Frigo eröffnet: Flo & Philip laden ein

Anne Marie Bakendire

Philip Radakovits und Florian Villiger © Frigo

Seit Anfang Juni bereichern Florian Villiger und Philip Radakovits mit dem Frigo die Wiener Gastroszene – ein kleines, feines Bistro im Herzen des 4. Bezirks, das mit klarem Konzept, viel Gefühl und überraschender Leichtigkeit überzeugt. Die Türen des Lokals in der Großen Neugasse 31 öffneten sich am 3. Juni 2025 – und seither herrscht hier eine ganz eigene, angenehme Betriebsamkeit. Zwischen Schanigarten und Mosaikboden entsteht ein Ort, der sich nicht in Schubladen pressen lässt. Das Frigo ist nicht nur Bistro und Aperitivo-Bar, sondern vor allem ein Ort, an dem Genuss und Geselligkeit im Mittelpunkt stehen – mit viel Herz und ohne steife Etikette. Was einst mit einem Feierabendbier im „Frigo“ – dem Kühlhaus ihres früheren Arbeitsplatzes – begann, wurde Jahre später zum Namensgeber für ihr erstes gemeinsames Restaurant. Heute stehen Philip und Florian hinter ihrem Frigo: Sie servieren moderne Bistroküche und kuratierte Weine – entspannt, nahbar und auf hohem Niveau.

Von einer Freundschaft zur Vision

Kennengelernt haben sich Philip Radakovits und Florian Villiger vor über einem Jahrzehnt in der Schweiz, wo sie in einem Luxushotel am Vierwaldstättersee gemeinsam arbeiteten – Florian in der Küche, Philip im internationalen Hotelmanagement. Aus der gemeinsamen Zeit entwickelte sich eine Freundschaft, die über Ländergrenzen und Karrierestationen hinweg Bestand hatte. Als Florian einige Jahre später nach Wien zog, war bald klar: Wenn sich die passende Gelegenheit bietet, wollen sie gemeinsam ein eigenes Restaurant eröffnen. Die Idee nahm Form an, als sie in der Großen Neugasse im vierten Bezirk ein leerstehendes Lokal entdeckten, das alles mitbrachte, was sie suchten – Charme, Atmosphäre und gute Voraussetzungen. Der Name „Frigo“ ist dabei ein augenzwinkerndes Erinnerungsstück: In der Schweiz war der Frigo, das Kühlhaus, der inoffizielle Treffpunkt nach Feierabend. Heute steht der Begriff für einen Ort, der entspannt, zugänglich und dennoch besonders ist – mit klarer Haltung, aber ohne Allüren.

Flo ist unser Küchenchef, ich der Gastgeber. Wir kommen aus der gehobenen Gastronomie und lieben Qualität – aber wir wollen nahbar bleiben. Kein Restaurant, das einem Stern hinterherjagt, sondern ein Ort, der uns und den Gästen Spaß macht. Wo Preis und Leistung stimmen, damit man gern und öfter kommt – nicht nur zu besonderen Anlässen.

Philip Radakovits, Restaurantleiter und Inhaber von Frigo

Die Übernahme des ehemaligen Alma Gastrothèque war kein Bruch, sondern eine Weiterführung. Der historische Boden blieb, die großen Fenster auch – ergänzt um eine neue Handschrift, die man in jedem Detail spürt. Von Beginn an war für Philip und Florian klar: Qualität soll im Mittelpunkt stehen, aber nicht abgehoben wirken. Im Frigo geht es nicht darum, möglichst viele Gäste durch den Abend zu schleusen, sondern darum, jedem einzelnen eine stimmige Erfahrung zu bieten. Maximal 30 Personen finden Platz – eine bewusste Entscheidung, um Atmosphäre und Anspruch zu wahren. Unterstützt werden die beiden von einem kleinen, eingespielten Team, das mit viel Engagement dafür sorgt, dass das Frigo mehr ist als ein weiteres Lokal. Es ist ein Ort, der Freude macht – beim Kochen, beim Servieren, beim Bleiben.

