Kolumne: Klassenkampf der niemals aufhört (Peter Dobcak)

Dominik Köhler

Peter Dobcak, Fachgruppenobmann der Gastronomie, Wirtschaftskammer Wien ©Culinarius

Alleine die Überzeugung, dass Klassenkampf niemals aufhört, zeigt, dass es dem streitbaren Vida-Vorsitzenden Roman Hebenstreit in seinem Kurier Interview vom 4. September 2021 wohl eher um den Kampf geht, denn um die Gleichstellung der Klassen.

Es sind nicht die vermeintlich so diskriminierten ArbeitnehmerInnen, die in Scharen auf die Straße gehen und gegen die allgegenwärtige Ausbeutung protestieren, sondern es sind die Vertreter der Gewerkschaft, die mit emsiger Hilfe der Arbeiterkammer inzwischen über Jahrzehnte zum Halali gegen die Arbeitgeber aufrufen. Dies ist auch großartig gelungen, denn inzwischen leben wir in einem Land wo die Arbeitnehmer mehr Rechte haben als die Arbeitgeber.
Gleiches Recht sollte für alle gelten, völlig richtig. Dann lade ich ein, einmal das Arbeits- und Sozialgericht zu besuchen. 9 von 10 Verhandlungen gehen zugunsten der Arbeitnehmer aus.

Da können die vom Arbeitnehmer vorgelegten Beweise noch so dünn sein, meist wird ihm Recht gegeben. Die Anwälte der Arbeitgeber empfehlen lieber gleich vor der Verhandlung einem Vergleich zuzustimmen, denn das kommt billiger. „Es heißt nicht umsonst Arbeits- und Sozialgericht“ soll ein Richter einmal gesagt haben.
Das dies mit Hilfe der Arbeiterkammer bis zum Exzess ausgenützt wird, ist traurige Tatsache. Sind die Beweise für nicht ausbezahlte Überstunden oder andere Vorwürfe von Fehlverhalten noch so an den Haaren herbeigezogen, eine Aufforderung zur Zahlung mit sonstiger Klagsdrohung seitens der AK flattert standardmäßig im Betrieb ein. Da kann die Unternehmervertretung noch einiges lernen, wie man die Interessen seiner Mitglieder konsequent vertritt. Das Thema Kündigung, Krankenstand oder Schwanger einen Tag nach dem Ende der Probezeit verdient eine eigene Betrachtung, soll allerdings der Vollständigkeit halber auch hier erwähnt werden. Die Kosten bleiben nahezu komplett beim Unternehmen hängen.

Der Vorwurf, die Branche bilde viel zu wenige Lehrlinge aus und habe sich deshalb den Mitarbeitermangel selbst zuzuschreiben, kann so nicht stehengelassen werden. Was Herr Hebenstreit unerwähnt lässt, ist der unermüdliche Verweis der Gewerkschaft auf die schier grenzenlosen Rechte der Lehrlinge. Wenn der junge Mensch, ausschließlich über seine Rechte informiert wird und scheinbar überhaupt keine Pflichten oder Loyalität gegenüber dem Lehrbetrieb hat, wundert es nicht, dass immer weniger Betriebe Lehrlinge ausbilden. Es ist fast unmöglich einen Lehrling der nicht entspricht wieder los zu werden. Konflikte mit der Gewerkschaft sind vorprogrammiert. Kleinere Betriebe gehen diese Risiko immer weniger ein.

Wie schizophren Vida und AK agieren, zeigen die regelmäßig veröffentlichten Expertenberichte. Da wird in Pressekonferenzen und Aussendungen, so wie auch im aktuellen Artikel, das geringe Lohnniveau beklagt, also höhere Löhne dringend gefordert. Schön und gut, doch jedem muss klar sein, dass das nur über höhere Endverbraucherpreise zu finanzieren ist. Zwei Wochen später beschweren sich die selben Organisationen mittels Aussendungen über die unverhältnismäßig gestiegenen Preise in der Gastronomie. Das frage ich mich schon, was das soll?

Es sind nicht die Gehälter, die zu niedrig sind, sondern die Kosten, die so rasch steigen, sodass Gehaltserhöhungen immer zu niedrig ausfallen werden und damit für den Betrieb über kurz oder lang nicht mehr leistbar sind. Vielleicht hat der Niedergang des Mittelstandes auch mit dem Erfolg der Gewerkschaft zu tun, immer mehr Sozialleistungen für alle zu fordern und zu bekommen, egal was der oder die Einzelne dazu beiträgt?  Dass wir schon lange den Punkt erreicht haben, wo dies ohne grundlegende Reform nicht zu stemmen ist, sollte inzwischen jedem klar sein.

Auch wir Arbeitgeber haben unsere Hausaufgaben zu erledigen, keine Frage. Das permanente Schüren von Unzufriedenheit und Hetzen gegen die Arbeitnehmer gehört nicht dazu.

Es ist an der Zeit damit aufzuhören, sich gegenseitig als Feindbild zu etablieren, sondern als Sozialpartner sinnvolle und vor allem leistbare Maßnahmen zu erarbeiten. Diese beim eigenen Mitglied und danach beim Gesetzgeber durchzubringen, wird schwer genug.

Euer
Peter Dobcak