Hält das Statement der neuen Betreiber “nature to table. italian inspired. produce driven.” auch wirklich was es verspricht? Genuss-Journalist Locatin war vor Ort und hat getestet.
Der Standort
Das Xpedit hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich, doch “so richtig gut war es dort schon lange nicht”, merkte ein kundiger Kollege letztens an. Einst fungierte es als Lagerhalle, seit vielen Jahren wird an dem Standort nahe der Urania italienisch gekocht. Erster Eindruck: heller, freundlicher, aufgeräumter ist’s. Die Stellagen wurden entfernt, eine große Pflanze als Blickfang angeschafft, der Charme der Location aber bewahrt. Mit Ismael Faye als Küchenchef und Restaurantleiterin Ivana Markovic versucht das Xpedit einen ambitionierten Neustart.
Speis & Trank
Wir nehmen den Chef’s Table. Etwas tiefer gelegen, sieht man hier zwar nicht alles, was in der Küche vorgeht, doch man ist nahe genug dran und bemerkt an der Anrichte rasch, wie routiniert und präzise gearbeitet wird.
Wir wollen hier das Italienische bewahren, aber mit regionalen Zutaten und international inspiriert.”
Ismael Faye

Erste Vorspeise: Alici, Chili, sizilianisches Olivenöl (siehe Titelbild). Gefolgt von eingelegtem, sauren Gemüse sowie Coppa und Schinkenspeck. Letzteres von zartem Schmelz. Dazu wird Sauerteigbrot gereicht – “nein, wir machen das Brot nicht selbst, das machen andere besser”, sagt der Küchenchef auf Nachfrage.

Alsdann trägt Ismael Faye “Reh und Ringlotte” auf. Geklopftes Carpaccio vom Reh, bestrichen mit schwarzem, süßlichem Knoblauch. Eine gesalzene Ringlottenpaste gibt dieser delikaten Vorspeise noch den nötigen Kick (14 Euro).

Als nächster Gang folgt ein weiterer italienischer Klassiker: Tomatisierte Cannellini-Bohnen mit etwas Kürbis und reichlich Pecorino-Romano (19 Euro). Ein Gericht, das ob der fein abgeschmeckten Aromen auch in bella Italia bella Figur machte.

Als zweite Hauptspeise wählen wir Kalb (vom Zotter aus Oberbruch). Perfekt gegart, nur mit Salz, etwas Pfeffer plus Salbeibutter. Ein echtes Highlight. Schmeckt genauso gut, wie es aussieht. (380Gramm/42 Euro).
Das Fazit
Ein gelungener Neustart für das Xpedit. Hochwertige Produkte werden mit sichererem Händchen puristisch & elegant auf den Teller gebracht. Charmant und informativ auch die Erklärungen zu jedem Gericht. Man merkt: hier sind Profis mit internationaler Erfahrung am Werk. Das Motto: “Nature to table. Italien inspired. product driven” fungiert nicht als Marketing-Masche, sondern ist Programm. Auf der Karte werden die Produzenten vorbildlich ausgewiesen.
Zum Wein: Die Weinkarte ist mit 13 Positionen schmal bestückt. Vielleicht besinnt man sich bei offenen Weinen auch noch auf die gerade in Italien gepflegte Tradition des einfachen Hausweins. Denn eine Preisgestaltung vom günstigsten Achterl für 6,50 Euro (Zweigelt, Heinrich, Gols) ist auch in dieser Innenstadtlage, naja, happig.
Die Flaschenpreise sind wieder kulant kalkuliert. Der Pinot Noir Muschelkalk des rundum empfehlenswerten Weinguts Zuschmann-Schöfmann ist mit 43 Euro der teuerste Wein auf der Karte. www.zuschmann-at
XPedit
Di – Sa: 17.00 – 00.00
Wiesingerstraße 6
1010 Wien
VS: 12 – 17 Euro
HS: 19- 42 Euro
www.xpedit.at
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