Die Ära des Gin Tonic: Kathi Schwaller im Talk

Christin Pogoriutschnig

Allround Profi: Katharina Schwaller ist Hendrick's Brand Ambassador für Österreich © Stefano Trabison

Kaum ein Trendgetränk hält sich so hartnäckig wie Gin. Egal ob als G&T oder Negroni – Gin ist überall. Die Marke Hendrick’s ist dabei besonders populär, und hat seine Marketingstrategie zur Perfektion entwickelt. Bar-Profi Kathi Schwaller ist Österreichs Hendrick’s Brand Ambassador, und hat mit Gastro.News über ihren ungewöhnlichen Job gesprochen.

Seit einigen Jahren gehört sie zum Inventar der Wiener Barszene, hat sich trotz ihren jungen Jahren Bekanntheit, Respekt und ein massives Wissen erarbeitet und ist an der positiven Entwicklung der Branche für weibliche Bartenderinnen beteiligt. Neben ihrer stetigen Weiterentwicklung und ihrem konstanten Kampf gegen Stereotypen bleibt sie bodenständig, sympathisch, und Lieblings-Gast von Barkeepern und Veranstaltern. Die Rede ist von Katharina Schwaller, Bar-Profi und seit einem Jahr Österreichs erster Brand-Ambassador für die schottische Gin-Marke Hendrick’s. Im Gastro.News Gespräch erzählt sie von ihrem „unusual Job“, ihrer Karriere und der Stellung der Frau in der Barbranche.

International vernetzt: die Hendrick’s Brand Ambassadors mit Mastermind Lesley Gracie © Sam Christie

GASTRO.NEWS TALK

Kathi, wenn du auf deine Anfänge in der Gastronomie vor fast 10 Jahren zurückblickst und mit heute vergleichst: was hat sich hinsichtlich der Position der Frau innerhalb der Branche verändert?

Ich bin jetzt zwar kein Urgestein, da gibt es Frauen die mehr als doppelt so lang in der Branche sind. Aber ich persönlich hatte das Glück, dass ich immer in recht genderneutralem Umfeld arbeiten durfte. Von mir zu verlangen, dass ich mich irgendwie herrichte für den Job, war sinnlos. Ich habe meistens Sportklamotten oder weite Kleidung und kurze Haare getragen. Also diese Dinge haben sich für mich zu einem gewissen Grad selbst ausdifferenziert. Aber grundsätzlich sind die Frauen in der Branche auf jeden Fall selbstbewusster geworden. Viele Frauen aus meiner Generation und jünger stellen es nicht mehr infrage, ob ein männlich dominierter Job etwas für sie ist oder nicht. Das erkenne ich nicht nur in der Barbranche, sondern auch in den technischen Berufen, wo der Frauenanteil ebenfalls eindeutig steigt. Da hat sich schon einiges getan würde ich sagen. Die Veränderungen fallen nur gesamtgesellschaftlich weniger stark auf, weil hier eine Generation am Zug ist, die Stereotypen nicht mehr so stark wahrnimmt wie vor 10 Jahren.

Was war und ist dein persönlicher Zugang zu Stereotypen in der Gastronomie?

Ein Klassiker, der mir gleich einfällt ist, dass einem auch in dem Job immer jemand Dinge zum Tragen abnehmen will. Das ist eigentlich ein unwichtiges Detail, aber es existiert nach wie vor dieses „Holt die starken Männer“-Mindset. Wer mich besser kennt weiß, dass ich sehr sportlich und belastbar bin. Und so etwas habe ich Zeit meiner Karriere immer als Beleidigung empfunden. Aber natürlich ist Höflichkeit gegenüber Frauen, das „Gentleman-Sein“, immer noch eine Etikette und gerade die Luxusgastronomie klammert sich da ganz fest an solche Geschlechternormen und Regeln wie etwa Frauen die Tür aufzumachen. Das wird mit guter Arbeit in Verbindung gebracht und Frauen erwarten sich das auch zu einem gewissen Grad, sich begehrt und bevorzugt behandelt zu fühlen. Frauen wird oder wurde ja auch schon sehr früh eingeredet, sie wären das schwächere Geschlecht. Mein persönlicher Zugang dazu ist, dass das weder gesund noch förderlich ist für das Selbstbewusstsein von Frauen, wenn man so erzogen wird. Oder wenn man ständig das Angebot bekommt, dass einem etwas abgenommen wird. Denn natürlich nimmt man diese Erleichterungen irgendwann an, im Beruf sowie im Alltag. Das beginnt bei Themen wie Sorgerecht, Kindern und Karenzzeiten bis hin zu körperlichen Arbeiten und bei vielen anderen Dingen, die in den Rollenbildern unserer Gesellschaft fix verankert sind. Die Verlockung ist enorm groß, diese Erleichterungen anzunehmen, wenn sie zu Verfügung stehen. Und so entstehen dann Stereotypen wie zum Beispiel, dass Männer Wertschätzung für’s Starksein, Frauen für’s Schönsein bekommen. Aus diesem Kreislauf auszubrechen ist gar nicht so einfach.

