Neue Perspektiven für die Ausbildung in der Gastronomie

Ina Dieringer

© Max Slovencik

Die österreichische Gastronomiebranche lebt von Leidenschaft, Qualität und Menschlichkeit. Doch die Lehre, jahrzehntelang Fundament dieser Berufe, kämpft zunehmend mit einem Imageproblem. Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für eine klassische Ausbildung, während Betriebe händeringend nach Fachkräften suchen. Genau hier setzt das Projekt “Premiumlehre – die Lehre mit Blick über den Tellerrand” an: eine Initiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Lehre aufzuwerten, modern zu gestalten und Jugendlichen eine Ausbildung mit Perspektive zu bieten. 

Eine Initiative mit klarer Mission 

Gemeinsam mit dem Klub der Wiener Kaffeehausbesitzer will die Fachgruppe Wien der Gastronomie mit der Premiumlehre die duale Ausbildung neu denken und zu einer trialen Lehre weiterentwickeln. Neben der Ausbildung im Lehrbetrieb und der Berufsschule sammelt der Lehrling auch noch Erfahrung in branchennahen Betrieben. Statt die Lehre als Notlösung oder als weniger prestigeträchtigen Weg wahrzunehmen, soll sie zu einer begehrten und angesehenen Ausbildungsform werden. „Lehre lohnt sich“ lautet der zentrale Gedanke – und zwar nicht nur im Hinblick auf den Arbeitsmarkt, sondern auch auf die persönliche Entwicklung und die Karrierechancen junger Menschen. 

Das Konzept: Lehrlinge absolvieren ihre reguläre Ausbildung in einem Lehrbetrieb, werden jedoch zusätzlich durch Kooperationen mit Partnerbetrieben gefördert. Dort sammeln sie Erfahrungen, die weit über den klassischen Lehrplan hinausgehen. Ergänzt wird dieses Angebot durch Seminare, Bonifikationen und ein umfassendes Portfolio, das ihre Qualifikationen sichtbar dokumentiert. 

Module, Bonifikationen und Portfolio 

Herzstück des Projekts sind die Kooperations-Module. Sie ermöglichen Erfahrungen in der Patisserie bis hin zum Praktikum bei einem Weinproduzenten. Die Optionen sind vielfältig und die Lehrlinge können sich aussuchen, was sie interessiert. Ziel ist es, noch besser ausgebildete Fachkräfte im Service und der Küche, die mehr können und wissen, als nach einer klassischen Lehre, zu bekommen. Und damit auch die Begeisterung für ihren Beruf steigern 

Lehrlinge werden außerdem für besondere Leistungen mit Bonifikationen belohnt. Das steigert die Motivation und macht den Mehrwert greifbar. Am Ende der Ausbildung steht das individuelle Lehrlingsportfolio: eine Dokumentation aller erworbenen Zusatzqualifikationen, die zukünftigen Arbeitgeber:innen ein klares Bild vermittelt. Damit wird sichtbar, was die Lehrlinge geleistet und gelernt haben – ein Instrument, das nicht nur Anerkennung schafft, sondern auch Türen öffnet. 

© Monika Brunner-Strobl.

Fokus auf die Tätigkeitsfelder in der Gastronomie 

Zum Start konzentriert sich die Premiumlehre auf zwei zentrale Lehrberufe der Branche: 

  • Köchin/Koch 
  • Restaurantfachfrau/-mann 

Beide Ausbildungswege sind für die heimische Gastronomie von entscheidender Bedeutung. Sie verlangen nicht nur Fachwissen, sondern auch Kreativität, Teamgeist und eine Leidenschaft für Gastfreundschaft. Genau diese Werte will die Premiumlehre fördern und mit zeitgemäßen Inhalten verknüpfen. 

Praxis mit Zukunft 

Wie die Premiumlehre in der Praxis aussieht, zeigen Kooperationen mit beispielweise dem Hotel Gilbert sowie dem angeschlossenen Restaurant&flora, der Brauerei Ottakringer oder dem Mineralwasserproduzenten Vöslauer. Lehrlinge erhalten hier Einblicke in das Hotelwesen, in die Koch- und Brauereikunst sowie in die Mineralwasserproduktion. Damit wird die Premiumlehre zu einem Ort, an dem klassisches Handwerk auf moderne Strömungen trifft – eine Brücke zwischen Tradition und Zukunft 

© Max Slovencik


Sichtbarkeit durch Events und Medien 

Ein Projekt dieser Art lebt auch von Öffentlichkeit. Ein erster Höhepunkt war das Kick-off-Event im November 2024. Lehrlinge, Partnerbetriebe und Unterstützer:innen kamen zusammen, um die Initiative zu feiern und sich zu vernetzen. Der Abend stand im Zeichen von Teamgeist, Austausch und der Begeisterung für ein neues Ausbildungskonzept. 

Ein starkes Netzwerk als Grundlage 

Die Premiumlehre ist kein isoliertes Projekt, sondern ein Netzwerk. Kooperationsbetriebe bringen ihr Know-how und ihre Strukturen ein, Lehrlinge profitieren von zusätzlichen Lernorten, und die beteiligten Unternehmen zeigen ihr Engagement für die Ausbildung der nächsten Generation. So entstehen Synergien, die Ausbildung, Praxis und Zukunftsfähigkeit miteinander verbinden. 

Mehr als nur eine Lehrstelle 

Die Premiumlehre bringt frischen Wind in ein traditionelles System. Es schafft neue Perspektiven für junge Menschen, die eine fundierte Ausbildung suchen, und bietet Betrieben die Chance, engagierte Fachkräfte zu gewinnen, die mit einem klar dokumentierten Kompetenzprofil starten. 

Damit setzt die Premiumlehre ein deutliches Zeichen: Die Lehre ist kein Kompromiss, sondern eine wertvolle, moderne und zukunftsweisende Ausbildung – vor allem dann, wenn sie über den Standard hinausgeht.