Alexandra Psichos: Wir brauchen einen Fuß in der Tür!

Dominik Köhler

Alexandra Psichos, Obfrau-Stellvertreterin der FG Wien der Kaffeehäuser ©Alexandra Psichos

Alexandra Psichos, die Initiatorin der Aktion 5 vor 12, sowie Vizepräsidentin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband Wien und Obfrau-Stellvertreterin der FG Wien der Kaffeehäuser, stellt im Gastro News Interview klar, worauf es für die heimische Gastronomie jetzt ankommt. Schluss mit „Alles zu“ oder „Alles auf“.

Gastro News: Die letzte Pressekonferenz der Bundesregierung am 15. Februar endete ein weiteres Mal ohne klare Perspektive für die heimische Gastronomie. Öffnungsschritte rund um Ostern wurden angekündigt, nach einer erneuten Evaluierung der Situation am 01. März. Was bedeutet diese Botschaft für Sie und die Aktion 5 vor 12?
Psichos: Natürlich war ich über die Ankündigung der Bundesregierung, die Gastronomie bis Ostern geschlossen zu lassen, nicht gerade erfreut. Man erkennt deutlich, dass kein Verständnis für praktische Arbeit vorhanden ist. Die körpernahen Dienstleister wurden geöffnet, Bereiche, in denen Kunden Mitarbeitern wesentlich näher sind, als es in der Gastronomie der Fall ist. Und auch länger näher sind. Außerdem habe ich eine Begründung vermisst, die die Entscheidung rechtfertigt. Die Zahlen sind zu hoch, das sind sie aber für alle Branchen, nicht nur für die Gastronomie. Mir fehlt eine einleuchtende und nachvollziehbare Erklärung und ich erkenne eine schwere Ungleichstellung.

Gastro News: Kann es sein, dass ein Szenario, wie in Südtirol, vermieden werden soll, dass die Öffnung der Gastronomie vor diesem Hintergrund vorerst verschoben wurde?
Psichos: Und selbst wenn dem so wäre, ist das keine stichhaltige Argumentation. Als die Gastronomie im November schließen musste, haben sich die Zahlen keinen Millimeter nach unten bewegt. Im Umkehrschluss kann man demnach davon ausgehen, dass die Hot-Spots und Cluster nicht in der Gastronomie zu verorten waren.
Generell bin ich für eine Öffnung der gesamten Sparte Gastronomie, Kaffeehäuser, sowie Freizeit- und anderen Tourismusbetrieben. Natürlich unter Einhaltung lückenloser Sicherheitskonzepte. Einen schnellen Kaffee im Außenbereich eines Betriebs zu konsumieren, sollte aber auch ohne verpflichtender Testung möglich sein.

Gastro News: Sie setzen sich für die Öffnung der Schanigärten ein, auch das wurde vorerst abgesagt. Ein Rückschlag für Ihre Initiative – wie erklären Sie sich diese Entscheidung?
Psichos: Die Gastronomie bleibt geschlossen und damit auch die Schanigärten. Ein Satz unseres Gesundheitsministers hat gereicht, um die Entscheidung nach außen zu kommunizieren. Das ist doch total unseriös. Andere Dinge sind im Freien erlaubt. Die Menschen dürfen auf der Parkbank beisammensitzen und essen, warum also nicht auch im kontrollierten Rahmen eines Schanigartens? Von dem Gedränge vor den Läden, die mit irgendwelchen Reopening-Aktionen locken, will ich gar nicht erst anfangen. Die Menschen dürfen Skifahren und Eislaufen, aber keinen Kaffee unter freiem Himmel im Gastgarten ihres Lieblingswirten konsumieren.

Gastro News: Die Aktion 5 vor 12 hat in der Branche große Wellen geschlagen. Und auch das mediale Interesse war enorm. Hören die Entscheidungsträger heute eher hin, wenn ihr Forderungen kundtut oder Vorschläge aufzeigt?
Psichos: Ja. Erst vor wenigen Tagen hatte ich ein sehr erfreuliches Treffen mit unserem Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke, um die aktuelle Situation der Gastronomie mit ihm zu besprechen. Die Wiener Stadtregierung versucht in Lösungen zu denken, auch wenn diese nicht immer gut ankommen. Stichwort Mittagsöffnung, oder Outdoor-Öffnung. Aber zumindest wird über mögliche Lösungen gesprochen. Das halte ich für ungemein wichtig. Von der Regierung habe ich noch keine Lösung gehört und das ist unser größtes Problem.

Gastro News: Wie denken Sie über die eben aufgezählten Lösungsvorschläge der Wiener Stadtregierung?
Psichos: Wir begrüßen jeden Vorschlag, der uns die Möglichkeit einräumt unsere Betriebe zu öffnen. Die Alternative ist alles zu, oder alles auf. Wir müssen mal wieder den Fuß in die Türe bekommen, daher ist es umso wichtiger, in Lösungen zu denken. Das habe ich bereits mehrfach betont. Es müssen Bedingungen definiert werden, unter deren Einhaltung eine Outdoor-Öffnung möglich ist. Und all jene Gastronominnen und Gastronomen, die keinen wirtschaftlichen Nutzen einer solchen Öffnung haben, müssen weiter finanziell unterstützt werden, wie es im Moment bereits der Fall ist.

Gastro News: Es geht also um das Angebot als Gastronom selbst darüber entscheiden zu können, den Außenbereich des Betriebs zu öffnen, oder geschlossen zu lassen?
Psichos: Genauso ist es. Dafür haben wir von Anfang an gekämpft. Das ist natürlich keine Dauerlösung. Aber notwendig für die nächsten 3 bis 4 Wochen. Und dann folgt die komplette Öffnung. Wir können ja nicht ewig geschlossen bleiben. Wenn wir warten müssen, bis die österreichische Bevölkerung durchgeimpft ist, dauert das noch bis Weihnachten. Wirtschaftsstadtrat Hanke unterstützt uns zu 100 Prozent und die Vorschläge der Stadt Wien finden eher Gehör, als jene unserer Initiative. Die gute Zusammenarbeit ist uns daher sehr wichtig.

Gastro News: Wie geht es mit der Initiative 5 vor 12 weiter, wird es weitere Aktionen geben?
Psichos: Auf jeden Fall. Es wird eine dritte Aktion geben. Nicht in derselben Art. Ideen haben wir aber genug und der Zuspruch aus der Branche wächst.

Gastro News: Danke für das Gespräch.