgestellt – mit dem Jahrgang 2022 sind all unsere Weine BIO zertifiziert. Ich habe an Kleinigkeiten im Keller gefeilt, zum Beispiel um die Besonderheiten unserer Lagen herauszuarbeiten: Spontane Vergärung der Rotweine, Gärtemperaturen, Pressen mit oder ohne Stielen bei Weißweinen, Ganztrauben mitvergären bei Rotweinen, Schwerkraft, kein Pumpen der Maische… Mein Fokus liegt auf unseren weißen und roten Lagenweinen.

Hier arbeitet die ganze Familie mit Herz und Seele mit. © Weingut Taferner

Es gibt genug Raum für alle, um erfolgreich zu sein!

Winzerin Karoline Taferner über Konkurrenz in der Weinbranche

In Österreich gibt es einige erfolgreiche Winzerinnen, Empowerment ist auch in dieser Branche in aller Munde. Seid ihr untereinander vernetzt? Und wie sieht es in Sachen Wettbewerb und Konkurrenz aus?

Ich habe in Carnuntum das große Glück mit vielen tollen Frauen zusammen arbeiten zu dürfen, wir sind miteinander vernetzt, privat befreundet und unterstützen uns gegenseitig. Das Geschlecht spielt hier für mich aber keine entscheidende Rolle – Wein von Frauen schmeckt nicht anders als jener der von Männern gemacht wird. Die junge Generation ist hier viel aufgeschlossener.

In Bezug auf Wettbewerb und Konkurrenz ist es wahrscheinlich ähnlich wie in anderen Branchen. Es gibt sicherlich eine gewisse Konkurrenz zwischen Winzerinnen und Winzern aber es gibt auch viele, die sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen. Die Weinbranche ist extrem vielfältig, die Weinstile und Vertriebswege sind unterschiedlich. Es gibt genug Raum für alle, um erfolgreich zu sein.

Was macht eure Region und euren Boden so besonders?

Carnuntum ist das wärmste und gleichzeitig eines der kleinsten Weinbaugebiete in Niederösterreich. Die Region ist vor allem für ihre Rotweine bekannt, wie etwa Zweigelt oder Blaufränkisch, gerne auch in Kombination mit internationalen Rebsorten, die von den kalkhaltigen Böden und dem kontinentalen Klima geprägt sind. Unsere hügelige Landschaft wurde vor über zwei Millionen Jahren vom Urmeer gebildet. Auf den höheren Lagen befindet sich viel Schotter mit Kalkablagerungen, auf den tieferen Lagen rund um den Ort Göttlesbrunn finden sich sehr tiefgründige, lehmige Böden. Carnuntum ist mit über 300 Windtagen im Jahr gesegnet, der Mix aus kontinentalem und pannonischen Klima liefert uns die idealen Bedingungen für ein gesundes Traubenmaterial. Außerdem speichern unsere Böden das Wasser sehr gut und eine Bewässerung war bisher nicht notwendig.

Der Name Carnuntum stammt aus der römischen Zeit und schon die Römer haben hier vor über 2000 Jahren Wein gemacht. Carnuntum war ein bedeutendes Militärlager, großer als London oder Paris zur damaligen Zeit. Die Römer brachten ihre Weinbautechnik in unsere Region und bauten hier Weinreben an.

Weinregion mit Geschichte. © Weingut Taferner

Was schätzt du an deiner Arbeit am meisten?

Das ist einfach, die Weinlese! Genauer gesagt, die Arbeit im Keller während der Weinlese. Es ist die intesivste, aber auch schönste Arbeit. 2017 habe ich drei Weinernten in einem Jahr erlebt – mein Traum! Den Wein von der Traube bis zur Flasche zu begleiten, dabei die verschiedenen Schritte zu optimieren, am Ende das Beste aus dem Weingarten in die Flasche zu bringen… Aber auch den Rest des Jahres in der Natur zu arbeiten, die Veränderungen im Weingarten im Laufe des Jahres zu beobachten – das alles ist etwas ganz Besonderes. Auch das Verkosten unserer Weine und das Feedback der Kunden ist immer ein besonderer Moment.

Was ist dein persönlicher Lieblingswein aus eigener Produktion und welche Regionen bevorzugst du beim Selbertrinken abgesehen von Österreich?

Es ist schwierig einen Lieblingswein aus eigener Produktion zu nennen, das ist so als würde man Eltern nach ihrem Lieblingskind fragen. (lacht) Nach Jahreszeit, Anlass, oder Speise empfehle ich unseren Kunden den passenden Wein. Für mich ist jeder davon einzigartig und besonders.

Ich bin extrem aufgeschlossen was Wein aus anderen Gebieten angeht und lasse mich gerne in Restaurants von Sommeliers oder von Freunden bei Blindverkostungen überraschen. Natürlich liebe ich die Klassiker: das Burgund, Bordeaux und das Piemont, allgemein Weine mit Komplexität und Finesse aber auch Weine aus der neuen Welt wie Oregon, Napa Valley oder Tasmanien.

Arbeitet ihr auch mit der heimischen Gastronomie zusammen? Gibt es bekannte Namen, die hierbei auf euch zählen?

Wir beliefern die österreichische Gastronomie zu 99% über unsere Händler. Wir haben hier ein Netzwerk von Partnern das in ganz Österreich verteilt ist. Es gibt jedoch noch den ein oder anderen Kunden, den wir seit Jahrzehnten direkt beliefern, dazu gehören das schwarze Kameel oder das Haas Haus in Wien.

Danke für das Gespräch!

Weingut Taferner
Pfarrgasse 2
2464 Göttlesbrunn
+ 43 2162 8465
weingut@tafi.at