Neueröffnung auf der Praterstraße: Der Dogenhof

Marko Locatin

Der Dogenhof, Praterstraße 70 © Ákos Burg

Die Analog-Freunde von Supersense haben die benachbarte Café-Konditorei Dogenhof übernommen und umgebaut. Gekocht wird mit Produkten kleiner Produzenten über offenem Feuer. Der Schwerpunkt liegt auf Gemüse. Ein Lokalaugenschein. 

Neben dem Retro-Pionier Supersense, wo man neben kleinen Speisen und feinem Trank auch zauberhaft Analoges findet (Fotokameras, Druckerpressen, Vinyl), liegt der Dogenhof. Betrieben wird er von Supersense-Gründer Florian Kaps und Simon Steiner, Mitbegründer und ehemaliger Restaurantleiter des Heuer am Karlsplatz. Das venezianisch inspirierte Café wurde sensibel renoviert, eine Trennwand eingerissen, die beiden Räumlichkeiten sind nun, wie ursprünglich 1899 erbaut, wieder vereint. Im lufigen Innenraum finden 70, im Schanigarten 80 Gäste Platz. Das Ambiente ist schon beeindruckend, echtes Alleinstellungsmerkmal hier ist eindeutig die Küche – es gibt nämlich keine. Gekocht, geschmort, gegart, gebraten und gebacken wird über, neben und unter der offenen Feuerstelle inmitten des „öffentlichen Esszimmers“ (Kaps: „War haben nichts zu verstecken“).

Raw and Fire

Küchenchef Lukas Stagl hat eine kluge Küchenlinie rund um’s Feuer, das auch eine Steinplatte sowie einen Holzbackofen erhitzt, konzipiert. „Raw and Fire“ nennt er sein Konzept. Er möchte Essen unverfälscht lassen, „der Fokus liegt auf den Produkten. Ich möchte den Urgeschmack auf den Teller bringen“. „Schweinereien“ etwa liefert Hans Schmölz, XO-Beef kommt von Robert Weishuber, Käse von Robert Paget. Auf der Dogenhof-Homepage sind die jeweiligen Produzenten angeführt. Außerdem legt der junge Küchenchef besonderen Wert auf Gemüse, das hier in verschiedenen Garstufen und Texturen – knackig, rauchig, röstig – die Hauptrolle spielt. Fleisch gibt es im Dogenhof nur Abends – ein wenig Dry Age, XO-Beef, Geflügel, keine Steaks.

Rauchmehlknödel auf Polenta mit Rotkraut und Garnitur von Gelber Rübe © Marko Locatin

Kluge Gerichte und Naturalweine 

Ein Perlcouscous kommt, abgeschmeckt mit Zitrone, Essig und Olivenöl, mit etwas Frischkäse von Paget. Blutorange sorgt für den Säure-Kick, Fenchel für extra Frische (8, 50 Euro) Sehr fein auch die Rauchmehlknödel (Spätzleteig) auf Polenta mit kurz im Ofen gegartem bissfesten Rotkraut. Für die Frische sorgt ein gelbe Rübe. Zwei sehr stringente Gerichte. Etwas weniger spannend, dafür solide kommt das Szegetiner-Krautfleisch mit Erdäpfeln, in dem sich einige Shiitake Pilze (Quelle: Pilzbrüder Praterstraße 13) tummeln (12,50 Euro).

Ach ja, Frühstücken lässt es sich im Dosenhof natürlich auch fein. Kaffee und Tees sind ausgezeichnet. Empfehlenswert als Basis das Kleine Frühstück: Weiches Ei und Kressebrot ((4,80 Euro)).

In das – verzeihen Sie bitte den platten Wortwitz –  ausgebratene Konzept passt auch die kleine Weinvitrine (Weinkarte? Gibt’s keine), in der einige spannende Naturalweine, etwa von Tschida oder Hess, lagern.

Der Dogenhof

Mo-Sa: 9.30-24.00

So: 9.30-17.00

Praterstraße 70
1020 Wien

www.dogenhof.com