Toasterei Bunter Hund

Andrea Wieger

Schinken und Käse und zwei einfache Scheiben Weißbrot, fertig. Der “gute alte“ Schinken-Käse-Toast – weckt das nicht auch Erinnerungen an frühere Zeiten? An das etwas andere, Nachtmahlessen (statt dem üblichen Wurstbrot) in der Kindheit, wenn kein frisches Brot daheim war. An kulinarische Freuden in der Jugend – mitten in der Nacht, die den Hunger vom zu langen Feiern und zu tiefem Blick ins Glas gestillt haben. Oder an den Reisesnack im Ausland, der einfach immer geht und nicht die Welt kostet. Herrlich, so ein Toast … weil er in vielen Lagen ein g’schmackiger Seelentröster ist und – zumindest in Österreich – auf beinahe jeder Speisekarte eines jeden Kaffeehauses steht.

Dem Thema Toast haben sich vor einiger Zeit Nikolai Kölbl (führt auch die Weinschenke, wo Burger serviert werden) und Manuel Vogler verstärkt gewidmet. Weil Wien aber nun wirklich nicht noch einen Burger-Schuppen braucht, ist es Toast geworden, das in ihrem im April eröffneten kleinen Laden namens “Bunter Hund“ zubereitet wird. Dass es jedoch, wenn Toast-Fans eine Lokalität eröffnen, nicht bloß bei Pressschinken plus Schmelzkäse zwischen zwei eckigen Brotscheiben bleibt, haben wir uns jetzt schon gedacht, stimmts?

Die Adresse der neuen “Toasterei“ ist schon mal eine gute: ‘am inneren Anfang‘ der Praterstraße, gleich um´s Eck vom Ramasuri, dem Mochi, dem Café Ansari – hippe Gegend also. Ob der Name ebenfalls gut ist, darüber lässt sich streiten, zumal es schon einen Shop gibt, der so heißt und sich tatsächlich mit Hunden beschäftigt. Aber so lange das Endergebnis stimmt, ist der Name ja nicht ganz so essentiell.

 

Apropos Endergebnis: ein neues Konzept haben sich Kölbl und Vogler auch bei der räumlichen Gestaltung überlegt. Neu deshalb, weil Küche, Gastraum, Kassa und Lager zu einer Einheit verschmelzen. Wohl auch, weil die Örtlichkeiten nicht viel mehr zulassen. Wo der eine Immobilien-Interessent vielleicht wegen Platzmangel abgewinkt hätte, war das dynamische Toast-Duo kreativ und flexibel. Es gibt keine Barriere zwischen Gast und Mitarbeiter, man isst seinen Toast an einem großen Stehpult in der Mitte des Raumes – quasi gleich neben dem “Toast-Koch“ (könnte man an dieser Stelle vielleicht Toastier schreiben? Nett klingt´s schon) – oder auf den bunten Plastiksesseln, die aussehen, als ob sie vor ein paar Jahren noch in der Wartehalle am alten Südbahnhof standen. So retro sind die. Als Mini-Tisch fungiert eine Installation aus zwei Bierkisten und einer Holzplatte obendrauf, als eine Art ’Speisetafel’ dient die Schiebetür zum hinteren Lager. Der alte, gefleckte Betonboden, die bewusst sichtbaren Einmachgläser, Weinflaschen und Kaffeetüten auf den Regalen, die laute Musik und die Mitarbeiter, die sich das karierte Gschirrtuch als Stirnband um den Kopf binden – ja, das passt schon alles ganz gut zusammen. Das ergibt ein ordentliches Hipster-Gesamtbild.

Jetzt aber endlich zum Wesentlichen der ganzen Story. Auf der Speisekarte finden sich derzeit sieben Toast-Variationen, die alle einen witzigen Namen haben. Wenn man zum Beispiel den „Hawara“ bestellt, kriegt man zwei mit Weißbier-Schopfbraten vom Mangalitzaschwein, süß-saurem Weißkraut, geräuchertem Gouda und Bio-Ei gefüllte Brotscheiben, und zwar keine kleinen Brotscheiben. Oder der vegetarische „Adriano“, gefüllt mit weichem Taleggiokäse, grünem Spargel, Rotwein-Feigen und Orangen-Tomaten-Chutney. Oder dann noch der „Don Quijote“ mit Serrano-Schinken, Manchegokäse, Oliven und süß mariniertem Fenchel. Hui… das sind tolle Kombis! Ich probierte jedoch bei zwei Besuchen zwei andere Versionen: einmal den „Shlomo“, weil ich mich vom Wort Pastrami angezogen fühlte. Das Roastbeef à la Pastrami war dann leider doch etwas anders, als ich es mir vorgestellt hab. Nicht dunkelrosa, sondern hellbraun und nicht mager, sondern sehr durchzogen. Schade. Sonst war noch würziger Bergkäse drin, zweierlei marinierter Rettich und rote Zwiebeln. Dazu dafür hervorragende Trüffel-Mayo und Gurkerl. Beim zweiten Mal war mir dann nach was Süßem: der einzige süße Toast ist der „Queen Mum“ mit in Earl Grey eingelegtem Trockenobst (Marille und Zwetschke), karamellisierten Walnüssen und interessantem Sanddorn-Käsemus. Gebettet zwischen zwei Brioche-Scheiben, ja das war schon richtig gut. Wenn ich das dritte Mal hingehe wird’s bestimmt der vielversprechend klingende, mit Sashimi-Lachs, Avocado und Dille gefüllte Toast, jawohl.

Hausgemacht ist im Bunten Hund so ziemlich alles, ebenso das Brot. Hier wählt der Gast zwischen der Topfenweizen-Variante nach Omas Rezept, dem Sauerteig-Roggen- und dem Dinkel-Kürbiskernöl-Brot. Man setzt auf Regionalität – beispielsweise Fleisch vom Wiener Fleischer Hödl, Traubensaft aus dem Traisental – sowie auf Nachhaltigkeit. Serviert werden die Toasts nicht auf Plastik- oder Wegwerfgeschirr, sondern im braunen Papiersackerl auf schönen Holzbrettern. Nett find ich außerdem, dass man bis 16 Uhr bei Vor-Ort-Bestellungen einen gratis Alt Wien-Espresso dazubekommt.

 

Mein Fazit:

Der Preis für einen Toast (zwischen € 6,50 und € 9,50) ist zwar hier logischerweise nicht derselbe wie für die Standard-Version im Bahnhofsbeisl, aber hier kriegt man auch wirklich mehr für sein Geld. Richtig gute Kombinationen, hochwertige Zutaten, Hipsterfaktor, Lage,… eh scho wissen. Wie es ausschaut, wird man „Bunter Hund“ bald eher mit köstlichen Toast als mit Hundezubehör assoziieren. Zumindest könnte das in Wien der Fall sein. Hoch lebe der kleine, aber sympathische Konkurrent zum Burger!

 

Toasterei Bunter Hund

Praterstraße 11

1020 Wien

Geöffnet: Montag bis Samstag 11 bis 21 Uhr