Unkomplizierter Apero, präzise Kleinigkeiten

Täglich ab 16 Uhr beginnt im Frigo der Abend mit einem Aperitivo – eine Einladung zum Ankommen, zum Durchatmen, zum Loslassen des Tages. Die Stimmung ist entspannt, das Licht im Gastraum warm, der Schanigarten langsam gefüllt. Es ist diese Stunde zwischen Alltag und Abend, in der man noch nichts entscheiden muss, aber schon genießen darf. Die kleine, sorgfältig zusammengestellte Karte bietet handwerklich überzeugende Kleinigkeiten, die regional und kreativ zugleich sind. So treffen etwa Sauerteigbrot mit intensivem Fencheldip, hausgemachte Kroketten mit Schweinskopf und Liebstöckel oder Zucchini-Fritter mit würziger Harissa aufeinander. Diese Gerichte spiegeln die Philosophie des Hauses wider: bodenständig, ehrlich und mit einer klaren Handschrift.

Dieses bewusste Verhältnis von Qualität und Zugänglichkeit zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Konzept. Das Frigo versteht sich als modernes Bistro mit offener Seele – gehoben in der Ausführung, aber nicht im Ton. Keine überhöhten Preise, keine komplizierten Speisekarten, keine Schwellenangst. Stattdessen: gutes Essen, klare Handschrift, lockere Atmosphäre. Ein Ort, an dem man sich schnell zuhause fühlt – ob für ein Glas Schaumwein nach der Arbeit oder für ein ausgedehntes Menü in Gesellschaft.

Genuss in guter Gesellschaft

Florian Villiger, Küchenchef mit Erfahrung bei renommierten Schweizer Spitzenköchen wie Sven Wassmer und Patrick Mahler, bringt seine Expertise ins Frigo – ohne dabei verkopft zu wirken. Seine Küche überzeugt durch klare, kreative Kompositionen mit spielerischen Akzenten, die niemals überladen oder prätentiös sind. Die Speisekarte ist bewusst übersichtlich gehalten, setzt auf saisonale, regionale Zutaten und legt einen starken Fokus auf Gemüse. Rund 60 Prozent der Gerichte sind vegetarisch, dazu gibt es regelmäßig vegane Optionen – nicht als Trend, sondern aus Überzeugung und weil sie einfach köstlich sind.

Wir lieben beide die vegetarische Küche, das macht die Speisekarte auch besonders spannend. Wir haben nicht den Anspruch, ein vegetarisch-lastiges Restaurant zu sein. Ich bin überzeugt, dass unsere vegetarischen Optionen genauso viele Fleisch- und Fischesser überzeugen und überraschen.

Philip Radakovits, Restaurantleiter und Inhaber von Frigo

Ab 18 Uhr erweitert sich das Angebot im Frigo auf die Dinner-Karte, die saisonale und regionale Produkte in kreativen Kombinationen präsentiert. Darauf finden sich Gerichte wie das Beef Tatar mit Enoki-Pilzen, schwarzem Knoblauch und Radieschen, eine erfrischende Ceviche vom Eismeersaibling mit Rhabarber und Safran oder die sommerliche Gazpacho 2.0 mit Wassermelone, Stangensellerie und Paprika. Auch warme Speisen wie die Hendlkeule mit Dill, Mais und BBQ-Sauce, der Eismeersaibling mit Fenchel und Orangen-Fischsauce oder die Miso-Melanzani mit Ajo Blanco und Ingwer zeigen die Vielfalt der Küche. Zum Abschluss warten raffinierte Desserts wie Ziegenkäse mit Charentais-Melone oder zartbittere Schokolade mit schwarzer Olive und Crème fraîche.

Im Eröffnungsmonat blieb die Karte noch weitgehend konstant, doch geplant ist, mindestens einmal pro Woche ein Gericht auszutauschen – ganz im Sinne der saisonalen Verfügbarkeit und regionaler Qualität.

