Yvette und Saphir: Wir atmen Wiener Barluft!

Dominik Köhler

Yvette (l.) und Saphir, die Gründerinnen des Wiener Barperlen Blogs ©Wiener Barperlen

Im großen Gastro.News Doppel-Interview sprechen die Gründerinnen des Wiener Barperlen Blogs Yvette und Saphir über ganz private Vorlieben in Sachen Cocktails, erreichte Meilensteine und stellen klar, auf welche „No-Gos“ sie allergisch reagieren.

Gastro.News: Seit 2018 ist die Wiener Barszene euer kreatives Blogger-Zuhause, wie schlägt sich Wien im internationalen Vergleich?
Beide:
Wir finden, Wien kann absolut mithalten! Bei uns gibt es so eine große Vielfalt an Bars: von Rooftop Bars (Aurora), Speakeasy Bars (Fitzcarraldo), Gin Bars (Das Torberg), Beach Bars (Herrmann Strandbar), Tiki-Bars (Matiki) über Champagner oder Prosecco Bars (Dosage oder Prosecco Bar), Weinbars (MAST Weinbistro), Brasserie und Bars (Neue Hoheit) oder klassische Cocktail (Kleinod) oder American Cocktail Bars (Roberto American Bar) – um nur ein paar zu nennen. Besonders begeistert waren wir, wie mutig sich die Gastroszene durch die Pandemie geschlagen hat. Trotz wirklich schwieriger Umstände ist für uns die Wiener Barszene noch stärker aus der Pandemie gekommen. Und mittlerweile haben wir ja ein ganzes Team an Reporterinnen und Reportern, da wir es zu zweit nicht schaffen, so viele Lokale regelmäßig zu besuchen. Trotz unserer ca. 10 Außenreporterinnen und Außenreporter haben wir ständig eine “Neueröffnungsliste” die wir besuchen wollen und die einfach nicht leer wird. Und da geht es wirklich um reine Bars, ohne die ganzen Hotelbars, Restaurants und andere Lokale mit Bar, die wir auch immer wieder mal gerne testen.

Gastro.News: Wie sehen eure üblichen Blogger-Zeiten aus, kann es auch mal später werden?
Yvette:
Durch unsere Berichterstattung in Bars sind wir grundsätzlich abends unterwegs, aber zu unserer Freude wird auch das “Day-Drinking” immer beliebter, und wir nehmen auch gerne hie und da einen (Boozy) Brunch in unsere Reports auf. Und für uns bedeutet “Day Drinking” nicht zwangsläufig Alkohol, wir testen auch oft und gerne die Virgin-Karte. Im Sommer sind sowieso die Beach Bars sehr beliebt, da sind wir auch viel tagsüber unterwegs, und im Winter gehören auch Punschstände zu unserem Repertoire, darum ist es wirklich sehr unterschiedlich – quasi all day long. (lacht)
Saphir: Wenn wir auf Tour sind, um Lokale zu testen, dann machen wir das meistens inkognito. Manchmal werden wir auch eingeladen oder erkannt (spätestens wenn wir mit Kamera bewaffnet die Cocktails fotografieren bis das Eis schmilzt), dann kommt man schon mal mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Barbesitzerinnen und Barbesitzern ins Gespräch. Wir freuen uns, wenn wir die Story hinter der Bar erzählt bekommen, oder uns die Gastronomen stolz von ihrem Konzept erzählen. Da kann es auch schon mal etwas später werden.

