Kolumne: Ernüchternd (Peter Dobcak)

Anna-Lena Seeber

Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie © Sophisticated Pictures

Knapp zehn Tage hat die Gastronomie ihre Betriebe wieder geöffnet. Nach den für viele Gastronomen wohl härtesten acht Wochen ihres Lebens, durften wir am 15. Mai endlich wieder Gäste begrüßen. Einzig, Sie kamen nicht oder nur sehr zögerlich. Dieses Verhalten hat sich bereits durch die Ergebnisse aus unserer Gästebefragung von vor 14 Tagen abgezeichnet.

Es wollen zwar 80 Prozent der Befragten die Gastronomie mit ihren Besuchen unterstützen, doch 66 Prozent haben gedämpfte Besuchsabsichten. Besuche sind bestenfalls mehrmals pro Monat geplant.

Es sind vorwiegend zwei Gründe weshalb die ersten Tage nicht so verlaufen sind, wie erwartet. Die Warnung der Regierung vor einer möglichen Ansteckung ist in den Köpfen der Bevölkerung angekommen und man hat sich an das Social Distancing und das Kochen daheim gewöhnt. Zweitens, die für sehr viele doch deutlich spürbaren finanziellen Einbußen durch Kurzarbeit oder schlimmer, Arbeitslosigkeit.

Vielen verdirbt auch die Maskenpflicht die Freude am Weggehen, aber auch die Limitierung auf vier Personen pro Tisch. Größere Feiern dürfen noch nicht stattfinden.

Gut besucht waren die üblichen In-Lokale in der Innenstadt, sowie die gehobene Gastronomie. Für weite Teile der Gastronomie waren die Stammgäste eine große Stütze. Fatal die Situation für jene Betriebe, die vorwiegend von Touristen besucht werden, die derzeit noch fehlen. Das hat auch dazu geführt, dass Betriebe entweder gar nicht aufgesperrt haben oder nach wenigen Tagen wieder geschlossen wurden. Auch hier ist die Innenstadt sehr stark betroffen.  Ich hoffe sehr, dass einige Lokalpolitiker ihre Lektion gelernt haben und erkennen, wie wichtig die Gastronomie für die Belebung des Standortes ist. Deutlichen Einfluss auf das Mittagsgeschäft hat auch die Umstellung auf Homeoffice. Viele Unternehmen wollen in weit stärkerem Ausmaß als bisher auf Homeoffice setzen. Damit wird auch das Lieferservice in der Gastronomie eine wesentlich größere Rolle spielen.

Wesentlich für den eher flauen Auftakt sind die fehlenden Kulturveranstaltungen, die vorwiegend lokales Publikum anziehen. Solange Theater, Kinos und Kabaretts nicht öffnen dürfen, fehlt ein entscheidender Anreiz auszugehen.

Besonders betroffen ist die Nachtgastronomie, die theoretisch zwar öffnen darf, doch der bereits jahrelang anhaltende Trend zum immer späteren Ausgehen, macht eine Öffnung bis 23:00 Uhr wirtschaftlich uninteressant. So sind es viele einzelne Faktoren, die das wirtschaftlich erfolgreiche Hochfahren der Gastronomie bremsen.

Von Seiten der Bundes- und Stadtregierung, als auch der Wirtschaftskammer sind massive Marketingkampagnen geplant um der Bevölkerung das Vertrauen in die Sicherheit eines Lokalbesuches wieder zurückzugeben. Sie rufen dazu auf, die Kultur der Wiener Gastronomie gemeinsam zu erhalten.

Diesen Aufruf gebe ich weiter: “Fast allen hat die Gastronomie während der letzten 2 Monate sehr gefehlt. Wir haben erkannt, dass der Wirt ums Eck keine Selbstverständlichkeit ist. Helfen wir alle zusammen um die Wiener Gasthauskultur am Leben zu erhalten.“

Euer
Peter Dobcak