Torf, Salz & Feuer: Zu Gast bei Laphroaig auf Islay

Christin Pogoriutschnig

Die westschottische Insel Islay ist Heimat einiger der besten Whiskyproduzenten des Landes. Warum die Insel und ihr Whisky so besonders sind erfahren Sie hier – mit einem Blick hinter die Kulissen der Destillerie Laphroaig.

Nach Augenmaß sind es keine 50 Meter zwischen der Brandung der rauen Atlantikküste und den Lagerräumen jener Whiskyfässer, in denen der weltweit beliebte Laphroaig Whisky lagert. Hier bahnt sich die frische, salzige, vom Geruch des angespülten Seegrases gefüllte Luft über die Jahre nach und nach ihren Weg in die Fässer. Hier auf der Insel Islay sind einige weltbekannte Destillerien beheimatet, zu denen auch jene von Laphroaig gehört. Im malerischen Port Ellen gelegen genießt fast jeder Produktionsschritt den magischen Einfluss der Atlantikluft, die durch die Fenster in die Malzböden zieht.

© Petra Tischler

Die Seele der Insel

Seit über 200 Jahren wird hier auf der Insel in der Laphroaig Destillerie Whisky hergestellt, der international für seinen rauchigen Geschmack bekannt ist. Nur rund 3000 Einwohner leben hier, ein großer Teil davon ist in der Whiskyindustrie beschäftigt. Dass auf Islay einige der bekanntesten Destillerien zu finden sind, kommt nicht von Ungefähr, und die heute so populäre, rauchige Charakteristik des Whiskys ist vor allem auf die geologischen Eigenheiten der Region zurückzuführen. Die fast vollständig baumfreie Flora der Insel machte seit jeher den Einsatz alternativer Brennmaterialien zur Wärmeerzeugung nötig. Diese fand man im sogenannten Torf, ein typisches Sediment aus den oberen Schichten der Moore, welches hauptsächlich aus Moosen oder Pflanzenresten besteht. Dieses wird abgetragen und als Brennmaterial verwendet. In der Whiskyproduktion ist dieser Umstand wohl so etwas wie ein glücklicher Zufall, denn der Rauch dieses Torfes ist es, welcher schließlich für die Entwicklung des so beliebten rauchigen Geschmackscharakters sorgt.

Brennender Torf ©privat

Die vielen unterschiedlichen natürlichen Bestandteile des Torfes entfalten beim Verbrennungsvorgang jene Aromen, die über den Rauch schließlich in die trocknende, gemalzte Gerste Einzug halten. Unterschiedliche Whiskys haben daher auch unterschiedliche Charakteristika, je nach Region und Zusammensetzung des Torfes. Im Falle von Laphroaig spielt die Lage der Moore nahe der Atlantikküste eine ganz besondere Rolle. Neben Rückständen alter Wälder, Flechten, Moos und Heidekraut haben besonders auch Rückstände von Seegras, welches an den schottischen Küsten die Meere dominiert, einen Einfluss auf des Geschmacksprofil des Laphroaig. Seine leicht salzigen Noten erzählen Geschichten von rauen Stürmen, hohen Wellen und mild-sonnigen Sommern an der Atlantikküste, die in jedem Produktionsschritt ihren subtilen, magischen Einfluss hinterlässt. Sei es die milde, salzige Luft die direkt vom Meer aus in die Malzböden zieht, das Seegras im Torf, der bei niedriger Temperatur verbrannt wird und so für maximal aromatischen Rauch sorgt, oder das Meerwasser, dass sich bei höheren Wellengängen ab und an auch seinen Weg in die Lagerhallen bahnt – das Salz ist überall und nicht umsonst eine der drei Säulen „Torf, Salz und Feuer“ über welche sich die Destillerie definiert.

In der Laphroaig Destillerie © privat

Herzenswärme, Gastfreundschaft und die Liebe zur Profession

Die Einflüsse der schottischen Natur werden nicht nur in den Islay-Whiskys deutlich, sondern auch in jenen Menschen, die Islay zu einem so besonderen Ort machen. Echte Insulaner, born and raised, und solche die sich die Insel als Wahlheimat auserkoren haben. Viele von ihnen sind maßgeblich an der Whiskyproduktion beteiligt, alle von ihnen empfangen Gäste von außerhalb mit einer ehrlichen Freundlichkeit und unbeschwerten Geselligkeit, von der man nicht genug bekommt. Bei wertvollem Whisky und schottischen Bier genießt man kulinarisch außerdem regionale und traditionelle Gerichte, bei denen besonders Schaf und Wild verbreitet sind. Fangfrischer als man es sich nur wünschen könnte sind außerdem die Fische und Meeresfrüchte, die man idealerweise, direkt in der ersten Reihe fußfrei am Wasser genießt – etwa im Hotel und Restaurant The Lochside in Bowmore.

Fishermen’s Lunch im The Locheside ©Petra Tischler

Mit der selben Authentizität wie Natur, Kulinarik und Gastfreundschaft präsentiert sich auch die Laphroaig Destillerie. Für die Sorgfältige Herstellung des Whiskys tragen hier Menschen sorge, die mit Leidenschaft an ihre Arbeit herangehen. Die MitarbeiterInnen auf den Malzböden, wo ein Teil des verwendeten Malz noch selbst per Handarbeit gemalzt wird, oder in den Destillierhallen, wo das Team wachsam einen reibungslosen und professionellen Ablauf sicherstellt – hier dominieren Wissen und Freude an der Arbeit den Tagesablauf. Dies wird auch ersichtlich dank der MitarbeiterInnen unterschiedlicher Generationen, welche die Geschichte Laphroaigs mit Leidenschaft und Überzeugung erzählen, und zuletzt dank des Destilleriemanagers Barry „The Maltboy“ MacAffer, der schon sein ganzes Leben lang, immer mit der Destillerie in Verbindung steht und in seinem Job sichtlich aufblüht.

Die Laphroaig Whiskys erzählen von den Meeren, vom Salz in der Luft, vom reichhaltigen Boden, vom Torf-Feuer und von passionierter (Hand)arbeit ihrer Schöpfer. Denken Sie daran, wenn sie einen Laphroaig kosten! Tipp: Sollten Sie mit Laphroaig noch nicht in Kontakt gekommen sein, starten sie klassisch mit dem 10 Year Old. Finden Sie Gefallen an der berühmten, rauchigen Charakteristik gibt es danach noch mehr zu Probieren, wie etwa Abfüllungen mit Sherry Cask Finish, oder, wie unser ganz besonderer und brandneuer Favorit, mit Finish in Fässern von weißem Portwein und Madeira Wein.

Herrliche Verkostung mit Destilleriemanager Barry MacAffer © Petra Tischler