Confidence, Creativity, Knowledge. © Medianomia

Gab es einen bestimmten Moment, in dem du erkannt hast – das ist meine Branche, da bleibe ich?

Es gab keinen bestimmten Moment, aber ich habe immer viel nebenbei gearbeitet und in der Zeit habe ich gemerkt, dass mir der Job trotz Uni und Lernaufwand immer Energie gegeben hat. Und dass die Leute in der Branche einzigartige Charaktere sind, die einen interessanten Lifestyle führen und sich sehr begeistern für das, was sie machen. Und dieses positive Gefühl des persönlichen Mehrwertes des Jobs, trotz Müdigkeit oder Zeitmangel, hat mich dazu gebracht mich ganz selbstverständlich dafür zu entscheiden in der Branche zu bleiben.

Du bist seit Sommer 2022 Hendrick’s Brand Ambassador für Österreich, was waren bisher die tollsten Momente, die du in dieser Position erlebt hast?

Da gibt es ganz viele! Ich darf so viel unterwegs sein, in einem Umfeld, dass ich gern habe. Eines der Highlights war sicher die Reise nach Girvan, Schottland, zum Hendrick’s Gin Palace, wo ich die ganzen Produktionsprozess und vor allem Lesley Gracie (Anm. Master Distiller und Erfinderin von Hendrick’s) besser kennenzulernen und mit ihr in diese Welt einzutauchen. Kurz danach durfte ich mit Barkeepern aus Österreich einen Trip ins Zillertal komplett eigenständig organisieren. Da waren wir zum Beispiel auf 3.300m in einer Eishöhle am Hintertuxer Gletscher. Und solche Dinge oft machen zu können ist super.

Du bist ja in deinem Job in ganz Österreich unterwegs, wo geht’s als nächstes hin?

In nächster Zeit bin ich in Salzburg, Vorarlberg, Tirol, Grat und größtenteils in Wien, weil hier ein paar große Pläne anstehen, wie zum Beispiel der Launch der nächsten Hendrick’s Limited Edition, die in Kürze erscheinen wird. Da bin ich natürlich auch aufgeregt und gespannt, weil es viel zu planen gibt. Auch der Barfrauentag im März war ein Highlight (Anm. Gastro.News berichtete), wo wir vertreten waren.

Gibt es konkrete Pläne, die du schon erzielen konntest, zum Beispiel Hendrick’s irgendwo zu implementieren, wo er davor noch nicht angeboten wurde?

Das ist ein gute Frage. Hendrick’s ist in den Bars weitgehend ohnehin vertreten, daher konzentriere ich mich da auf Kooperationen, gemeinsame Dinge umzusetzen. Die Arbeit in der Bar ist ein sehr kreativer Job, den die meisten von uns sehr gerne machen und da geht es oft auch darum neues auszuprobieren, etwa eine neue Karte zu kreieren, oder Bar-Gastschichten zu organisieren. Worauf ich sehr stolz bin, und was auch in der nächsten Saison wieder forciert wird, ist die vergangene Punsch. und Weihnachtssaison. Hendrick’s war österreichweit auf vielen Weihnachtsmärkten vertreten, mit super winterlichen, warmen Drinks, die sich gut angekommen sind. Jetzt steht momentan der Launch der Limited Edition im Fokus und da hoffe ich natürlich, dass der gut angenommen wird.

Was ist deine persönliche Lieblingsbar in Wien und warum?

Das ist eine ganz schwierige Frage. Genauso schwierig wie einen Barkeeper nach seinem Lieblingsdrink zu fragen. Für mich gibt es die beste Bar zum jeweilig besten Zeitpunkt – aber natürlich habe ich auch Präferenzen. Das kann das Kleinod sein, das Truth & Dare, die Spelunke und die Josef Bar. Ab und an treibt’s mich auch in den O Klub. Hängt von der Stimmung ab – ich könnte keine präzise Lieblingsbar nennen.

© Hendrick’s