Ein Wochenende in der Toskana: Essen wie die Locals.

Christin Pogoriutschnig

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Während eines typischen Toskana-Trips werden häufig nur altbekannte Hotspots abgegrast. Wer sich aber vom Trubel etwas entfernt, findet schnell kulinarische Geheimtipps, wie zum Beispiel beim „Macello di Bolgheri“, oder genießt livornesische Fischgerichte in den Lieblingslokalen der Einheimischen.

Wer ein kulinarisches Wochenende in der Toskana verbringen, und so viel wie möglich von ihrer Vielfalt genießen möchte, der kommt an zwei Dingen jedenfalls nicht vorbei, nämlich an Meeresfrüchten und „Bistecca“. Wohlbekannt ist natürlich die „Bistecca Fiorentina“, die man am besten in der Hauptstadt selbst genießt, etwa in den mehrfach ausgezeichneten Steakhäusern Trattoria Dal’Oste oder Regina Bistecca. Die Zubereitung von Rindfleisch haben die Toskaner aber allgemein perfektioniert – nicht nur jene in der Florentiner-Variante. Daher empfiehlt sich, speziell wenn man in der Gegend rund um Grosseto oder Livorno unterwegs ist, ein Abstecher zum „Il Macello di Bolgheri“. Inmitten von Weinreben und in einer Lage, die märchenhafte Sonnenuntergänge verspricht, findet sich das Restaurant im Ortsteil Bolgheri der Gemeinde Castagneto Carducci, unweit des charmanten Dörfchens Borgo Bolgheri. Es empfiehlt sich in jedem Fall, ein paar Minuten weiter zu fahren und die wunderschöne Straße „Viale dei Cipressi“ entlangzufahren! Im „Macello di Bolgheri“ werden Gäste von Küchenchef Omar Basacchi und dem „Macellaio“ also dem Fleischhauer und Hausherrn Dario Cecchini höchstpersönlich empfangen. Letzterer ist wohl einer der berühmtesten Fleischer der Welt, und war Teil der Netflix Serie „Chef’s Table“ (Episode 6). Auf der romantischen Terrasse oder zwischen Rinderhälften und rot-weiß karierten Servietten ist man hier im Paradies der Fleischtiger angekommen – und kann dieses auch mit gutem Gewissen genießen. Denn das Fleisch – in diesem Fall ausnahmslos Rind – ist zu 100% „fatta in casa“ von Cecchini und seinem Team. Die beste Wahl für den ersten Besuch ist das Degustationsmenü, bei dem sich nicht nur der Magen, sondern, zumindest aus österreichischer Sicht, auch das Geldbörserl freut. Um 50€ pro Person verkostet man über 10 Gerichte – Anitpasti, Vorspeisen, Hauptspeisen und ein Dessert – inklusive einer Flasche Rotwein aus eigener Produktion. Von Beef-Tartare und Carpaccio, über die wahrscheinlich beste Lasagne der Welt bis hin zu einer Variation aus verschiedensten Steaks und Beef-Kreationen probiert man sich hier praktisch durch die Speisekarte. Vorbeischauen lohnt sich!

Fisch und die echten Livorneser

Einer der vielen Faktoren, welche die Toskana als Region so facettenreich und wunderbar machen, ist die Abwechslung die sie bietet. Von sanften Hügeln mit ausgezeichneten Weingütern, über hausgemachte Fleischspezialitäten im Landesinneren bis hin zu Fischrestaurants in der Küstenregion deckt die Toskana unterschiedliche Genusserlebnisse ab.  Fisch wird dabei natürlich so frisch wie möglich genossen – am besten direkt am Meer. Die ungeschlagene Fisch- und Meeresfrüchte-Hauptstadt ist die Hafenstadt Livorno. Denn eines können die Livorneser besonders gut, nämlich genießen. Die Frische, Regionalität und Qualität des Fisches ist dabei essentiell und wird von den Gästen vorausgesetzt. „Für uns Italiener ist es ein Fest, Fisch essen zu gehen,“ erzählt uns Vincenzo. Wir treffen den jungen Mann, am Hafen von Livorno, als wir nach einer Empfehlung zum Mittagessen fragen, und kommen ins Gespräch. „Es ist etwas besonders, und wir genießen es sehr, weil die Gerichte hier wirklich ohne Umwege aus dem Meer kommen!“ Außerdem ist es im Gegensatz zu Österreich hier weit weniger verbreitet, wöchentlich oder gar täglich essen zu gehen. Auf unsere Frage nach einer Restaurantempfehlung, die auch gerne „fancy“ sein darf, nimmt uns der junge Italiener gleich den Wind aus den Segeln – im positiven Sinn. „Es gibt hier zwar Gourmetrestaurants, aber im Grunde unterscheiden die Lokale nicht zwischen teuer und günstig, oder ‚fancy‘ und nicht ‚fancy‘. Der Gast ist hier immer König, es gibt weiße Tischtücher, die für Niveau und Hygiene sorgen und was die Speisen betrifft kannst du von Pasta um 8€ bis zum Hummer um 100€ alles bekommen. Willkommen ist jeder.“ Sympathisch, wie wir finden.

Auf Empfehlung von Vincenzo und auf der Suche nach typisch livornesischen Gerichten kehren wir zum Mittagessen im „Porto di Mare“ ein. Die Antipasti, ein fünferlei aus Meeresfrüchten, waren an Frische und Geschmack nicht zu überbieten. Und auch die Lust nach traditionellen Gerichten aus der Region wurde dank „Baccalà alla Livornese“ gestillt – gesalzenes, luftgetrocknetes und anschließend frittiertes Fischfilet. Ein Mittagessen in Livorno ist aber nicht komplett, wenn es nicht mit „Ponce“ gestillt wird – dem typischen Getränk aus Kaffee, Rum und Zitronenschale. Ein absolutes Muss für jeden, der wie die Einheimischen genießen möchte.

Ein Wochenende ist aber natürlich viel zu wenig, um allein die Gegend um Livorno ausreichend zu erkunden. Doch der nächste Gastro.News Reisebeitrag kommt bestimmt!