Tohuwabohu in der Leopoldstadt

Andrea Wieger

Dreieinhalb Jahre warten, bis man sie kriegt, diese wunderbar gelegene und sehr charmante Lokalität – das nenn ich mal Geduld. Wenn dann auch noch so viel Willenskraft dahinter steckt, kann das ja meiner Meinung nach nur was Spannendes werden.

Diese zwei Eigenschaften hat Gabriel Alaev bewiesen. Der Betreiber des neuen „Ramasuri“ im hübscheren und zugleich hippen Teil der Praterstraße ist jahrelang bei dem damals noch als „Mader & Pötsch“ geführten Beisl vorbeigegangen, am Weg zu seiner Arbeit, ins Motto am Fluss. Viele Jahre hat er bei Bernd Schlacher gelernt, was gute Gastronomie ausmacht. Jetzt setzt er es als Hauptverantwortlicher selbst um.

Die teilweise unverputzte und beschmierte Fassade schreckt vielleicht anfangs ein wenig ab, doch beim Begutachten des Gastraums, Verweilen am netten Platz, der – ähnlich wie das New Yorker Flat Iron Building – zwei Straßen zusammenführt, beim Lesen der Speisekarte und spätestens beim Essen weiß man, dass dies einfach dazugehört, es passt einfach ins Ramasuri, was übrigens soviel heißt wie Durcheinander, Wirrwarr. (Der älteren Generation braucht man dies wohl nicht zu erklären.) Drinnen wunderschönes und aus alten Scheunenbrettern selbstgemachtes Holz-Tischmobiliar, kombiniert mit edlen Thon-Stühlen, bunten Kissen und Graffiti eines brasilianischen Street Art Künstlers, draußen im Schanigarten kleine bunte Tische, blühende Margeriten und der Johann Nestroy steht auch daneben – eine sehr hübsche und gemütliche Kombination ist das!

Hübsch sind auch die Gerichte, die auf noch hübscheren Tellern daherkommen. Ob Holler-Porridge, pochiertes „Egg Royal“ mit Lachs, Sauce Hollandaise und Schnittlauch, das „Donauweiberl“ (geräucherte Forelle, Rahmgurke, Pumpernickel und Kren) oder, ganz vegan, geröstetes Sauerteigbrot mit gegrillter Mango, Spinat und Avocado – fürs Frühstück eignet sich das Ramasuri schon mal prima.

Zu Mittag gibt’s dann kreative Vorspeisen wie Beef Trarar (ja, richtig geschrieben) mit Paprikaeis oder Ceviche von der Offiziersmakrele und Salate mit Spargel und Roastbeef oder Erdbeeren und Wurzelgemüse und warme Hauptgerichte wie „Hendl im Heu“ mit Quinoa und Fenchel, sehr zu empfehlen auch die saftigen Wels-Butterschnitzel mit Erbsen-Minzpürree und Krenhäubchen oder gar Backhendl mit Innereien-Creme und Knusperhaut. Ja, so altwienerische Speisen sind auch modern interpretiert wirklich was Feines. Das Ganze wird zu moderaten Preisen und in hervorragender Qualität serviert, das ist Gabriel Alaev schon sehr sehr wichtig, muss aber nicht überall betont werden. Dass seine Gerichte biologisch, frisch und sehr hochwertig sind, ist für ihn selbstverständlich. Die kleine aber feine und übrigens sehr fesch gestaltete Speisekarte wechselt alle paar Wochen, als nächstes werden sich Maibock und Rhabarber darauf finden.

Auch die Getränke sind nicht zu verachten: ein paar Limonaden werden hausgemacht (Tipp: Matcha-Blütenhonig-Minz-Limo), der Kaffee kommt von der Traditionsrösterei Alt Wien, die Cocktails kommen beispielsweise gänzlich ohne Zucker aus, werden stattdessen mit Honig zubereitet.

Mein Fazit:

Herrlich! Weil unangestrengt gut und bunt und atmosphärisch sehr sympathisch. Das Ramasuri könnte mein künftiges Stammlokal werden. Und als Antwort auf die Frage wohin man in Wien bei einem Kurzbesuch gehen soll, kommt es von nun an auch wie aus der Pistole geschossen, zumindest von mir.

 

Ramasuri

Praterstraße 19

1020 Wien

Tel. 0676/ 466 80 60

www.facebook.com/RamasuriWien

Geöffnet: Montag bis Samstag 08-22 Uhr, Frühstück bis 11:30 Uhr

Zweigängige Mittagsmenüs: € 8,50 – € 9,50