Wein mit Herkunft, ohne Etikettenprotz

Philip Radakovits hat mit der Weinkarte im Frigo einen eigenständigen, facettenreichen Ansatz geschaffen, der sich bewusst von klassischen Weinlisten abhebt. Sein persönlicher Zugang, geprägt von Wurzeln im Burgenland, familiären Verbindungen nach Spanien und engen Kontakten nach Deutschland, spiegelt sich in einem sorgfältig kuratierten Sortiment wider, das vor allem auf Entdeckungen setzt. Statt Prestigeetiketten dominieren biodynamische Weine, charaktervolle Schaumweine und spannende Orange Wines – ausgewählt von kleinen, oft unbekannten Winzerbetrieben, die im Einklang mit Natur und Terroir arbeiten. Rund 70 Prozent der Weine kosten unter 50 Euro, sodass Genuss und Zugänglichkeit Hand in Hand gehen. Für Philip ist es wichtig, dass die Gäste ohne Scheu probieren und sich von der lebendigen Karte inspirieren lassen, die sich mit den Jahreszeiten und den Entdeckungen des Teams immer wieder verändert.

Weinauswahl © Frigo

Neben Wein umfasst das Angebot im Frigo auch hausgemachten oder importierten Wermut, fermentierte Kräuterlimonaden sowie intensive Fruchtauszüge und sorgfältig abgestimmte Teemischungen. Diese alkoholfreien und teils pur servierten Alternativen sind nicht einfach Ersatz, sondern eigenständige Bestandteile der Genusswelt im Frigo. Ziel ist es, für alle Gäste passende, spannende Trinkoptionen zu bieten – ohne Elfenbeinturm, sondern mit Freude am Ausprobieren und neuen Geschmackserlebnissen. Regelmäßig werden zudem Weine und andere Getränke glasweise zum Probieren angeboten, um Neugierigen das Entdecken zu erleichtern und die lebendige, zugängliche Atmosphäre weiter zu fördern.

Ein Ort, der dazugehört

Im Frigo spürt man sofort, dass hier kein Konzept „aus dem Lehrbuch“ umgesetzt wurde, sondern ein Ort mit Leben und Persönlichkeit entstanden ist. Der Schanigarten, umgeben von ruhigen Altbauten, mit großen Holztischen und schlichtem Mobiliar, ist ein Rückzugsort mitten in der Stadt – ein Platz, an dem vom ersten Drink bis zum letzten Digestif das Leben pulsiert und jeder sich willkommen fühlt. In einer Stadt wie Wien, die kulinarisch oft hochstilisiert ist, hebt sich das Frigo sympathisch und authentisch ab. Hier geht es nicht darum, gehoben zu sein, sondern besonders gut – mit Erfahrung, Freude am Gastgebersein und einer ehrlichen Haltung.

Ein guter Gastgeber sorgt dafür, dass sich jeder Gast zuhause fühlt und Spaß hat. Das bedeutet, sich auf die individuellen Bedürfnisse einzustellen: Manche Gäste möchten ihre Weinflasche selbst am Tisch öffnen und für sich sein, andere suchen den Austausch und eine lebendige Atmosphäre. Deshalb orientiert sich der Service im Frigo an dem Gesamtkonzept – unkompliziert, freundlich und mit einem hohen Qualitätsanspruch. Philip Radakovits und Florian Villiger ist es gelungen, ein Lokal zu schaffen, das sich weder anbiedert noch abgrenzt, sondern sich natürlich in das städtische Leben einfügt. Ziel ist es, dass Gäste sich wohlfühlen – egal ob sie nur ein Glas trinken oder ein ganzes Menü genießen. Dafür braucht es keine Sterne, sondern Aufmerksamkeit, Verlässlichkeit und eine Vision, die im Alltag funktioniert.


Frigo
Große Neugasse 31, 1040 Wien
+43 681 20 11 33 11
Di – Do, 16:00 – 23:00 Uhr | Fr – Sa, 16:00 – 24:00 Uhr