Restaurantkritik: Fine-Dining im neuen “The Kent”, 1010 Wien

Marko Locatin

The Kent, Johannesgasse 2, 1010 wien. Bild: Marko Locatin

Seit 1990 existiert der kultige “Kent” am Brunnenmarkt. Mittlerweile umfasst die Kent-Gruppe 13 Betriebe, davon 6 Restaurants. Marko Locatin hat dem neuesten Ableger dieser türkisch-levantinischen Gastro-Erfolgsstory einen Besuch abgestattet.

Der Standort

Dem letzten der vielen Betreiber an diesem prominenten Standort war leider kein Erfolg beschienen. Mimo Zaccaria, langjähriger Restaurantleiter der Cantinetta Antinori, war nur einige Monate vor Ort. Von den Profis der höchst erfolgreichen Kent-Group (“Was macht Kent so erfolgreich?” – ein Interview mit dem Geschäftsführer lesen sie HIER!) ist da mehr zu erwarten. “Fine-Dining” trifft auf türkische Eleganz”, weiß die Website. Wenig verändert wurde das Ambiente. Sparsam dekoriert der lang gezogene Gastraum, auch die Bar scheint kaum verändert. Es ist weiß eingedeckt, aus unsichtbaren Lautsprechern dringt dezent ein Streichquartett in den weitläufigen Raum, im Weinschrank wartet Prickelndes von Laurent-Perrier & Ruinart. Im hinteren Teil findet sich noch ein kleiner separater Bereich, wo es sich diskret speisen lässt.

Speis & Trank

Die Profis der Kent-Gruppe setzen hier auf eine Doppelstrategie. Die täglich 5 (!) Mittags-Menüs sollen auch die hier allgegenwärtigen Touristen ins Lokal spülen. “A la Carte” geht es dem Standort entsprechend feiner zu, die Klientel war an diesem Freitag Nachmittag entsprechend ansprechend. Schließlich liegt das Finanzministerium vis a vis. Fein kommt die Gemischte Vorspeiseplatte (19 Euro). Erfrischend, die Sellerie/Karotte, angemacht mit etwas Orange; Butterweich die mit Bulger gefüllte Aubergine; karamellisierte Zwiebel mit Pinienkernen, Basilikum-Pesto mit Schafkäse und Pistazien; die leichte Üppigkeit der weißen Sellerie-Joghout-Creme wurde mit Chili entschärftt. Es sind diese liebevollen Details, die den Unterschied machen.

Nun aber rasch zu den Hauptgerichten. Beyti, faschiertes gegrilltes Lammfleisch in Lavasbrot mit Joghurt und tomatisiertem Bulgar geriet gelungen und eignet sich bestens, um zu teilen. (25 Euro). Auch nichts zu bekritteln gibt’s an den Lammkoteletts: zart, tadellos gegrillt (29 Euro). Dazu: Ayran. Danach: Cay. Und der ging auf’s Haus.

Fazit

Positiv: Feine türkisch-levantinische Küche. Besonders hervorzuheben sind die kalten und warmen Vorspeisen. Nicht umsonst steckt “Mezze”, also “Vorspeise” auch im Namen. Kein klassisches “Fine-Dining”, doch fine Dining.

Negativ: Der Service war zwar professionell und bemüht. Doch an diesem Standort, mit vielen Touristen, Speisen, die oft auch erklärt werden wollen, sind zwei Personen im Service einfach: zu wenig. Da erwartet sich der Gast ein wenig mehr an Aufmerksamkeit.

TIPP: Wem nach Kultur oder einem Absacken dürstet, dem sei das
großartige Metrokino-Kulturhaus empfohlen. Es liegt nur ein Haus weiter.


The Kent
Mezze, Küche, Bar
Täglich: 11.00 – 00.00

Johannesgasse 2
1010 Wien
www.thekentrestaurant.at