An der Ausstellungsstraße beim Wiener Prater offeriert ein junges Team ausgefeilte Gerichte & hand kuratierte Weine. Genuss-Journalist Locatin war vor Ort.
Der Standort
Prater und Ausstellungsstrasse sind seit jeher Kulminationspunkt unterschiedlichster Milieus. Ältere Anrainer, jüngere Familien, Studenten und Studentinnen, die den auch architektonisch international gehaltenen Campus (Weltbekannt: die Bibliothek des “Architekturbüro Zaha Hadid“) bevölkern. Schließlich&freilich finden sich noch Reste jenes alten Rotlich-Milieus (Stadtbekannt: Susi-Bar), das die Zukunft bereits lange hinter sich hat. An dessen Örtlichkeit erfreulicherweise immer öfter ambitionierte Gastronomiebetriebe aufpoppen. Levantinisch, türkisch, chinesisch kann man an der Ausstellungsstraße speisen – in unterschiedlicher Qualität. Im dahinter liegenden Stuwerviertel war es auch, wo Roland Soyka sein “Stuwer” vor einigen Jahren eröffnete. Vor kurzem kam ein zweites dazu, das nun auch Frühstück (bis 15 Uhr) und Brunch anbietet.
All das ist meinem Kopf entsprungen!
Roland Soyka
Vorab: Der junge Mann hat sich einiges überlegt. “Nein, die Kühlhausanmutung ist wie alles hier nur meinem Kopf entsprungen. Früher war hier ein Copy-Shop”, erläutert Soyka auf Nachfrage. Ausgetüftelt ist das Interieur. An Akustik und Licht wurde lange gefeilt – die Spots etwa beleuchten auch den Louvre, wie Roland en passant erwähnt. An Details wie dem Block im hinteren Bereich oder dem französischen Besteck merkt man die Liebe zum Detail. Kommen Speis & Trank da mit?

Speis & Trank
Also: Auf der Abendkarte stehen Gerichte wie Rotgarnele-Chorizo-japanisches Milchbrot-Salzorange-knusprige Hühnerhaut, Eismeersaibling-Zuccini-Germ-Yuzu-Mangold oder Melonen-Vielfalt-Cevice etc. Klingt eh super, wir jedoch testen heut die Frühstücks- und Brunchkarte.
Für mich: Matcha mit ohne Latte. Danke. Die Temperatur passt, nicht spitzenklasse – der Autor dieser Zeilen trinkt seit 20 Jahren Matcha – spielt das schwere gehypte Getränk (Matcha Latte) jedoch definitiv in der Oberliga.

Die pochierten Bio-Eier der Eggs Florentine (Unterschied zu Egg Benedict: statt Spinat wird Schinken verwendet) gelingen wachsweich. Die angenehm leicht interpretierte Hollandaise ist sellbst&verständlich hand&gerührt (im Bild: eine kleine Version). Die normale Portion: 13,50 Euro.

Es folgt eine ebenfalls gelungene English-Breakfast-Version. Käsekrainer (ewas sehr würzig!), die Blutwurst solide, ein Highlight: die doppelt frittierten Erdäpfelwürfel. Auch gut: Paradeiser und Styrian-Kidney-Bohnen – Roland: “Ich liebe Kidney-Bohnen!”, sowie das selbst gebackene Sauerteigbrot (15,50).

Das Dessert: Zimtschnecke mit Schaum aus Vanille und Tonkabohne. Klassische Kombination. Gut: Die Vanille kommt federleicht. Ein wenig mehr Tonka könnte da aber guten Gewissens rein.
Das Fazit
Um die Titelfrage gleich zu beantworten: Ja, das mer&würdig ist merkwürdig. Der Sommelier entkorkte im “Schwarzes Kameel“, der Küchenchef befeuerte davor am Donauturm einen Herd in luftiger Höhe. Sehr erfreulich ist die schmale, aber fein kuratierte Weinkarte. Dass alle Weine auch glasweise erhältlich sind (Flaschenpreis durch 6) ist ein sympathischer Zug dieser grundsympathischen Lokalität.
Espresso: 3 Euro
Eggs Benedict: 13 ,50 Euro
Speisen: 11 – 17 Euro
Chef’s Choice: 69 Euro (Einmal das volle Programm)
Tipp: Ich empfehle weiters das vielfach ausgezeichnete Gansl (FALSTAFF, Kurier Freizeit)
in Soykas “Stuwer“. Gibt’s ab 1. Oktober, auch zum Mitnehmen.
merk & würdig
Di – Sa: 08.00 – 22.00
Ausstellungsstraße 53
1020 Wien
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