STEKADO: ER KAM, ER SAH, ER BESTELLTE – Der Gast und die Speisekarte

© Anna Zemann

STEKADO (Wien) Wer kennt es nicht: Man sitzt im Restaurant, die Atmosphäre passt, man hat richtig Gusto, und freut sich auf das bevorstehende Mahl. Man blättert und blättert in der Speisekarte und findet – nichts das einen anspricht?! Wie kann das sein? Das Essen am Nachbartisch sieht köstlich aus, es duftet hervorragend und doch springt dich in der vorliegenden Karte nichts an. Verlegen schielt man auf Nachbars Teller und sagt schließlich dem Kellner: „Ich hätte gerne einen Spritzer und das Schnitzerl bitte.“

Wieso fällt es uns bei manchen Speisekarten leicht Entscheidungen zu treffen und bei anderen scheint man nichts zu finden? Eine gute Karte anzubieten bedeutet seine Kunden zu verstehen, den Fokus auf das Wesentliche zu lenken und mutig hinter seinen Produkten zu stehen. Die Speisekarte ist mehr als eine Aufstellung des Speise- und Getränkeangebots – sie birgt enormes wirtschaftliches Potenzial und bietet Platz, um subtil Nachrichten zu kommunizieren. Wann hat man sonst schon die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Gäste?
Eine professionelle Gestaltung ermöglicht dem Gastronomen seine Kunden durch das Angebot zu führen, Erlebnisse zu schaffen und das Kaufverhalten zu lenken. Das Medium ist nicht zu unterschätzen. Aber auch hierbei gilt es seine Gäste nicht zu überfordern, sondern sanft zu verführen.

Die Psychologie der Speisekarte

Wie überzeugt das Design einer Speisekarte den Gast mehr zu bestellen? Bei der Gestaltung empfiehlt es sich folgende Kernpunkte zu beherzigen.

Haptik
Die Magie des erstens Eindrucks. Die Optik und Materialität der Speisekarte, lässt nicht nur die Vorfreude auf den bevorstehenden Genuss steigen. Noch wichtiger sind die unterbewusste Wahrnehmung und die Rückschlüsse, welche der Gast auf Qualität, Hygiene Standards und Art des Unternehmens und der Speisen/Getränke führt.
Den richtigen Stil für seine Karte zu finden bedeutet seine Kunden zu kennen und zu wissen was sie anspricht. Mit der Speisekarte positioniert sich das Unternehmen. Verwendeten Materialen und Formate geben vor, in welchem Preissegment sich das Unternehmen befindet, welche Qualität der Gast zu erwarten hat und welcher Stil und welche Werte gelebt werden. Eine authentische, ansprechende äußere Präsentation vermittelt dem Gast, dass Sie stolz auf Ihr Angebot sind und Sie hinter Ihrem Konzept stehen, noch bevor er einen Blick in die Karte geworfen hat.

Inhalt
Weniger ist mehr. Behandeln Sie Ihre Speisekarte wie Ihren Kleiderschrank. Misten Sie regelmäßig gründlich aus.
Muss der klassische Spritzwein tatsächlich an prominentester Stelle in der Karte stehen, oder möchten Sie lieber versuchen in Ihrer Karte Empfehlungen abseits des Standards zu geben und das Interesse auf Ihre favorisierten Produkte zu lenken?
Seinen Kunden eine gute Auswahl zu geben ist essentiell, aber zwischen zu vielen Optionen wählen zu müssen verursacht unterbewusst Stress. Ist der Kunde überfordert, greift er auf die Dinge zurück die er kennt, oder orientiert sich bei der Wahl seines Gerichts am Preis. Beides will man als Gastronom wohl eher vermeiden.
Struktur
Bei manchen Speisekarten fühlt man sich abgeholt, sie sind strukturiert, verständlich und laden zum Experimentieren ein. Man stellt sich leicht sein Menü zusammen, und bestellt mehr als ursprünglich geplant. Das alles weil uns das Design geschickt lenkt.

© Anna Zemann

Ein Speisekarte muss Informationen bieten, aber zugleich so strukturiert sein, dass man rasch findet was man sich wünscht. Essentiell ist eine logische Abfolge der Produkte, eine geschickte Anordnung der Preiskategorien und der gezielte Einsatz von Blickfenstern und Freiräumen. Verkaufszahlen sind durch die richtige Positionierung und Formatierung steuerbar – führen Sie Ihre Kunden zu diesen Produkten hin und ermöglichen ihn dadurch, rasch gezielte Entscheidungen zu treffen.

Emotion
Hier gilt es, seine Gäste nicht zu überfordern, sondern sanft zu verführen.
Werden Gefühle und Emotionen in unserem Gehirn angesprochen, können Entscheidungen einfacher gefällt werden. Man denkt nicht so sehr über die Worte nach, die gedruckt stehen, sondern lässt sich durch die Gestaltung leiten.
Emotionen können gestalterisch durch die richtige Wortwahl, Schriftarten, Farbwelten, Grafiken oder in erzählter Form durch kurze persönliche Einblicke in das Unternehmen, die Küche, das Team oder Ihre Produkte ausgelöst werden. Gefühle bleiben in Erinnerung.
Trotz all ihrer Möglichkeiten wird das Potenzial der Speisekarte in vielen Lokalen immer noch unterschätzt. Im Zuge der nächsten Neugestaltung Ihrer Karte denken Sie an diesen Artikel. Machen Sie keine 0815 Speisekarte, sondern schaffen Sie ein Erlebnis! Ob das wirtschaftlich auch wirklich funktioniert? Lassen Sie es auf einen Versuch ankommen!
Zur Beantwortung von Fragen, Hilfestellungen, oder Projektentwicklungen stehe ich natürlich sehr gerne für ein Gespräch zur Verfügung. Ich wünsche ein erfolgreiches Monat und freue mich auf ein Wiederlesen im Oktober.

 

© Anna Zemann

Stephanie-Katrin Donis, MDes ist Gründerin der Design Agentur STEKADO. Die Designerin mit gastronomischem Background ist spezialisiert auf die Umsetzung von Unternehmenswerten in ganzheitliche Gestaltungskonzepte. Dabei werden Corporate und Interior Design zu Gesamterlebnissen für Unternehmer und deren Kunden. 

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