Gastro.News: Welche beruflichen Stationen oder Ausbildungen haben euch bis zur Gründung des Wiener Barperlen Blogs maßgeblich beeinflusst?
Saphir:
Ich komme ursprünglich aus dem kreativen Bereich und habe Grafik- und Kommunikationsdesign gelernt. Später in der Beratung habe ich auch viel mit Agenturen an Digitalisierungsstrategien gearbeitet. Also liegt mir alles sehr, was kreativ und digital ist. Ich habe mich damals danach gesehnt, wieder selbst Inhalte zu gestalten. Als mich Yvette dann gefragt hat, ob wir nicht einen Blog über die Wiener Bar-, Afterwork- und Gastro-Szene starten wollen, war ich sofort begeistert. Jetzt kann ich mich wieder kreativ ausleben und meine bisherige Erfahrung auch super für unseren Auftritt nutzen.
Yvette: Bei mir ist es etwas spezifischer, ich bin gelernte Marketingexpertin und habe lange im Gastromarketing in Wien gearbeitet. Da habe ich vor allem über meinen Beruf viele Bars, Getränkehersteller und Gastronomen kennengelernt, die mich von Anfang an begeistert haben. Ich habe mir damals immer wieder gedacht, dass wir so eine tolle Szene in Wien haben, die sich vor allem in den letzten Jahren extrem entwickelt hat. Das durch meinen Beruf erlangte Szenewissen, kann ich natürlich super über einen Blog mit der Welt (und vor allem den Wienerinnen und Wienern) teilen.

Immer auf der Suche nach neuen Drinks und Cocktail-Kreationen ©Wiener Barperlen

Gastro.News: Wie oft wird am Ende des Tages aus der Arbeit Vergnügen und wie wichtig ist euch das?
Yvette:
Prinzipiell bereitet uns die Blogger-“Arbeit” immer auch Vergnügen und das ist uns auch sehr wichtig. Aber selbstverständlich gibt es ein paar To-Do´s wenn wir unterwegs sind und eine neue Bar testen. Zum Start in den Abend bestellen wir erst mal ein paar Drinks und lassen uns das Beste aus der Karte empfehlen. Dann wird fotografiert, was das Zeug hält und wir drehen unsere obligatorische Runde durch das Lokal, um auch die Stimmung und das Konzept gut einzufangen. Das kann schon eine Stunde dauern. Danach ist es aber hauptsächlich genießen oder wie bereits erwähnt mit den Gastronomen plaudern. Und darum geht es uns auch. Wir lieben neue Lokale zu entdecken, je ausgefallener und durchdachter ein Konzept, desto begeisterter sind wir. Wenn uns der Barkeeper glücklich erzählt, wie er die Shrubs selbst angesetzt hat oder der Barbesitzer uns die nachhaltigen waschbaren Untersetzer zeigt, gibt uns das schon ein besonderes Glücksgefühl. Das sind ja meistens unfassbar kreative Leute, die da am Werken sind und das finden wir sehr inspirierend.
Saphir: Ich kann dem nur zustimmen. Ein besonderes Highlight sind für uns Besuche in Bars, die auch Cocktail Pairing Menüs anbieten, wie zum Beispiel das Moby Dick oder das Bruder, da können wir dann gleich unsere Liebe zum Essen mit unserer Bar-Leidenschaft kombinieren.

Gastro.News: Was darf in keiner guten Bar fehlen?
Beide:
Nette Barkeeperinnen und Barkeeper sowie Barbesitzerinnen und Barbesitzer, die mit ihren Gästen plaudern – das ist zumindest für uns die halbe Miete. Was wir auch feiern, ist, wenn besondere Spirituosen genutzt werden, die zum Beispiel aus heimischer oder kleiner Produktion in Handarbeit hergestellt werden. Und dann kommt es natürlich vor allem darauf an, was für eine Bar es ist. Geht es mehr um Party, vorglühen, ausgehen und flirten? Oder um ein romantisches Date? Oder vielleicht Afterwork Drinks mit den Kollegen? Oder einfach nur ein gemütlicher Feierabenddrink mit eon paar Freundinnen? Je nachdem, sind andere Dinge wichtig. Budget spielt natürlich auch eine Rolle. Möchte ich höchste Mixologenkunst “erleben” und mich ausgiebig beraten lassen, dann ist etwas besonderes wie Tür 7 super, wo es keine Karte gibt, sondern die Drinks für jeden Gast “neu erfunden” werden. Oder möchte man mit Freundinnen und Freunden in großer Runde ausgelassen zu DJ Sounds feiern? Dann ist Stimmung wichtig, z.B. wie in der Hannelore.

Gastro.News: Auf welches No-Go reagiert ihr allergisch und was darf beim Barbesuch keinesfalls schiefgehen?
Beide:
Zwar ein no-brainer, aber unfreundliche Mitarbeiter, obwohl wir eine sehr hohe Toleranzgrenze haben, weil wir gut verstehen können, wenn jemand mal eine schlechten Tag hat oder viel los war. Schmutzige Gläser, warme Cocktails, schlecht gemischte Klassiker (bei denen man eigentlich nichts falsch machen kann), viel zu süße Drinks, die wie Kinder Milkshakes schmecken oder der Tisch neben dem Klo (mit entsprechender Geräuschkulisse), sind für uns auch Stimmungskiller.

Manchmal darf aus Arbeit, Vergnügen werden ©Wiener Barperlen

Gastro.News: Was zeichnet die Wiener Barperlen aus, was ist euer USP?
Beide:
Bei uns findest du die besten Bars und Afterworks in Wien und weißt immer wo was los ist. Wenn du uns auf Instagram, TikTok oder unserem Blog folgst, kann dir quasi nichts entgehen. On top: Wenn wir mal im Ausland unterwegs sind, berichten wir ebenfalls gerne über lokale Spots & Bars, die beim nächsten Urlaub auf der Bucket-Liste nicht fehlen dürfen.

Gastro.News: In einem Wort: Hier habe ich den besten Cocktail meines Lebens getrunken…
Yvette:
Das ist schwer zu sagen, da gab es schon einige spitzen Drinks in den letzten Jahren.  Aber bestimmt zu den besten Cocktails der Stadt zählen die von der neu eröffneten “Neue Hoheit”, die wir vor wenigen Wochen testen durften.

Gastro.News: Diese Bar besuche ich im Moment besonders gern…
Beide:
Keine richtige Bar, aber wir sitzen sehr gerne im Café Kandl für einen Drink oder ein Gläschen Vino. Für Cocktails verschlägt es uns im Moment in die Parfümerie oder den Planter’s Club.

Gastro.News: Das darf in einem guten Cocktail keinesfalls fehlen…
Saphir:
Bitter!
Yvette: Passionsfrucht

Gastro.News: Mit diesem Drink starte ich gerne in den Abend…
Saphir:
Campari Soda ist im Moment ganz vorne dabei.
Yvette: Espresso Martini. Für die meisten wohl eher kein Starter. (lacht)

Gastro.News: Rooftop oder Underground…
Beide:
Im Sommer natürlich Rooftop! In der kalten Jahreszeit gerne mit Wohnzimmeratmosphäre.

Gastro.News: Mainstream oder Speakeasy…
Beide:
Speakeasy! Damit kann man gut Freundinnen und Freudne oder das Date beeindrucken.

Gastro.News: Auf welche Geschichten, Projekte oder Meilensteine der Vergangenheit seid ihr besonders stolz?
Beide:
Unser Team! Wir sind so glücklich, so tolle Reporter und Reporterinnen gefunden zu haben, die unsere Liebe zur Bar und Afterwork-Szene in Wien teilen. Wir haben total begabte Content Creator die für uns regelmäßig auf Instagram und TikTok berichten und auch BloggerInnen, die fleißig in die Tasten hauen. Ohne sie wäre unsere Berichterstattung in dieser Aktualität nicht möglich! Also vielen Dank an Michi, Steph, Corinna, Lisa, Elena, Julia, Neda, Valerie, Nika, Max, Irina und Katja.

Gastro.News: Auf welche Projekte darf sich eure Fangemeinde in naher Zukunft freuen?
Beide:
Winter ist Punschstand-Zeit, wir wollen ein paar super Christkindlmarkt-Touren für euch zusammenstellen. Ihr dürft euch auch wieder auf einen großartigen Adventskalender mit tollen Überraschungen aus der Barszene freuen.

Gastro.News: Letzte Frage, was hättet ihr gemacht, wenn ihr nicht einen eigenen Blog gestartet hättet?
Beide:
Gute Frage. Langweilig wäre uns sicher trotzdem nicht geworden.

Gastro.News: Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr Informationen und tolle Stories aus der Wiener Barlandschaft lesen Sie unter: https://www.wienerbarperlen.at/blog/

Prost und wohl bekomm´s ©Wiener Barperlen